Schriesheim im Bild 2023

25.10.2003

In der Realschule gab's von Profis "auf die Ohren"

Tontechnik-Workshop in der Schriesheimer Kurpfalz-Realschule kam prächtig an.

Schriesheim. (wid) Es quietscht, brummt und knirscht. Es schnalzt, krächzt, und knarrt. Es fiept, ploppt und zischt. 21 Schüler loten die Grenzen ihrer Sprechorgane aus. Gelegentlich gehen einzelne Laute in wortähnliche Gebilde über. Jede Tonlage wird ausprobiert. Und alles, was ein Multieffektgerät damit anstellen kann. Ausgelassen experimentieren die Schüler der Realschule Schriesheim im Tontechnik Workshop.

Schüler der sechsten, der siebten und der achten Klasse nahmen unter der Anleitung von Walter Hauschild jetzt im Rahmen eines berufsorientierenden Tages und des Musikunterrichts daran teil.

An fünf Arbeitsplätzen stand sündhaft teures Gerät: 8-Spur-Hard-Disk-Recorder, Mischpult, Multieffektgerät, Verstärker, Mikrofon und ausreichend Kopfhörer. Die Schüler bauten die Geräte unter Anleitung auf und verkabelten sie fachgerecht. Anschließend erklärte Hauschild den Aufbau und die Wirkungsweise eines Mischpultes und Fachbegriffe, wie Trim, Pan, Overload, Mute, Assign und Fader. Endlich durfte an den einen Reglern gedreht, an den anderen geschoben und an den Knöpfen gedrückt werden.

Dieser, für allgemein bildende Schulen, kostenlose Workshop wurde ermöglicht, weil Ausrüstung und Dozent von der Industrie gesponsert werden. Seit Dezember 2001 setzt Hauschild sein Konzept mit Hilfe des SAE Institute und der Firma Mackie Designs um. "Hands On! Einführung in die Welt der Tontechnik" heißt die circa fünfstündige Veranstaltung, die sich an Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren richtet. Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Darüber hinaus bietet Hauschilds Firma Busker Music© auch Bandworkshops und Lehrerfortbildungen an.

Ein Pfiff gellt durch den Raum. Mit einem Schlag sind die 21 still. Walter Hauschild fährt mit seinen Erklärungen fort. Auch Charly, Tobias, Johannes und Philipp machen begeistert mit.

Hauschild stellt jetzt kurz die Ausbildungsmöglichkeiten vor: Basic Media Certificate, und die darauf aufbauenden das Audio Engineer Diploma, das Digital Film Making Diploma und das Creative Media Diploma. Diese international anerkannten Abschlüsse werden vom SAE Institute angeboten und eröffnen eine faszinierende Berufswelt. Charly aber bleibt skeptisch, wenn er an den Beruf des Tontechnikers denkt: "Das ist nicht mein Ding". Nur hobbymäßig würde ihn das interessieren. Der Rest seiner Gruppe stimmt zu. Hobby, das ist in ihrem Fall die Band AG des Norbert Kotzan. Der junge Musik- und Deutschlehrer bringt 13 bis 15 Jugendlichen "die Tiefenstruktur einer Band" nahe. Das heißt, dass nicht nur Musik gemacht wird, sondern auch Instrumente, Technik, Soundcheck und Organisation eine Rolle spielen. Und das Ergebnis? Voraussichtlich am 12. Dezember wird ein Weihnachtskonzert gegeben.


Kotzan hatte auch die Idee mit dem Tontechnik Workshop. In einer Fachzeitschrift entdeckte er Hauschilds Angebot und leitete den Workshop in die Wege. Das Ziel des Workshops ist es, die Hörfähigkeit zu trainieren, Kooperationsbereitschaft zu zeigen, im Team zu arbeiten und sich über einen ganzen Arbeitstag hinweg zu konzentrieren. Es gibt lediglich eine zehnminütige Pause. Schließlich sollen die Teilnehmer des Workshops als Multiplikatoren das Erlernte im Unterricht und in der Band AG weitergeben.

Der Schulleiter Hans-Jürgen Krieger ist von dem Tag angetan. Ob dieser Workshop in das Profil der Schule übernommen wird, entscheidet die Auswertung des Tages.

Nach drei Stunden ist es endlich so weit: Vor den Arbeitsgruppen liegt ein so genanntes Track-Sheet, auf dem die Komponenten verschiedener Lieder graphisch dargestellt sind. Kenny und seine Gruppe müssen den Song "Same as U" auf den acht Kanälen abmischen: zwei Schlagzeuge, eine Bassgitarre, zwei elektrische Gitarren, ein Piano, Orgel und Chor und den Gesang. Konzentriert setzen sie das gelernte um.

Am Schluss sind sich alle einig: "Es hat Spaß gemacht". Eine spannende Möglichkeit, in den Beruf des Tontechnikers hineinzuschnuppern, ist leider viel zu schnell vorbei gegangen.



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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung