Schriesheim im Bild 2023

23.10.2003

Der Talhof kommt in der Landesschau

Südwest-Fernsehen dreht eine Sieben-Minuten-Reportage über das Leben in der Sozialen Heimstätte

Kameramann Christian Schally und Tonassistent Valery Kaienreich bei den Dreharbeiten im "Talhof". Foto: Dorn

Schriesheim. (anzi) "Vertrauen" ist das Schlüsselwort in der sozialen Heimstätte Talhof, die Wohnungslosen eine Unterkunft und mehr bietet. Die Bewohner sind vertrauensvoll und offen und Leiterin Heidi Morath trägt viel dazu bei. Bei ihr basiert alles auf Vertrauen. Auch bei den Dreharbeiten des SWR-Teams, die seit gestern den Tagesablauf im Talhof bestimmen, ist die Leiterin voller Vertrauen. "Wir haben intensive Vorgespräche geführt und abgesprochen, dass sensibel mit den Bewohnern umgegangen wird", betont Morath. Die Öffentlichkeit sei außerdem wichtig für die Heimstätte, sagt sie. Das Südwest-Fernsehen dreht seit gestern im Talhof eine Reportage für die Landesschau. Angenehm empfindet die Zusammenarbeit mit dem Team auch die Mannheimer SWR-Redakteurin Sabrina Mann. Mit Kameramann Christian Schally und Tonassistent Valery Kaienreich ist sie heute noch im Talhof unterwegs, um die sechsminütige Reportage zu drehen. Die soll in rund zwei Wochen in der Landesschau zu sehen sein (das genaue Datum wird noch bekannt gegeben). "Ich habe einen Artikel über den ‚Talhof' gelesen und dachte, es wäre interessant zu zeigen, wie es ist, dort zu leben", so Mann. Zudem habe sie über das ehrenamtliche Engagement im Waldschwimmbad einen Bericht gedreht und dort erfahren, dass häufig Talhofbewohner im Schwimmbad aushelfen.

In der Reportage geht es um zwei Hauptprotagonisten, die das Team im Alltag begleitet. Einer der beiden ist Heinrich Gehrling, 67 Jahre alt und bereits 14 Jahre im Talhof. Es sei seine zweite Heimat, die er mit aufgebaut habe, so Gehrling. Er arbeitet in der Gärtnerei und hilft überall, wo etwas anfällt. Im Moment legt er mit zwei Kollegen ein Fundament für einen Fahrradabstellplatz, auf dem dann die Schlosser die Fahrradständer anbringen. Erik Kaap macht in der Schlosserei eine Ausbildung. Kaap ist 19 Jahre alt. Er ist der zweite Protagonist, den das Fernsehteam begleitet. "So haben wir zwei Pole: Ein junger Mann, der ‚draußen' nicht die Möglichkeit hätte, eine Ausbildung zu absolvieren und eine Mann im Rentenalter, der eine Heimat hat und nicht mehr auf der Straße leben muss", erläutert Mann.

Sie hat ein grobes Konzept für den Drehablauf, doch das meiste geschieht spontan. Es werden auch andere Bewohner gefilmt: Der 57-jährige Werner Schwarzwälder wird bei der Versorgung seiner drei Esel gezeigt, wie er sie durch die Gärtnerei zur Weide führt, bemüht, dass sie keinen Salat naschen. "Wichtig ist, dass wir mit den Bildern die Atmosphäre transportieren", erklärt die Redakteurin. Jeder im Talhof hat eine Aufgabe und alle helfen mit, dass der Ablauf funktioniert. Gestern war das SWR-Team mit beim Frühstück, hat Kaab bei seiner Arbeit in der Schlosserei besucht. Man sieht, wie er Metall zuschneidet und einen Blumenkastenhalter verzinkt. Zwischendurch kommt einer der Gärtner und lässt sich seinen Spaten schleifen.

Gehrling gräbt die Felder um und füttert das Wildschwein "Lotte" und die Hühner. "Die Tiere sind mein höchstes Gut", bestätigt er auf die Frage der Reporterin. Der Hahn heißt Archibald und wenn es ihm oder einem Huhn nicht gut geht, mixt er aus Kräutern einen Heiltrunk. Gehrling hat früher gerne Alkohol getrunken. Seit einem halben Jahr trinkt er nicht mehr, denn er hat eine Frau im Talhof kennen gelernt. Sie habe ihn dazu gebracht, nichts mehr zu trinken, erzählt er stolz. Die Dreharbeiten stören ihn nicht. Er gibt breit und offen Auskunft, wenn die Reporterin etwas fragt, ist selbstbewusst und arbeitet und handelt, als ob keine Kamera da sei.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung