Schriesheim im Bild 2023

27.12.2013

Schriesheims Kinder erspielten sich die Weihnachtsgeschichte

Von Silvia Rothenburger

Schriesheim. Die Freude am Spiel und Einstudieren der Rollen gingen in den Kirchengemeinden dem eigentlichen Ereignis, dem Krippenspiel an Heiligabend, lange voraus. Die Organisatoren in den vier Kirchengemeinden zeigten sich flexibel bei der Auswahl der Stücke, um allen Mitspielern gerecht zu werden.

Dieses Jahr musste aber die Evangelischen Kirchengemeinden Schriesheim und Altenbach wegen der anstehenden Renovierungen ihrer Kirchen, die bereits ausgeräumt sind, auch räumlich Ideenreichtum zeigen. In zwei Gottesdiensten an Heiligabend wichen die Schriesheimer in die Mehrzweckhalle aus. In Altenbach wurden die Krippenspiele in die katholische Kirche verlegt und die Christmette ins evangelische Gemeindehaus. Auch technische Probleme wie Ton, Bildübertragung und Beleuchtung waren gerade in der großen Schriesheimer Mehrzweckhalle eine Herausforderung an Heiligabend, so auch beim Kindermusical der Evangkehlchen. Die RNZ schaute natürlich auch den Krippenspielern in den katholischen Kirchen über die Schultern.

> In der Katholischen Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt in Schriesheim hatte man sich zum ersten Mal für eine Wiederholung des klassischen Krippenspiels entschieden. "So wussten die Kinder, was auf sie zukommt", meinte Jutta Ehehalt, die mit Patricia Barendt und Heike Bessler für Planung, Requisiten, Kostüme, Organisation und Durchführung verantwortlich zeichnete. "Denn die Rollen lasteten diesmal auf wenigen Schultern", also orientierte sich das Team im Krippenspiel "Das erste Weihnachtsfest" im Wesentlichen an Herders Kinderbibel und der Autorin Ursel Scheffler. Den Titel hatte das Kindergottesdienst-Team erfunden. Die Dialoge wurden so verändert, dass möglichst viele Kinder kleine Texte sprechen konnten. 40 Kinder waren begeistert dabei, 15 Kinder hatten Sprechrollen, die übrigen waren Engel, Hirten und Schäfchen. Drei Proben mussten genügen, um für die Kinderkrippenfeier im 16-Uhr-Gottesdienst, den Gemeindereferentin Iris Reinhard in Vertretung des Pfarrers hielt, gerüstet zu sein. Alles klappte bestens. Musikalische Unterstützung kam von Organist Bernhard Kusch.

> In der katholischen Kirchengemeinde in Altenbach hatten Gemeindereferentin Iris Reinhard und das Team des Familiengottesdienstkreises das Spiel einstudiert und erfreuten mit sechs Kindern nach nur drei Proben in der Christmette mit dem Stück "Ein Hirtenspiel". Ein Hirte sitzt zusammen mit dem kleinen Hirten Jonathan am Lagerfeuer und kocht Suppe. Beide freuen sich über den schönen sternenklaren Abend. Drei andere Hirten kommen nach einem harten Tag hungrig vom Feld und wärmen sich am Feuer. Gerade als sie überlegen, wer die erste Nachtwache halten soll, erscheint ein Engel in hellem Licht und verkündet ihnen die Geburt Jesu. Die Hirten wollen aufbrechen, aber nicht mit leeren Händen zum Jesuskind kommen. Jeder überlegt, was er mitbringen könnte: Eine Kanne frische Milch, ein warmes Schaffell, vielleicht eine Ziege und Stroh, damit das Kind weich liegt. Nur der kleine Jonathan hat kein Geschenk gefunden, lediglich eine Kerze findet er im Schuppen, und er setzt sich traurig ans Feuer. Die anderen Hirten, die alle ein Geschenk dabei haben, fragen ihn "Warum sitzt Du so traurig da?". Als er erklärt, dass er kein Geschenk für das Jesuskind habe, nur eine Kerze, erklären sie ihm, dass eine Kerze, die hell ist und warm macht, doch das schönste Geschenk sei. Jonathan hält jetzt erfreut schützend seine Hand über die kleine Flamme, und alle machen sich geführt vom Engel und dem Stern auf nach Betlehem.

> In der Evangelischen Kirchengemeinde Schriesheim vermittelte im Familiengottesdienst der Kinderchor "Die Evangkehlchen" von Magdalena Rentrop eindrucksvoll in dem Weihnachtssingspiel "Der Streit der Engel" ( Text und Musik von Ralf Grössler), wie dieser himmlische Streit ausgeht und dennoch Weihnachten wird. Das Singkrippenspiel der "Evangkehlchen" hat inzwischen Tradition. Das bedeutete hier in Kürze vier Lieder in 20 Minuten, und der Engel führt zur eigentlichen "Szene in Bethlehem". Neben Maria, Josef, dem Wirt und vier Hirten bildeten mehrere Engel den Chor, auch Solostimmen erklangen. Sie streiten und diskutieren, wer von ihnen denn nun den Menschen die Geburt von Jesus ankündigen darf. Das Weihnachtsereignis löse ein Umdenken aus, verheißt der Text, und man dürfe gespannt sein, wer denn nun die frohe Botschaft verkündet.

Genau 22 Kinder bekamen musikalische Unterstützung durch eine kleine Band mit Pia Mößner, Florian Mersi, Michael Bogner und Karla Findeisen. Vom Cello bis zur Cajon waren sie instrumental gerüstet. Die Spielleitung hatte Birte Mößner. Den Gottesdienst hielt Lothar Mößner, auch viele ehrenamtliche Schriesheimer trugen zum Gelingen der Gottesdienste in der Mehrzweckhalle bei.

> In der Evangelischen Kirchengemeinde Altenbach fand der Familiengottesdienst mit einem Weihnachtsmusical "als evangelischer Gottesdienst in ökumenischer Gastfreundschaft" in der katholischen Kirche statt. Dort ist eine große Krippe bis Dreikönig aufgebaut. Die Christmette der Protestanten wurde aber wieder im evangelischen Gemeindehaus gefeiert. "Da es offenbar immer mehr Kinder und Erwachsene gibt, die nicht wissen, warum Weihnachten eigentlich gefeiert wird, und es noch mehr Menschen gibt, die die biblische Geschichte aus Lukas 2 nie gehört haben", hatten sich die Akteure entschlossen, in einem Weihnachtsmusical das Wunder von Bethlehem in kleinen Szenen zu spielen.

"Denn das habe heute noch allen Menschen etwas zu sagen", so Musical-Regisseur und Gemeindediakon Klaus Nagel. 15 Kinder und eine Erwachsene spielten und sangen die Weihnachtsgeschichte wie folgt: Suleila, deren Eltern aus dem Iran kommen und die "irgendwo" in unserer Gesellschaft lebt, wusste vorher nichts von der Entstehung und dem eigentliche Sinn unseres Weihnachtsfestes. Aber das änderte sich, als sie und ihre Spielkameraden einen Obdachlosen namens Otto kennen lernen, der unter einer Brücke lebt. Otto war einst ein angesehener Mann, den das Schicksal in diese Situation gebracht hat. Otto erzählt nun der neugierig gewordenen Suleila in einfachen Worten die Weihnachtsgeschichte. Am Schluss versteht das Mädchen, warum Weihnachten hier doch viel mehr bedeutet als nur Geschenke verteilen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung