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26.11.2013

Applaus, Buhs und Lacher für die Schriesheimer Bürgermeisterkandidaten

Schriesheim. (sk) Wenn es heißt, dass Wahlen in den letzten 14 Tagen vor dem Urnengang entschieden werden, dann ging es für die Bürgermeister-Kandidaten jetzt um die Wurst. Mit Ausnahme von Michael König ("Nein"-Partei) nahmen alle Bewerber die Gelegenheit wahr, sich im Rahmen der offiziellen Vorstellung zehn Tage vor der Wahl zu präsentieren. Das Interesse war riesig, mehr als 1000 Zuschauer füllten die Sitzreihen und Ränge in der Mehrzweckhalle, auch die Bürgermeister einiger Nachbargemeinden waren gekommen.
Amtsinhaber Hansjörg Höfer und seine Herausforderer Michael Becker und Peter Weinkötz hatten jeweils 15 Minuten Zeit für ihre Vorstellung, danach wurde - wie bei Weinkötz - der Strom fürs Mikro abgestellt. Dialoge unter den Kandidaten waren nicht erwünscht, eine schriftliche Stellungnahme von König wurde nicht verlesen, da der Wahlausschuss das wegen seiner Neutralitätspflicht ablehnte.
Nüchtern ging es auch auf dem Podium zu, wo die Drei vor Fahnen mit den Schriesheimer Farben Platz nahmen. Man hatte sie selten so konzentriert sprechen gehört: Straffer, prägnanter, geschliffener als bei früheren Gelegenheiten präsentierten sich die Kandidaten, allerdings auch ohne inhaltliche Schärfe und Angriffslust.
Beim gelernten Bäckermeister Höfer spielte, wie bereits im RNZ-Wahlforum, seine Herkunft und Verwurzelung wie auch seine politische Arbeit in der Stadt eine tragende Rolle: "Nächstes Jahr im Mai bin ich 30 Jahre in der Kommunalpolitik aktiv." Wenn er dann in der Presse lesen müsse, "was angeblich in meiner Amtszeit nicht geschehen ist, und das von Leuten, die mit am Ratstisch sitzen", dann tue das schon weh. Einer von vielen Zwischenbeifällen folgte. Seine in freier Rede vorgetragenen Themen waren die Finanzen (eine Pro-Kopf-Verschuldung unter dem Landesschnitt), die Kleinkindbetreuung ("richtig und gut investiertes Geld"), und die Stadtentwicklung ("Der Tunnel ist ein Segen für diese Stadt").
Beckers Lebenslauf enthielt erstmals ein paar Details, die man öffentlich von ihm noch nie hörte: Da ging es um seine Mitgliedschaft in mehreren Parteien. Außer der CDU waren das die AfD (die RNZ berichtete) und die rechtspopulistische Partei "Die Freiheit". "Leider entwickelte sich die Partei für mich in eine falsche Richtung, ich bin ausgetreten", so Becker.
Dann seine Themen: Ordnung und Sauberkeit in der Stadt, Bürgernähe, Prioritätenliste, Schulsanierung und Citybus. Was seine zum Teil kritisierte Aussprache angehe, wolle er sich nicht verbiegen, sich aber gleichwohl "bemühen, meine Wort- und Redegewandtheit zu verbessern, damit ich Schriesheim nach außen respektvoll vertreten kann." Das kam gut an, im Gegensatz zum Schlusswort an das Publikum: "Sie haben die Entscheidung über Fortschritt oder Stillstand." In aufkommende Buh-Rufe fiel der letzte Satz: "Ich entscheide mich für den Fortschritt."
Als einziger Kandidat wählte Weinkötz einen spontanen Einstieg, der ihm hörbar Sympathien und einen Zwischenapplaus einbrachte. Er schilderte nämlich die Maßnahmen, mit denen die Kandidaten gehindert wurden, den Vorstellungen ihrer Konkurrenten zu lauschen: "Wir wurden in ein Kabuff gesperrt, und man wurde sogar zur Klotür geführt." Launig geriet auch seine Vorstellung, in der davon die Rede war, dass er schon als Ladenburger Gymnasiast zum Schuleschwänzen am liebsten nach Schriesheim ging.
Weinkötz' inhaltliche Schwerpunkte waren die Ressourcen der Stadt und deren Nutzung, der Schutz der Bienenbestände, die Verwertung von Holz und Obst und der Vorschlag, den Wein künftig wieder vor Ort und nicht in Breisach auszubauen: "Das wäre auch für die Ökobilanz besser." Finanziert werden sollte die Renovierung von städtischen Gebäuden durch Bürgergenossenschaften, die Lage der Ortsteile könne man durch einen Ausbau der Solarenergie nutzen (siehe weiteren Bericht).

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung