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12.12.2013

Schriesheim muss Millionen für das Schulzentrum investieren

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Egal, wie es wird. Es wird teuer. Die Architektenpartnerschaft "ap88", vertreten durch Architekt Uwe Bellm, und Fachplaner Gerhard Kuder von der Beratergruppe Balck & Partner stellten gestern im Gemeinderat die Machbarkeitsstudie für die Zukunft des Schulzentrums vor. Und entgegen den Aussagen von Bürgermeister Hansjörg Höfer im Pressegespräch am Montag, gaben die Experten in ihrem Gutachten doch eine Empfehlung ab. Sie würden das Gymnasium stehen lassen und sanieren und die Gebäudeteile der Grund- und Werkrealschule sowie der Realschule abreißen und mehrgeschossig neu bauen. Die Kosten dafür beziffert die Machbarkeitsstudie mit rund 57 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der gesamte städtische Haushalt für das Jahr 2012 hat laut Jahresrechnung ein Volumen von 33,3 Millionen Euro.

Doch es ging in Bellms ausführlichem und gut strukturierten Vortrag nicht nur um viel Geld. Die Machbarkeitsstudie, die als Grundlage und "Spielwiese" (Bellm) der weiteren Beratungen zu sehen ist, legt umfassend den Zustand des Schulzentrums dar, formuliert die Ziele, die mit den Baumaßnahmen verbunden sind, benennt Potenziale des Gebäudes, bezieht den Entwurf der neuen Schulbaurichtlinien mit ein und endet mit einer Abwägung von vier Varianten, wie der Schulbau fit für die Zukunft gemacht werden kann. Eine Zukunft, die Schule an sich anders definiert: von der "belehrenden zur lernenden Schule", vom Halbtagsunterricht zur rhythmisierten Ganztagesschule, von der gegliederten zur inklusiven Schule. Dafür, so ging es aus Bellms Vortrag hervor, muss der Schulbau zeitgemäß sein und die passenden Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen - auch mit bis zu 35 Prozent mehr Fläche. Und das alles abgesehen davon, wie dringend der Handlungsbedarf aufgrund des baulichen Zustands des Schulzentrums ohnehin ist.

Die Lösungen, die die Gutachter für die Bautätigkeit entwickeln, reichen von der "Variante 0" als reiner Sanierung im Bestand über die "Variante 1", die darüber hinaus lediglich eine räumliche Erweiterung vorsieht, bis hin zur "Variante 4", dem kompletten Neubau. Dieser könnte, so Bellm, auch an anderer Stelle entstehen und der alte Standort inmitten des Wohngebiets mit Wohnhäusern nachverdichtet werden. Ein Neubau würde jedenfalls ebenso die neuen Schulbaurichtlinien berücksichtigen, wie die "Variante 2", für die sich Bellm gestern aussprach. Zudem empfahl er, "Variante 0" mit Blick auf ihre Zukunftstauglichkeit auszuschließen. Jede Variante sieht vier Bauabschnitte vor, die jeweils zwei Jahre in Anspruch nehmen würden. Der Unterricht müsste in Container ausweichen. Die Kosten kalkuliert die Machbarkeitsstudie zwischen 40,5 Millionen Euro für "Variante 0" und 70,3 Millionen Euro für Neubau-Variante 4. Dazu kämen alle zwei Jahre rund eine Million Euro für das Container-Provisorium.

"Das sind Riesensummen", sagte Grünen-Sprecher Christian Wolf. Daher solle man "Variante 0" nicht gleich streichen: "Wir müssen das abwägen." Geht es doch auch darum, die Entwicklung der Schülerzahlen und den damit verbundenen Platzbedarf sowie die Entwicklung der Schulformen an sich im Auge zu behalten. Freier Wähler Dr. Herbert Kraus fragte nach dem Urheberrecht. Schließlich sei Prof. Lothar Götz der Planer des Schulzentrums gewesen. Dazu sagte Bellm, dass das Urheberrecht an die Nutzung gekoppelt sei: "Die neuen Vorgaben kann das Gebäude heute nicht mehr erfüllen." Höfer ergänzte, dass er mit Götz die Studie durchsprechen werde.

In diese müsse sich der Gemeinderat jetzt zunächst mal einarbeiten. Auch der gestern vom Gemeinderat eingesetzte Schulbeirat werde sich ausführlich damit befassen. Höfer wünschte sich nach der Sommerpause des Gemeinderats im Jahr 2014 Klarheit darüber, wie es weitergehen soll: "Bis dahin will ich eine Richtung haben." Dr. Wolfgang Metzger (FW) schaute auf die Studie und brachte es schließlich auf den Punkt: "Wir stehen am Anfang eines langen Weges."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung