Schriesheim im Bild 2023

23.10.2003

Ins neue "Öko-Quartier" dürfen keine Autos

Bislang ausgespartes Baufenster in "Nord" nimmt Formen an - Gemeinderat soll Kriterienkatalog absegnen und an Conceptaplan verkaufen

So soll das "Öko-Quartier" im Neubaugebiet "Nord" aussehen. Repro: Dorn

Schriesheim. (ron) 115 Reihenhäuser auf 1600 Quadratmetern, entweder Sonnenkollektoren auf den Dächern oder eine Begrünung, autofrei und die Energie von einem Bio-Heizkraftwerk - das "Öko-Quartier" im Neubaugebiet "Nord" nimmt jetzt konkrete Formen an.

In seiner Sitzung am Mittwoch, 29. Oktober, soll der Schriesheimer Gemeinderat einen Kriterienkatalog verabschieden, der wiederum als Grundlage eines Verkaufsvertrages dienen soll. Denn ebenfalls am Mittwoch, freilich in nicht-öffentlicher Sitzung, soll das Gremium einem Verkauf von rund 1200 Quadratmetern im Öko-Quartier an die Dossenheimer Bauträgerfirma Conceptaplan zustimmen, mit der Bürgermeister Peter Riehl schon eine zeitlang in Verbindung steht. Nach RNZ-Informationen will das Unternehmen Gelände im Wert von rund fünf Millionen Euro kaufen, um dort ökologisch gebaute Reihenhäuser zu erstellen und natürlich auch zu vermarkten. Weil die Firma von der kirchlichen Liegenschaftsfirma "Pflege Schönau" auch schon 400 Quadratmeter Land erworben hat, beträgt die Öko-Fläche insgesamt 1600 Quadratmeter, also 1,6 Hektar.

Conceptaplan hat an dem Kriterienkatalog schon selbst mitgearbeitet und ein Vertreter der Firma soll am Mittwoch bereits den Plan erläutern. Riehl schwört übrigens schon lange auf die Firma, die zuletzt in Weinheim in die Schlagzeilen geraten ist, wo sie für die Entwicklung der "Schlossberg-Bebauung" zuständig ist. Die Grünen haben die Verhandlungen hingegen stets kritisiert: Conceptaplan habe keinerlei Erfahrungen bei Öko-Gebieten.

An dem Kriterienkatalog hat neben dem Bauamt und Conceptaplan außerdem der Schriesheimer Umweltexperte Dr. Michael Gagelmann mitgewirkt. Herausgekommen ist eine interessante Planung, die am Mittwoch für Diskussionsstoff sorgen dürfte. Besonders wichtig: das ganze Öko-Areal soll autofrei geplant werden. Nur die Haupterschließungsstraßen sind für Rettungsfahrzeuge vorgesehen und ansonsten nur mit Sondergenehmigung zu befahren. Die Parkplätze sind dann zentral am westlichen Rand des Quartiers angelegt. Das Öko-Quartier soll sehr dicht bebaut sein, Conceptaplan sieht im Moment 102 bis 115 Reihenhäuser vor, geplant sind verschiedene Haustypen, die sich durch die Hausbreite, die Fassadengliederung und die Dachart unterscheiden. Die Häuser werden über Vorgärten von drei Metern und rückwärtige Gärten von neun Metern Tiefe verfügen. Die nach Süden ausgerichteten Häuser erhalten Satteldächer mit Sonnenkollektoren, die westlich ausgerichteten Gebäude werden mit begrünten Pultdächern versehen. Als Freiräume sind ein Grünzug in Ost-West-Richtung geplant, in Nord-Süd-Richtung ist ein Boulevard vorgesehen, an dessen Westseite ein Wasserlauf angeordnet ist. Die Hauszugänge in diesem Bereich sind über Brücken vorgesehen. Weitere Vorgaben beziehen sich auf die Baustoffe, die Wärmeversorgung und die Regenwassernutzung. Es gibt Wasserbecken, einen Spielplatz, einen kleinen und einen großen Quartiersplatz. Grundsätzlich ist nur eine Bebauung in hausgruppen zulässig.

Im Kriterienkatalog ist von einem Blockheizkraftwerk die Rede, das mit Holzhackschnitzel angefeuert werden soll. Hinter diesem Kraftwerk steht allerdings noch ein Fragezeichen, denn dazu fordert die MVV, die als Bauträger für das Werk in Frage kommt, von der Stadt einen Baukostenzuschuss in Höhe von 170 000 Euro. Insgesamt veranschlagt die MVV Baukosten in Höhe von 780 000 Euro. Allerdings ließe der Katalog auch Fernwärme-Energie zu.

INFO: Öffentliche Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 29. Oktober, 19 Uhr im Großen Rathaus-Sitzungssaal.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung