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12.05.2014

Feuerwehr übte im Branichtunnel den Ernstfall

Feuerwehr übte im Branichtunnel den Ernstfall

Die Einsatzkräfte simulierten den Brand einer Baumaschine. Bei der Übung gab es lediglich mit dem Funk Probleme. Foto: Dorn

Schriesheim. (sk) "Zwischen Querschlag 1 und 2 brennt eine Baumaschine, drei Personen werden vermisst." Das ist das Szenario für die zweite größere Tunnel-Übung der Freiwilligen Feuerwehr. Ein Querschlag ist das Verbindungsstück zwischen der Tunnelröhre und dem Rettungsstollen. Zwei Rettungsstollen gibt es, fünf Notausgänge führen hinein, gekennzeichnet durch grüne Neonröhren.

Die "Unfallstelle" liegt einen halben Kilometer im Tunnel, es wird angenommen, dass ein Bagger in Brand geraten ist. "Kleine Ursache, große Wirkung", sagt Einsatzleiter und Kommandant Oliver Scherer, wissend, dass brennende Chemikalien und Gummi in einem Tunnel dafür sorgen können, dass sich binnen kurzer Zeit alles mit schwarzem Rauch füllt.

Es ist 14 Uhr, bei der Leitstelle geht der Alarm ein. Zu Beginn der Tunnel-Bauarbeiten wurde ein Einsatzplan erstellt, dem jetzt alles folgt: Die Feuerwehren aus Altenbach und Ursenbach sind zuständig für das Ostportal, die Abteilung Stadt steuert das Westportal an und dort den "Lotsenpunkt 2".

An der Stelle neben den Baucontainern ist die Tunnelausrüstung deponiert mit Schleifkorbtragen, speziellen Funk- und Atemschutzgeräten, die mit zwei statt einer Sauerstoffflasche ausgerüstet sind, einem Pick-up und einem "Quad". Das wendige vierrädrige Gefährt ist wie geschaffen für den Rettungsstollen.

Tunnel-Bauleiter Ralph Eckerle führt derweil die Gäste der Übung durch den Tunnel. "Was Sie hier sehen, ist nur der Hohlraum, in den später die eigentliche Tunnelröhre hinein betoniert wird", erklärt er. Etwas weiter im Berg liegen bereits die ersten Folienbahnen auf dem Spritzbeton. Das ständig eindringende Niederschlagswasser fließt an der Folie herunter und später durch Drainagerohre aus dem Tunnel hinaus. Jetzt übernehmen diese Aufgabe mehrere Pumpen, die mit schmatzenden Geräuschen riesige Mengen Wasser ansaugen. Der hellgraue, zähe Matsch am Boden macht den Weg zur reinsten Schlammschlacht.

"Und das ist nicht mal ein nasser Tunnel, da gibt es ganz andere", bemerkt Eckerle. Über die Folie kommt später Stahlbeton, der die eigentliche Tunnelröhre bildet und die Last des Bergs trägt. An der Decke ist ein Luftschacht eingeplant, durch den Rauch abziehen kann. "Kein Entlüftungsgerät, das wir haben, würde das schaffen", erklärt Karl-Martin Rau, an diesem Tag Pressesprecher der Feuerwehr. Draußen sind jetzt die ersten der 13 Einsatzfahrzeuge mit ihren 71 Mann Besatzung unterwegs, außerdem zehn Sanitäter vom DRK mit drei Einsatzwagen. Eine halbe Stunde nach der Alarmierung ist der erste Trupp an der Unfallstelle.

"Die Zeit kostet es nun mal", sagt Scherer, "hier herrschen eben andere Bedingungen wie bei einem Wohnungsbrand." Etwa weil das Atemschutz-Anlegen Zeit braucht: "Sicherheit für unsere Leute hat Priorität." Nach zwölf Minuten Fußmarsch ist der erste "Sicherungstrupp" beim Querschlag, die Männer kämpfen sich über die Holzplanken vor in die Tunnelröhre. Am Boden liegt das erste Opfer, das unter Achseln und Kniekehlen gepackt und in den Rettungsstollen getragen wird: Um 14.58 Uhr wird es draußen dem DRK-Team übergeben, zwei Minuten später wird auch der zweite "Verletzte" auf einem Stück des bereits betonierten Tunnel-Fundaments gesichtet. Das dritte Opfer konnte zum Ostportal flüchten, wo es bereits in der Obhut eines DRK-Teams ist. Drinnen wird erst jetzt eine Wasserversorgung aufgebaut, hat doch die Menschenrettung immer Vorrang.

"Feuer aus", heißt es um 15.01 Uhr. Rau sagt: "In der Realität hätte der Bagger vermutlich schon von alleine aufgehört zu brennen." Vier Minuten später wird der Tunnel formal wieder ans Regierungspräsidium übergeben, die Übung ist zu Ende, und es ist Zeit für Scherers Manöverkritik. Er ist zufrieden, nur der Funk-Kontakt zwischen Kommandant und Ostportal macht noch Probleme: "Da muss etwas geschehen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung