Schriesheim im Bild 2023

12.10.2013

Zurzeit wird vier Mal am Tag in Schriesheim gesprengt

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Seit dem 1. August ist schon etwas Zeit ins Land gegangen. Ein schöner Tag war's. Ein Feiertag für Schriesheim. Der Durchstich des Branichtunnels wurde zum kleinen Fest am Ostportal. Doch die Arbeiten an der 1796 Meter langen Röhre ruhten zu keinem Zeitpunkt. Schließlich soll der Tunnel im Frühjahr 2016 fertig werden. Über den momentanen Stand der Dinge gaben gestern der Bauleiter des Branichtunnels, Ralph Eckerle, und sein Kollege Volker Staudacker Auskunft.

In Abschnitten schaffen sich die Bergleute zurzeit von Westen nach Osten vor und sprengen die Strosse aus dem Branich, quasi die unteren zwei Drittel des Tunnelquerschnitts. Mit dem Durchstich im Osten hatte man also lediglich das Ende der Sprengungen für das obere Drittel, die Kalotte, gefeiert. Und ursprünglich war geplant, dass die Mineure dann einfach umkehren, um den unteren Teil von Ost nach West vorzutreiben. Das geht jetzt anders. Auch weil die Leute der Baufirma Züblin bereits vor Monaten schon vom Westportal her begannen, den unteren Tunnelteil aus dem Granit zu sprengen. Inzwischen sind im östlichen Teil des Tunnels schon 500 Meter des kompletten Querschnitts hergestellt, und es geht schnell voran. Momentan wird vier Mal am Tag eine Sprengladung gezündet. Pro Detonation kommen die Bergmänner rund sechs Meter voran. Das Gestein wird wie geplant über das Westportal abtransportiert.

Inzwischen ist auf der östlichen Baustelle an der Talstraße auch der Bewährungs- und Schalwagen fast fertig und wartet auf seinen Einsatz. Mit dem Ungetüm wird die Innenschale aus Beton in den Tunnel eingespritzt, die dann in einem speziellen Verfahren langsam aushärtet. Doch zunächst müssen links und rechts am Sockel die Tunnelfundamente gebaut werden. Hier werden dann die Schienen verlegt, auf denen der Schalwagen millimetergenau durch die Röhre fährt. Die innere Betonauskleidung wird nicht direkt auf die Spritzbetonschicht aufgetragen, die die Tunnelwand direkt nach den Sprengungen stabilisierte. Zwischen dieser Außenschale und der Innenschale wird eine Kunststofffolie verschweißt, die als Ablauf für Bergwasser dient. Dies wird in ein geschlitztes Kunststoffrohr geleitet. Die Drainage soll den Tunnel trocken halten. Der Bau der Fundamente und des Wasserablaufs geht in Abschnitten der Innenverschalung voraus. So kommt das Bauwerk Schritt für Schritt voran.

Staudacker und Eckerle rechnen damit, dass der Schalwagen noch im Herbst seinen Weg durch den Tunnel antritt. Etwa ein halbes Jahr wird er bis zum Westportal brauchen. Dabei stellt der rote Koloss pro Arbeitstag die Innenwand eines Tunnelblocks her. Insgesamt gibt es 133 Tunnelblöcke, jeder einzelne ist zwölf Meter lang. Wenn der Schalwagen in der Röhre verschwunden ist, kann am Ostportal an der Talstraße der Bau des etwa 100 Meter langen Stücks Tunnel beginnen, das in offener Bauweise, also am Tageslicht, hergestellt wird. Dann verschwindet die heute sichtbare "Baugrube" quasi unter einem Betondeckel, auf dem später der Straßenanschluss des Bereichs rund um den Griethweg verlaufen wird. Auch am Westportal wird ein Tunnelabschnitt in offener Bauweise errichtet. Dazu kommen die Betriebsgebäude. Etwa Mitte 2014 soll es damit losgehen. Ebenfalls im kommenden Jahr wird der Straßenausbau in Angriff genommen. Dazu gehören auch Rohre für Löschwasser, die Entwässerung sowie die Elektrik, die im Fahrbahnaufbau verlegt werden. Doch zuvor wird die Zwischendecke installiert. Durch sie entsteht im Tunnelgewölbe ein Zwischenraum, der Abluftkanal. Bis zu diesem Arbeitsschritt dauert es allerdings noch. Ein anderer Termin liegt wesentlich näher. Schon am Donnerstag, 17. Oktober, um 19 Uhr, kann man sich im "Gelben Saal" des "Talhofs" den Film ansehen, den Siegfried Wandt bei der Durchstichsfeier am 1. August gedreht hat. Ein Film für alle, die seinerzeit nicht dabei sein konnten oder die Erinnerungen an den 1. August noch mal aufleben lassen wollen.

Copyright (c) rnz-online

Zurzeit wird vier Mal am Tag in Schriesheim gesprengt -2

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung