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29.10.2003

Grüne, SPD und FDP kritisieren das 'Öko-Quartier'

Antrag mit acht Punkten liegt heute im Gemeinderat vor - Wegen der hohen Baudichte "auch soziale Verträglichkeit nicht gegeben"
Schriesheim. (ron) Für die Schriesheimer Grünen ist das "Öko-Quartier" im Neubaugebiet Nord, das heute Abend dem Gemeinderat vorliegt, nur "ökologisch in Anführungszeichen". Durch acht weitere Punkte soll der Kriterienkatalog ergänzt werden.

Die Grünen meldeten sich am Montagabend zu Wort, nachdem sie entdeckt hatten, dass einige der Vorschläge des Öko-Experten Dr. Michael Gagelmann aus der Verwaltungsvorlage gestrichen worden waren (wir haben gestern berichtet). Ihrer Meinung nach, sind die Kriterien nun so verwaschen, dass von einem Öko-Gebiet keine Rede mehr sein kann. "Es ist einiges angesprochen", so Fraktionschef Christian Wolf, "aber alles wachsweich geblieben". Und Robert Hasenkopf beschreibt: "Dass ist ein bisschen ökologisch angehaucht, das genügt uns aber nicht." Nach Ansicht der Grünen sind "beträchtliche Verbesserungen" nötig. Dabei, so die Grünen, hätte es für das "Öko-Quartier" in "Nord" jede Menge intelligente Lösungen gegeben. Doch die seien von Anfang an nicht gewünscht gewesen, so ihr Vorwurf. Wolf: "Das Gelände wurde schon im Mai 2001 der Firma Conceptaplan versprochen, deshalb hat der Gemeinderat auch nie alternative Planungen gesehen, das ist ein völlig unüblicher Vorgang in der ganzen Region."

Aber die Grünen halten das "Öko-Quartier" nicht nur für ökologisch unzureichend, sondern auch für sozial unverträglich - wegen der vorgesehenen dichten Bebauung. "Das wird sogar noch viel enger als zum Beispiel in der Dr.-Hermann-Brunn-Straße", gibt Stadtrat Hansjörg Höfer zu Bedenken. Er bemängelt einen "Grad der Überbauung, der in anderen Gebieten gar nicht genehmigt würde". In den schmalen und eng beieinander stehenden Häusern, so Höfers Kollege Wolf, "werden sich die Leute nicht wohl fühlen und bald wieder ausziehen, die Fluktuation, die im Gebiet dann eintrete, verhindere eine soziale Verträglichkeit.

In einem Antrag an den Gemeinderat fordern die Grünen, acht weitere Punkte in den Kriterienkatalog aufzunehmen. In etwa decken sich die Forderungen auch mit jenen, die Öko-Berater Gagelmann vorgesehen hatte.

Auch FDP und SPD dagegen
Erstens müssten mindestens 80 Prozent der Häuser nach Süden ausgerichtet sein, um mehr Solarnutzung zu ermöglichen. Laut dem Conceptaplan-Entwurf sind es im Moment nur 50 Prozent. Die Installation von Solaranlagen sollte bei den südlich ausgerichteten Häusern vorgeschrieben sein, fordern die Grünen weiter. Der Bauträger soll außerdem verpflichtet werden, neben der allgemein üblichen Fünf-Liter-Version eines Niedrigenergiehauses eine Drei-Liter-Version anzubieten. Die Gebäude-Mindestbreite sollte 5.50 Meter betragen, PVC-Fenster sollen grundsätzlich verboten sein. Die Dächer, so die Grünen, müssten mit nachwachsenden Rohstoffen oder Cellulose gedämmt sein, zum Nachweis der Gebäudedichtigkeit sollte außerdem eine spezielle "Blower-Door-Messung" erfolgen, die bei Öko-Häusern üblich ist. Heftigsten Widerstand gegen das "Öko-Quartier" kündigten gestern auch SPD und FDP an (s. Meldung).

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung