Schriesheim im Bild 2023

22.10.2003

Ein gelernter Förster eröffnet jetzt eine Baumschule

Der Leutershausener Gartenbauer Jörn Schmitt expandiert mit seinem Betrieb in Schriesheim - Im Bauausschuss nicht unumstritten

Gelernter Förster, aber Gartenbauunternehmer, wahrscheinlich bald mit hauseigener Baumschule im Schriesheimer Westen: Jörn Schmitt. Foto: Dorn

Schriesheim. (ron) "Wenn heutzutage jemand Arbeitsplätze schaffen will, dann dürfen ihm keine Hindernisse in den Weg gelegt werden." So wie FWV-Stadtrat Dr. Wolfgang Metzger sahen es die meisten Mitglieder des Bauauschusses, als sie am Montagabend eine Baumschule neben dem Sportzentrum genehmigten. Aber nicht alle.

Bürgermeister Peter Riehl hatte früh in der Diskussion (wir haben gestern schon kurz berichtet) ins gleiche Horn wie Metzger gestoßen: "Man muss einem jungen Unternehmer eine Chance geben", so hatte der Rathauschef gefordert und damit bei der Mehrheit im Ausschuss offene Türen eingerannt. "Wenn wir das ablehnen, dann haben wir dem Mann eine wichtige Zeit seines Berufslebens zerstört", kündigte CDU-Sprecher Siegfried Schlüter bald die Zustimmung seiner Fraktion an. Außerdem warf Riehl noch in die Diskussion, dass der junge Leutershausener Jörn Schmitt, der den Bauantrag auf eine Baumschule am Ladenburger Fußweg gestellt hatte, "ein fleißiger junger Mann ist, der mit seinem jungen Unternehmen expandieren will".

Der Bürgermeister muss es wissen, denn Schmitt absolvierte vor zehn Jahren im Schriesheimer Wald eine Ausbildung zum Forstwirt. Weil im Wald aber seither nur noch gespart wird und es keine Perspektiven für das Fachpersonal gibt, sattelte der heute 31-jährige gebürtige Weinheimer um und legte mit einer Sondergenehmigung seine Meisterprüfung im Garten- und Landschaftsbau ab. Vor neun Jahren gründete der ehemalige Auswahl-Handballer Schmitt seine eigene Firma mit Sitz in Leutershausen, ein Jahr später mietete er in Schriesheim inmitten der ehemaligen Obstplantage Scharf zwischen dem Busch-Gelände und dem städtischen Bauhof eine alte Lagerhalle für seinen Fuhrpark an. Und jetzt steht dem mittlerweile auf zehn Mitarbeiter angewachsenen Betrieb eine neue Expansion bevor - wenn das Heidelberger Landratsamt den Bau eines Gewächshauses genehmigt. Was aber im Moment sehr wahrscheinlich ist, weil der Schriesheimer Ausschuss am Montag Schmitts Antrag mit wohlwollenden Worten weiterreichte.

Bauanträge für Gartenbaubetriebe sind oft eine komplizierte Sache, wenn sie sich auf landwirtschaftliche Gemarkung beziehen, wo das Bauen so viel billiger ist als andernorts. So auch bei Jörn Schmitt. Der Jung-Unternehmer musste jetzt erst rund um den Bauplatz für das neue Gewächshaus rund drei Hektar Land dazupachten, um als privilegierter Landwirtschaftsbetrieb zu gelten. 70 Prozent der Bäume müssen laut Vorschrift selbst produziert sein. Im Gewerbegebiet würde sich ein Neubau nicht lohnen, sagte Schmitt gestern gegenüber der RNZ. "Da könnt' ich gleich jeden Baum mit der Sackkarre aus dem Bauhaus holen."

Die Grünen, FWV-Rat Heinz Kimmel und Claudia Philipp-Schwöbel standen dem Bauantrag skeptisch gegenüber. "Das gibt ein Gewerbebetrieb und kein Landwirtschaftsbetrieb", so Kimmels Bedenken. Und die Grünen samt der CDU-Rätin wollten die offizielle Privilegierung des Landwirtschaftsamtes abwarten, die noch in der Schwebe hängt. "Wir dürfen keine Wettbewerbsverzerrung zu anderen Gartenbauunternehmen zulassen", forderte Grünen-Stadtrat Hansjörg Höfer.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung