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25.09.2013

Schriesheimer Wahlnachlese: Von "hoch erfreut" bis "tief betrübt"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Die erhitzten Gemüter beruhigen sich langsam. Die Spannung des Wahlabends hat sich gelöst. Die Aufarbeitung des Ergebnisses der Bundestagswahl hat begonnen - in Berlin, aber auch an der Basis. Die RNZ hat sich bei Schriesheims Ortsvereinen und Stadtverbänden der Parteien umgehört.

"Die CDU Schriesheim ist hoch erfreut über das Ergebnis der Bundestagswahl und gratuliert Karl A. Lamers ganz herzlich zu seinem deutlichen Wahlerfolg", so der Stadtverbandschef der Union, Daniel Schneegaß: "Für den Wahlkreis und insbesondere für die Stadt Schriesheim ist es von großer Bedeutung, weiterhin mit einem verlässlichen und kompetenten Abgeordneten der CDU im Bundestag vertreten zu sein." Schneegaß unterstrich, dass die Union in der Weinstadt sowohl bei den Erst-, als auch bei den Zweitstimmen deutlich zugelegt habe. Ein Ergebnis, das ohne die vielen Wahlkämpfer vor Ort nicht möglich gewesen sei. Einziger Wermutstropfen sei das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag, so Schneegaß: "Wir bedauern das sehr, sind aber zuversichtlich, dass die Erneuerung und der Wiedereinzug als liberale Kraft gelingen wird."

Das sieht FDP-Ortsverbandsvorsitzender Ingo Kuntermann genauso: "Es wird schwer, aber wir geben nicht auf. Wir werden wiederkommen." Doch der Frust war auch bei ihm zu spüren. Kuntermann sagte: "Wir haben eine schwere Niederlage erlitten. Die FDP ist tief betrübt und erschüttert. Sie wird ihre Fehler versuchen zu erkennen und konsequent und tief greifend korrigieren. Die FDP wird die kommenden Jahre dazu nutzen, um sich neu aufzustellen." Kraft schöpfen, in Ruhe, ohne Druck und Hektik des Regierens die eigenen Ziele neu justieren: Das sei das Ziel. Für die Probleme der Zukunft werde die Partei liberale Lösungsvorschläge erarbeiten. Dazu gehörten die Gestaltung der Gesellschaft vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sowie die Themen Zuzug von Ausländern und Integration. Liberale, so Kuntermann, gebe es in Baden seit 200 Jahren: "Wir sehen in der Niederlage auch unsere Chancen zur Erneuerung. Jetzt kommt die Europawahl sowie die Kommunalwahl 2014, und bis zur Landtagswahl 2016 werden die Dinge ganz anders aussehen."

"Gratulation an die Wahlsiegerin": Für Grünen-Ortsverbandschef Wolfgang Fremgen war der Sieg von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der CDU "eindeutig". Das Abschneiden seiner Partei nannte er "schlecht": "Es ist uns offensichtlich nicht gelungen, die Menschen von den Inhalten unseres Wahlprogramms zu überzeugen. Zentrale Themen wie die Steuerpolitik wurden schlecht kommuniziert und von den Menschen auch nicht akzeptiert. Dazu kam noch eine Kampagne, die vielfach nicht verstanden wurde." Die Bürger würden keine Botschaft mögen, "die einen erhobenen Zeigefinger beinhaltet". Deshalb müssten die Grünen ihre Inhalte überdenken: "Die Energiewende muss wieder Hauptbestandteil einer grünen Debatte werden."

"Zunächst unseren herzlichen Glückwunsch an Lothar Binding, dass er erneut in den Bundestag einziehen wird. Durch seine seriöse, bürgernahe, und verständliche Politik in Berlin hat er in den letzten vier Jahren den Grundstock gelegt, so dass er am Sonntag noch einmal fast ein Prozent Stimmen hinzugewinnen konnte", sagte Jürgen Busch, stellvertretender SPD-Ortsvereinsvorsitzender. Dass der Stimmenzuwachs der SPD im Wahlkreis und insgesamt nicht gereicht habe, die gesamte bisherige Regierung abzulösen, sei bitter: "Die SPD-Führung wird die Situation gründlich analysieren, um am Freitag mit seriösen Vorschlägen in die Beratungen des Parteikonvents zu gehen", so Busch. Mit dem guten Ergebnis von Lothar Binding könne die SPD zuversichtlich auf die Kommunalwahlen im nächsten Jahr blicken. Diese seien zwar eine reine Personenwahl. Dennoch sei es "ein positives Moment", dass die SPD wohl auch in Schriesheim Stimmen bei der Bundestagswahl dazugewinnen konnte.

"Natürlich hatten nach den letzten Umfragen einige von uns mit einem zweistelligen Ergebnis gerechnet. Dennoch sind wir sehr zufrieden", sagte Jan Albers, Vorstandsmitglied im Ortsverband Schriesheim-Ladenburg der Partei "Die Linke". Die SPD könne nun mit der CDU "die Agenda-Politik fortsetzen und Militäreinsätze beschließen oder in Zusammenarbeit mit der 'Linken' einen Kurswechsel vornehmen", so Albers: "Leider bin ich mir sicher, welchen Weg die SPD gehen wird. Die jetzige SPD ist eben nicht mehr sozialdemokratisch, sondern neoliberal. Und die Grünen besetzen als Partei der Besserverdienenden nahtlos die Stelle der FDP."

60 Sitze im Bundestag würden die "Linke" anspornen, "unsere ehrliche und konfrontative Politik fortzusetzen. Deshalb werden wir auch bei den Kommunalwahlen im Mai 2014 mit Kandidaten für den Kreistag und die Gemeinderäte in Leimen, Schriesheim, Weinheim und Heidelberg mit einer eigenen Liste antreten."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung