Schriesheim im Bild 2023

02.12.2013

RNZ-Wahlfragen - Teil 3: Sollte das Schulzentrum Gemeinschaftsschule werden?

Hauptschüler und Gymnasiasten in einer Klasse - an der Geschwister-Scholl-Schule in Tübingen ist das Alltag. Das Schriesheimer Schulzentrum könnte auch bald zur Gemeinschaftsschule werden. Foto: Franziska Kraufmann

Schriesheim. (cab) In den "RNZ-Wahlfragen" im Vorfeld der Bürgermeisterwahl äußern sich die Kandidaten Hansjörg Höfer, Michael Becker und Peter Weinkötz zu wichtigen kommunalpolitischen Themen. Kandidat Michael König zog es vor, auf Anfragen der RNZ nicht zu reagieren. Im dritten Teil der "RNZ-Wahlfragen" geht es um die künftige inhaltliche Entwicklung des Schulzentrums.

Höfer: Gemeinsam entscheiden

Es ist ein offenes Geheimnis: Das Schulsystem in Deutschland, so wie wir es kennen, wird sich nachhaltig verändern. "Schuld daran" ist ausnahmsweise mal nicht der Bürgermeister, sondern die Kultusminister in den Ländern. Wie die Schule bei uns in Baden-Württemberg zukünftig aussehen wird, ist noch nicht ganz klar. Schon jetzt abzusehen ist allerdings: Die Umsetzung der Reformen wird die große Herausforderung in den kommenden Jahren sein - gerade auch für die Kommunen. Schriesheim ist spätestens seit den 70er Jahren eine "Schulstadt". Das ist gut so und dies soll auch in Zukunft so bleiben. Ganz konkret bedeutet das für mich: Jedes Schriesheimer Kind soll in Schriesheim eine für sich und seine Bedürfnisse passende Schule finden. Bei der Umsetzung dieses ehrgeizigen Ziels ist mir wichtig, eine Übereinstimmung aller Beteiligten zu erzielen. Die Verantwortlichen in den Schulen, die Elternschaft, die Schüler und die Stadt müssen gemeinsam beraten und entscheiden, was für unsere Gemeinde das Beste ist.

Becker: Realschule nicht gefährden

Die Gemeinschaftsschule kann in manchen Gebieten sinnvoll sein, wenn Werkrealschule, Realschule und Gymnasium in dieser Schulform vereint werden können. Als reinen Ersatz für die Werkrealschule halte ich sie für nicht sinnvoll. Hier müssen die Schulleitungen mit eingebunden werden. Die ausgezeichnet funktionierende Realschule will ich durch die Einführung der Gemeinschaftsschule nicht gefährden. Über die Einführung eines Ganztagesbetriebes an der Kurpfalz-Grundschule kann man sich aber Gedanken machen.

Weinkötz: Ja zur Gemeinschaftsschule

Es ist verwunderlich, dass wir immer noch an diesem Drei-Klassen-Schulsystem festhalten, welches seine ideologischen Wurzeln in der Kaiserzeit und die damalige Einteilung der Gesellschaft in Bauer, Bürger und Edelmann hat. Die frühe Trennung der Kinder zerstört gewachsene Freundschaften und entsolidarisiert. Heutzutage ist das dreigliedrige Schulsystem vor allem eine Kostenersparnis, die zu Lasten der sozialen Gerechtigkeit und der sozialen Durchlässigkeit geht. Hier ist Deutschland eines der Schlusslichter in der westlichen Welt und nicht nur dort. Die Diskussion darf aber nicht übertünchen, dass auch der Unterrichtsablauf und die Inhalte auf den Prüfstand gehören. Das Schulzentrum muss zu einer Gemeinschaftsschule werden. Alles andere verstößt gegen den Geist unserer demokratischen Verfassung und schadet dem Ansehen Deutschlands und seiner Entwicklung.

Fotos: Dorn/zg

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung