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26.11.2013

Bürgermeisterwahl Schriesheim: Michael Beckers Ambitionen

Schriesheim. Am Rande der Kandidatenvorstellung auf dem Branich hatte Bürgermeisterbewerber Michael Becker eingeräumt, für kurze Zeit Mitglied der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) gewesen zu sein (wir berichteten). Er begründete gegenüber der RNZ seine Mitgliedschaft mit dem Wunsch, an einem Parteitag teilnehmen zu können. Nach diesem sei das Thema aber "erledigt" gewesen, so Becker wörtlich. Zumal er nicht eurokritisch sei. Seine Ambitionen waren tatsächlich größer. Denn Becker bewarb sich in der AfD Mitte dieses Jahres für einen Platz auf der Landesliste der Partei für die Bundestagswahl. Das Bewerbungsschreiben liegt der RNZ vor. Darin kritisiert der Bürgermeisterkandidat auch die "heutigen etablierten Parteien".
Becker schreibt wörtlich: "Die heutigen etablierten Parteien regieren weit weg von den Belangen der Bürgerinnen und Bürger. Das will ich ändern!" Im Schriesheimer Bürgermeisterwahlkampf hat sich Becker um die Unterstützung aller Parteien bemüht und bekommt diese von CDU, Freien Wählern und FDP. Gleichwohl sieht er sich als unabhängig und hat auch eine finanzielle Förderung seines Wahlkampfs stets abgelehnt.
In seiner AfD-Bewerbung betont Becker: "Die Parteien haben sich für die Bedürfnisse der Menschen einzusetzen und nicht den Menschen die Dinge vorgefertigt vorzusetzen, ohne Möglichkeit der Mitbestimmung." Auch Vorgaben aus Brüssel seien "weit entfernt von der Realität. Das kann und wird so auf Dauer nicht gut gehen."
Ins Detail geht Becker in Bezug auf die Motive seiner Bewerbung für den Listenplatz: "In der Alternative für Deutschland sehe ich die Möglichkeit, mich auch über die Gemeindegrenzen hinaus politisch zu engagieren. Hier habe ich das Gefühl, dass die Wünsche der Bürger noch ernst genommen werden, dass man sich mit seinen Zielen noch einbringen kann. Hier wird man nicht von vorn herein abgeschmettert, wenn man neue Ideen und Anregungen hat." Becker schließt mit der Bitte: "Geben Sie mir die Möglichkeit, mich für die Alternative für Deutschland im Bundestag einzusetzen und für die Menschen, die hier in Deutschland leben. Bitte geben Sie mir Ihre Stimme." Becker erschien nicht auf der Landesliste.
Auch in Eppelheim hatte Becker offenbar Ambitionen. Zu seiner Vergangenheit in der CDU sagte der ehemalige Unionsstadtrat bisher stets, ein Zerwürfnis mit dem Fraktionssprecher habe zu seinem Austritt geführt. Das sei eine "persönliche Sache" gewesen. Heute sitzt Becker daher für die Eppelheimer Liste im Gemeinderat. CDU-Fraktionssprecher Trudbert Orth zeichnet ein anderes Bild von dem Disput.
Becker sei im Jahr 2006 für die CDU in den Gemeinderat nachgerückt, habe für 2009 wieder kandidiert, aber "Forderungen" gestellt: "Herr Becker wollte nach zwei Jahren in der Fraktion Stellvertretender Bürgermeister werden und einen Sitz im Technischen Ausschuss haben", so Orth. "Da haben wir nicht gleich Ja gesagt, und dann ist er ausgetreten. Ich hatte nie Krach mit ihm", so Orth. Der Kreisrat und Bürgermeister-Vize von Eppelheim sagt zudem im RNZ-Gespräch: "Herr Becker wollte auch im Januar 2010 bei der Eppelheimer Bürgermeisterwahl gegen Amtsinhaber Dieter Mörlein antreten und wollte unsere Unterstützung." Dabei habe sich die CDU zuvor immer für Mörlein ausgesprochen: "Und das wollten wir wieder tun."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung