Schriesheim im Bild 2023

04.09.2013

Kretschmann in Schriesheim: "Die Wahl ist nicht entschieden"

Kretschmann in Schriesheim: "Die Wahl ist nicht entschieden"

'Schwer beeindruckt' war Ministerpräsident Winfried Kretschmann von der Kulisse: Knapp 600 Interessierte kamen gestern Abend in die Mehrzweckhalle, um den grünen Landesvater als Wahlkämpfer zu erleben. Die Band 'Fahrenheit' sorgte für musikalische Stimmung. Fotos: Dorn

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Die Grünen im Wahlkreis Heidelberg-Weinheim wählten die Mehrzweckhalle, um die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs an Bergstraße und Neckar einzuläuten und hatten keinen Geringeren als Ministerpräsident Winfried Kretschmann dazu eingeladen. Dieser sprach eine Stunde lang vor den rund 600, die trotz Sommerwetters den Weg ins Sportzentrum gefunden hatten. Kretschmann war beeindruckt und wurde von Landtagsabgeordnetem Uli Sckerl gar nicht groß vorgestellt: "Denn das wäre ja Wein nach Schriesheim tragen."

Sckerl begründete auch die Ortswahl für diesen Abend: "Schließlich stand die Wiege der Grünen im Rhein-Neckar-Kreis vor 34 Jahren in Schriesheim." Die hiesige Wahlkreiskandidatin, Franziska Brantner, musste er entschuldigen. Ihr Vater war verstorben: "Jetzt werden wir sie noch engagierter unterstützen", versprach ein kämpferischer Sckerl: "Denn noch ist die Wahl nicht entschieden. Wir haben bessere Konzepte und bessere Antworten für Fragen der Zukunft. Wir wollen in Baden-Württemberg ein gutes Ergebnis für den Wechsel abliefern." Und wo er schon bei Wahlzielen war, nannte er gleich noch zwei: Die Grünen als stärkste Fraktion nach der Kommunalwahl im nächsten Jahr und die Wiederwahl von Bürgermeister Hansjörg Höfer im Dezember: "Wir sind sehr dafür", so Sckerl.

Höfer selbst nutzte sein Grußwort für einen Dank an den Ministerpräsidenten. Dank Kretschmanns Arbeit bekämen Kommunen Zuschüsse für die Kleinkindbetreuung und erhöhte Gelder für die Kindergärten - alles in allem alleine in Schriesheim 800 000 Euro: "Sie sorgen dafür, dass wir handlungsfähig bleiben." Zudem lobte Höfer den Entwurf zur Schulbauförderung: "Denn Investitionen sind hier bitter nötig." Kretschmann dürfte Höfers Worte gerne gehört haben, setzte in seiner rund einstündigen Rede jedoch auch eine kleine Spitze gegen Schriesheim. Das Land sei bei der Verkehrsinfrastruktur "dramatisch unterfinanziert": "Und das liegt auch an Euch", bezog sich der Landesvater auf den 85 Millionen Euro teuren Branichtunnel.

Doch insgesamt gab es von Kretschmann an diesem Abend nur Lob, und das nicht nur für die Kommunen, sondern auch für den Mittelstand und die Menschen, die engagierter seien als im Rest der Republik. Zuvor sprach Kretschmann über den Klimawandel, die Energiewende und die Bildungspolitik. Hier gab er sich als "Anhänger der Ganztagesschule" und Befürworter eines weiterführenden Schulmodells aus Gymnasium, Gemeinschaftsschule und Berufsschule. Und: "Hausaufgaben müssen wieder Schulaufgaben werden." Man müsse die Eltern erlösen, die Milliarden für Nachhilfe ausgeben würden.

Beim Abbau der strukturellen Haushaltslücke stellte er auf spürbare Einschnitte und auch Steuererhöhungen ein: "Man kann keinen Haushalt sanieren, ohne dass es einer merkt." Kretschmann gab sich zwar nicht besonders angriffslustig an diesem Abend. Doch landesväterlichen Humor ließ er immer wieder aufblitzen. Etwa beim Thema "Veggieday": "So schlimm war der Vorschlag doch nicht. Ich als alter Katholik weiß, dass kein Fleisch am Freitag nicht das Schlechteste ist." Blieb noch Kretschmanns Wahlempfehlung: "Wenn Ihr die Grünen wählt, dann macht Ihr nix falsch." > Metropolregion

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung