Schriesheim im Bild 2023

21.10.2013

Höfer wirbt für sich mit einer "Politik der Nachhaltigkeit"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Nach gut einer Stunde war der offizielle Teil gestern Abend vorbei und der Applaus verklungen. Bürgermeister Hansjörg Höfer hatte sich, seine Arbeit der vergangenen acht Jahre und seine Ziele für eine weitere Amtszeit vorgestellt, nämlich eine solide Finanzpolitik, die Sicherung und den Ausbau der Lebensqualität und die Attraktivität Schriesheims als Wohn- und Arbeitsstandort. Gitarrist Hans-Dieter Schotsch hatte zwischendurch und danach Lieder gesungen. Im letzten stritten sich das Wasser und der Wein, bevor sie vom Wirt zusammengekippt werden. Höfer indes wollte seinen Vortrag nicht verwässern lassen. Es war schon zuvor bekannt, dass es nach seinen Ausführungen keine offene Fragerunde geben würde. Doch der Rathauschef hätte kritisches Nachhaken nicht zu befürchten gehabt. Die meisten der gut 70 Zuhörer, die in der Weinscheuer Majer etwa die Hälfte der Tische füllten, dürften Höfer-Wähler gewesen sein. Sie verfolgten die Auftaktveranstaltung des Bürgermeisters, mit der er in das Projekt Wiederwahl am 1. Dezember einstieg. Er tat es selbstbewusst und wurde von Robert Hasenkopf-Konrad anmoderiert. Ein gutes Omen?

"Vor der letzten Bürgermeisterwahl habe ich diese Veranstaltung auch moderiert. Kaum zu glauben, wie schnell die acht Jahre vergangen sind", so Hasenkopf-Konrad. In dieser Zeit habe sich vieles verändert: "Ich habe einen grauen Bart und eine Lesebrille." Es war die lustigste Einlassung des Abends. Hasenkopf-Konrad freute sich über Höfers Kandidatur: "Eine gute Entscheidung." Schließlich seien die begonnenen Projekte beim Bürgermeister in guten Händen.

Der 57-Jährige stellte sich zunächst persönlich vor. Es war eine gute Gelegenheit, auf seinen Nimbus als "Schriesemer Bu" zu verweisen: "Die Bilder im Kopf aus meiner Jugendzeit leiten mich in meiner Arbeit als Bürgermeister." Diese sei auch vom Umdenken aus Erfahrung geprägt. "In meiner Jugend wäre ein Jugendsozialarbeiter Bevormundung gewesen, heute denke ich darüber anders." Oder der Branichtunnel: In den 1980ern sei er ein Gegner des Projekts gewesen: "Jetzt sage ich: Zum Glück wird er gebaut. Wenn sich die Fakten ändern, muss man auch seine Meinung ändern können ohne das Gesicht zu verlieren."

In seine persönliche Vorstellung nahm er auch die Erweiterung der Kriegsopfergedenkstätte um die Bronzetafeln sowie den von ihm mitinitiierten Besuch der ehemaligen Mitbürger jüdischen Glaubens im Jahr 2003 auf. Die Aufarbeitung der Geschichte in der NS-Zeit sowie die Aussöhnung mit den Juden: Für Höfer waren das immer Herzensangelegenheiten, für die aber auch andere eine Menge leisten. Etwa Monika Stärker-Weineck.

Auch sie saß gestern in der Weinscheuer und vernahm, wie Höfer sagte: "Die Bürger legen Wert auf die Neutralität des Bürgermeisters, nicht auf Kumpanei." Damit war der Kandidat angelangt bei seinen Zielen, deren Leitlinie die Nachhaltigkeit sein soll: "Wir wirtschaften für uns und die nachfolgenden Generationen." Denen dürfe man keine Überschuldung hinterlassen.

Nach schwierigen Haushaltsjahren sei die Zeit der Neubauten und des "Bänder-Durchschneidens" vorbei. Bestehendes sei zu erhalten, nannte Höfer Sanierungen im Schulzentrum sowie der Mehrzweckhalle als Beispiele seiner bisherigen Amtszeit, in der zudem 300 Betreuungsplätze in Krippen, Kindergärten und im Hort neu geschaffen worden seien. Das Bildungsangebot sei mit Schulen, VHS, Musikschule und Stadtbibliothek breit aufgestellt. Zudem verfüge die Stadt über ein kulturelles Angebot, das erhalten werden müsse. Dazu die 70 Vereine, ohne die die Stadt wesentlich ärmer sei. Sie habe man "durch Geld und ideell" unterstützt.

Viel Geld koste neben der Kinderbetreuung auch der öffentliche Personennahverkehr. Beide seien jedoch Standortfaktoren. Ebenso der Handel. Er habe "sofort" einen Wirtschaftsförderer eingestellt, der die Unternehmen vor Ort betreue. Zudem sei Schriesheim als attraktiver Einkaufsort "eine Ausnahme an der Bergstraße", die auch den Tourismus fördere. Allerdings bedürfe es eines Konzepts für die Zeit nach der Öffnung des Branichtunnels. Dieser soll den vorderen Odenwald besser an die Rheinebene anbinden. Ein Plus für Schriesheims Odenwaldortsteile.

In Altenbach gelte es, den Wegzug der Bürger zu stoppen - etwa durch die neue Ortsmitte. In Ursenbach saniere die Stadt das Dorfgemeinschaftshaus, so Höfer, der zum Schluss zum "Sonderpunkt" der nächsten Jahre kam: der Sanierung des Schulzentrums.

Auch eine Aufgabe für Stadtbaumeisterin Astrid Fath, die sich Höfers Vortrag gestern ebenfalls anhörte. Sie lebt allerdings nicht in Schriesheim und hat bei der Wahl daher keine Stimme. Ihr "Chef" sagte, dass die Weichen in Sachen Schulzentrum gestellt seien. Es stelle sich aber die Frage nach der Finanzierung, und der Verzicht an anderer Stelle sei schwierig, wolle man die Stadt nicht "kaputt machen". Eine Lösung finde man nur im Gespräch, so Höfer. Das suchte der Bürgermeister nach seinen Ausführungen an den Tischen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung