Schriesheim im Bild 2023

12.10.2013

"Ich bin kein Verwaltungsmann"

"Ich bin kein Verwaltungsmann"

Bürgermeister Hansjörg Höfer und seine Wahlkampfmanagerin Katharina Mechler. Foto: Dorn
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Er nennt es Wahlkampf. Auf den Einwand, dass es ja noch keinen ernsthaften Mitbewerber gibt, der ihm das Amt des Bürgermeisters streitig machen könnte, antwortet Hansjörg Höfer: "Ich möchte ja bei den Bürgern für mich werben und nicht bei einem Gegenkandidaten." Also betreibt der Verwaltungschef einen großen Aufwand, damit die Schriesheimer ihn am 1. Dezember wiederwählen. Plakate, Flyer, eine Broschüre, Infostände auf dem Wochenmarkt, eine Homepage, ein Facebook-Auftritt und zwei Infoveranstaltungen: All das wird es geben. Und sogar eine Art Wahlkampfmanagerin hat er wieder. Vor acht Jahren war es die heutige Grünen Stadträtin Fadime Tuncer, dieses Jahr heißt sie Katharina Mechler. Sie stellt Höfer gestern im "Kaffeehaus" vor, lädt zu seiner Auftaktveranstaltung für das Projekt Wiederwahl am Freitag, 18. Oktober, um 19 Uhr, in Majers Weinscheuer ein und wirbt auch schon für sich.

Für Höfer ist das "Kaffeehaus" ein ungewohnter Ort für eine Pressekonferenz. Aber öffentliche Gebäude sind im Wahlkampf tabu, also auch sein Büro im Rathaus. Rund 30 Minuten werde er am Freitag in der Weinscheuer sprechen: "Auch über meine Verdienste, aber dafür wird man nicht wiedergewählt." Daher soll es vor allem darum gehen, was sich Höfer für die nächsten acht Jahre vornimmt. Danach will er an den Tischen mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Eine musikalische Umrahmung durch Hans-Dieter Schotsch wird es geben, aber keine offene Fragerunde: "Die Veranstaltung soll vom zeitlichen Ablauf her berechenbar sein." Und vielleicht auch von ihrem Verlauf her.

Allerdings wirkt Höfer gestern nicht so, als würde er kritisches Nachhaken scheuen. Und überhaupt: "Viele werden zu der Veranstaltung kommen, die sich darüber freuen, dass ich wieder kandidiere. Ich bekomme gute Rückmeldungen. Und die Rathausmitarbeiter schätzen das auch. Wir sind in den acht Jahren gut zusammengewachsen", sagt der Amtsinhaber. Ein Gegenkandidat sei nicht seine Sorge oder gar ein Problem: "Mir geht es um mein Programm. Die Bürger werden mit ihrer Wahl entscheiden, was wir in den nächsten acht Jahren machen." In Mitbewerber Michael König von der "Nein-Partei" sieht Höfer keine Gefahr: "Ich habe den politischen Ansatz des Gestaltens, er einen Ansatz des Neinsagens." Als solcher sei König eher ein "Ventil gegen die Politik".

Zwei Tage nach dem Ende der Bewerbungsfrist, also am Freitag, 8. November, ebenfalls um 19 Uhr, wird sich Höfer in Altenbachs Sängerheim vorstellen, in Ursenbach ist keine Veranstaltung geplant: "Weil es hier außer den öffentlichen Gebäuden keinen geeigneten Raum gibt." Die Dörfler müssen also in die Kernstadt oder den Nachbarortsteil. Hier dürften sie einen selbstbewussten Rathauschef erleben. Auf die Frage, ob er nicht eher für seinen Status als "Schriesemer Bu" als für seine Politik gewählt würde, sagt er: "Das sehe ich nicht so. Ich habe acht sehr erfolgreiche Jahre hinter mir und habe viel in die Wege geleitet. Die Bürger haben Vertrauen zu mir und haben gute Erfahrungen mit mir. Mit dem Vertrauen der Bürger muss man sorgsam umgehen. Ich habe es in meiner Amtszeit nicht verletzt. Und wir haben viel bewegt, zum Beispiel in der Kinderbetreuung." Auch wenn er am Ersten Advent als Bürgermeister antritt: Höfer weiß, wo er herkommt: "Ich bin kein Verwaltungsmann und bin auch nicht dazu geworden. Gelernte Verwaltungsleute haben ihre eigenen Strukturen. Ich stamme aus einem Selbstständigenhaushalt und war selbst 22 Jahre lang Selbstständiger." Der als unabhängiger Kandidat auftreten will. Den Verweis auf Parteiunterstützungen wird man auf seinen "merkelorange-farbenen" Plakaten nicht finden - auch wenn er beim Plakatieren zum Beispiel auf die Hilfe von Grünen-Stadtrat Heinz Waegner zurückgreifen kann. Er finanziere den Wahlkampf zudem komplett alleine, so Höfer. Auch die Hilfe von Katharina Mechler bezahlt er aus eigener Tasche.

Deren Großmutter, eine geborene Ringelspacher, ist übrigens eine Cousine Höfers. Mechler selbst wohnt in Oftersheim, hat ihren Magister in Geschichte, Englisch und Politik und ist parteilos, wie sie selbst betont. Sie macht für Höfer die Wahlkampfarbeit im Hintergrund. Ihr Engagement ist zeitlich befristet - spätestens bis zum 22. Dezember, dem Tag des zweiten Wahlgangs, falls dieser nötig wird: "Ich bin so etwas wie das Mädchen für alles", lächelt sie. Sicher wird sie auch am 18. Oktober in Majers Weinscheuer dabei sein.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung