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18.09.2013

Schriesheimer Weinlese: Wunschtermin ist der 30. September

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Wird es ein "heißer Herbst" für die Winzergenossenschaft (WG)? Auf jeden Fall wird es kein einfacher. Die Voraussetzungen für die Lese seien "beileibe nicht gut", blickte nicht nur WG-Vorstandschef Friedrich Ewald in der Herbstversammlung der Genossenschaftswinzer sorgenvoll auf das "Novemberwetter" der letzten Tage. Auch Weinkönigin Alexandra wünschte den Weinbauern endlich stabilere Witterungsbedingungen mit sonnig-trockenen Tagen und kühlen Nächten.WG-Geschäftsführer Harald Weiss hat mittlerweile ein geflügeltes Wort, wenn es um die Ernte geht: "Die Lese wird kein Spaziergang". Aber es gelte, die Chancen des Jahrgangs 2013 zu nutzen, die Nerven zu bewahren und aufzupassen, was die Gesundheit der Trauben angeht: "Wir wollen die Qualität und die Menge sichern."

Zumal jetzt schon absehbar ist, dass es nicht der Riesenherbst wird, sondern eher ein kleiner Jahrgang mit bis zu 15 Prozent weniger Ertrag als 2012. Die WG will ihn ab 30. September einfahren. Das sei aber nur ein Wunschtermin, betonte Weiss: "Das kann noch problematisch werden." Daher wird der Lesestart endgültig am kommenden Montag bekannt gegeben: "Alles andere wäre Lotterie".

Am Sonntag war Weiss mit WG-Aufsichtsratschef Winfried Krämer draußen zu ausgiebigen Reifemessungen zwischen Großsachsen und Dossenheim. Das Ergebnis: Noch fehlen die Öchslegrade, die Vegetation ist zwölf bis 16 Tage hintendran. Für Weiss aber das kleinste Übel: "Wir müssen jetzt keine Panik haben, denn wir sind zeitlich noch ganz gut dabei." Problematisch ist eher, was Messwerte zwischen 61 und 77 Grad Öchsle beim Müller-Thurgau oder beispielsweise 66 bis 77 Öchslegrade beim Grauburgunder schwarz auf weiß belegen: "Die Reifesituation ist sehr unterschiedlich, sogar am selben Stock", so Weiss. Der Austrieb war später, das Frühjahr zu kalt, die Blüte 16 Tage hintendran, oft mit Verrieselungen. "Man musste also ständig hinterher sein", so Weiss.

Nächste Herausforderung, die sich bei den letzten Rundgängen auftat: der Gesundheitszustand. Etliche Anlagen, so Weiss, hätten Probleme mit Oidium bis hin zum "Totalausfall". Peronospora sei zu finden, und bei abgedrückten Beeren drohen Essig und Fäulnis. Alle Winzer seien also aufgefordert, ihre Anlagen in kurzen Abständen, zumindest aber regelmäßig zu kontrollieren.

Krämer ergänzte, dass man bei den Kontrollen meist immer wieder dieselben Winzer zu beanstanden habe, was daran liege, dass Schäden von Jahr zu Jahr weitergeschleppt würden. Das müsse nicht sein, so Krämer. Frühzeitig im Jahr könne man da entgegenwirken, um der Lage Herr zu werden. Eigentlich, fuhr der Aufsichtsratschef fort, sei man gehalten, die Beanstandungen zu dokumentieren und dem Badischen Winzerkeller in Breisach zu melden. "Aber wir sind auch für die Winzer da". Daher Krämers Tipp: nacharbeiten im Weinberg. Dann bedürfe es auch keines Berichts, und niemand habe negative Folgen zu erwarten. Betroffene habe man schon gezielt angesprochen. Die Lage ist also nicht im Ganzen kritisch. Daher sah auch Krämer keinen Anlass zur Nervosität. Das Beste werde man aus dem Jahrgang machen, bei dessen Lese der Einsatz des Vollernters ausgedehnt werden soll: "Zumal wir gute Erfahrungen gesammelt haben", so Weiss. Dabei ist die WG künftig nicht mehr nur auf Werner Bauer, der Inhaber des Winzerhofs Dachsbuckel in Heidelberg, und seinen roten Koloss angewiesen. Krämer hat sich nämlich auch einen gekauft. Sein Vollernter verfügt über das gleiche technische Prinzip, kann aber an den Schlepper angehängt werden: "Wir werden dadurch noch flexibler, wenn es schnell gehen muss", sagte Weiss, der wie immer auch an die Pflicht der Winzer erinnerte, wirklich die ganze Lese abzuliefern. Das war's dann aber mit den Hinweisen. Denn Vorfreude auf die Lese sollte doch auch aufkommen: "Ein Herbst macht immer Spaß", sagte Weiss. Da ging ein Raunen durch den Saal.
Die Genossenschaftswinzer stimmten sich bei der Herbstversammlung im Hotel 'Zur Pfalz' auf die Weinlese 2013 ein. Fotos: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung