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28.03.2014

Schriesheim soll Fairtrade-Town werden

Vergeben wird das Zertifikat "Fairtrade-Town" vom Verein "Transfair". Ein Kriterium für die Zertifizierung ist in Schriesheim bereits erfüllt: eine überparteiliche Steuerungsgruppe.

Schriesheim. (cab) Weinheim, Viernheim, Mannheim und Heidelberg sind es schon. Schriesheim soll es bis zum Sommer werden. Zumindest, wenn es nach der Steuerungsgruppe geht, die sich Ende Februar gebildet hat. Sie hat sich vorgenommen, Schriesheim zur "Fairtrade-Town" zu machen. Zu einer Stadt, die zeigt, dass ihr Fairer Handel als Baustein zur Armutsbekämpfung in der Welt wichtig ist.

Vergeben wird das Zertifikat "Fairtrade-Town" vom Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der Dritten Welt "Transfair" mit Sitz in Köln. Dieser legt der Zertifizierung fünf Kriterien zugrunde. Eines davon ist in Schriesheim bereits erfüllt, denn es ist die überparteiliche Steuerungsgruppe selbst. Ihr gehören BDS-Chef Rolf W. Edelmann, der städtische Wirtschaftsförderer Torsten Filsinger sowie die Stadträte Marco Ginal (SPD), Fadime Tuncer und Wolfgang Fremgen (beide Grüne) an. FDP-Stadtrat Wolfgang Renkenberger wolle auch mitmachen, so Fremgen. Neue Mitstreiter sind immer willkommen.

Hintergrund

Fairer Handel (englisch: Fair Trade) zahlt den Erzeugern für ihre Produkte mindestens einen von Fair-Trade-Organisationen wie dem Verein TransFair festgelegten Mindestpreis, der meist über dem Weltmarktpreis liegt. Ein höheres, sicheres Einkommen der Produzenten ist das Ziel. Handel und Produzenten sind zudem bestrebt, langfristige partnerschaftliche Beziehungen aufzubauen.

Fairer Handel achtet zudem in der Produktion auf internationale sowie von den Organisationen vorgeschriebene Umwelt- und Sozialstandards und konzentriert sich auf Waren, die aus Entwicklungsländern in Industrieländer exportiert werden. Zumeist handelt es sich um Waren aus Handwerk und Landwirtschaft. Mittlerweile weitet sich die Idee des Fairen Handels aber auch aus. Etwa auf den Tourismus. cab

Ein weiteres Kriterium: Vier Geschäfte und zwei Gastronomiebetriebe müssen jeweils zwei fair gehandelte Produkte verkaufen oder ausschenken. Zudem müssen nachweislich eine Schule, ein Verein und eine Kirchengemeinde Fairtrade-Produkte verwenden, beziehungsweise das Thema im Unterricht oder in Veranstaltungen aufgreifen.

Außerdem muss die Steuerungsgruppe vier Mal im Jahr dafür sorgen, dass die Öffentlichkeit über ihre Aktivitäten informiert wird. Mit am wichtigsten scheint aber zu sein, dass der Gemeinderat mitzieht. Denn dieser muss sich ebenfalls in einem Beschluss zum Fairen Handel bekennen. Das hätte zur Folge, dass es in Sitzungen und im Büro von Bürgermeister Hansjörg Höfer mindestens zwei Fairtrade-Produkte geben muss - Kaffee oder auch Schokolade oder Saft.

"Schriesheim hat großes Potenzial zur 'Fairtrade-Town'", sagte Tuncer. Das sah auch Fremgen so: "Wir praktizieren ja schon seit 2012 in der Verwaltung die nachhaltige Beschaffung. Jetzt wurde der Bauhof für nachhaltiges Wirtschaften zertifiziert. Das alles passt auch zu Fairem Handel." Dieser sollte selbstverständlich sein, betonte Edelmann. Er sieht im Einkaufsverhalten der Kunden, dass es das Bewusstsein dafür gibt.

So seien im Jahr 2012 Fairtrade-gesiegelte Produkte im Wert von 533 Millionen Euro über deutsche Ladentische gegangen - ein Plus von 33 Prozent im Vorjahresvergleich. Auch dass fair gehandelte Waren längst in Supermarktregalen angekommen sind, sei ein Zeichen für den Bedarf, so Fremgen. Und die Preisunterschiede seien inzwischen auch nicht mehr "riesig", ergänzte Edelmann.

Die Steuerungsgruppe betonte im gestrigen Pressegespräch auch den Nutzen für Handel, Gewerbe und Stadt. Das Label "Fairtrade-Town" sei nämlich auch kostenloses Stadtmarketing und gute Werbung. Sich zum Fairen Handel zu bekennen, hat ein positives Image: "So würden wir als 'Fairtrade-Town' nicht nur den Produzenten in den Entwicklungsländern helfen, sondern auch uns und unseren Geschäften", so Edelmann.

Info: Vereine, Kirchen, Gastronomen und Einzelhändler, die sich für das Projekt "Fairtrade-Town" interessieren, wenden sich an Wirtschaftsförderer Torsten Filsinger, Telefon: 06203/602140 oder Mail: torsten.filsinger@schriesheim.de.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung