Schriesheim im Bild 2023

25.08.2014

Vollsperrung in Schriesheim: Fehlende Pläne und eine verpasste OEG

Eine Testfahrt mit der umgeleiteten Buslinie 628: Vieles läuft nicht rund, von der Information bis zu den Anschlusszeiten

Von Laura Geyer

Schriesheim. Sonntagmorgen, 11 Uhr, am Schriesheimer OEG-Bahnhof. Seit Freitag ist die Talstraße zu, die Buslinie 628 wird umgeleitet. Über dem Fahrplan weist ein einlaminiertes Schreiben des Unternehmens Busverkehr Rhein-Neckar (BRN) darauf hin, dass die Linie bis zum 7. September über Großsachsen nach Ursenbach, Altenbach und Wilhelmsfeld fährt. "In Anspruchnahme eines Ruftaxis wenden Sie sich bitte an die Gemeindeverwaltung", heißt es als Letztes.

Ob der Hinweis bei allen angekommen ist? "Wie fährt man am besten zum Waldschwimmbad?", fragt die RNZ-Mitarbeiterin eine ältere Dame an der Haltestelle. "Dieser Bus fährt direkt dorthin", sagt sie. Von der Umleitung wusste sie nichts. Ebenso wenig wie eine Frau mit Wanderschuhen, die nach Wilhemsfeld möchte: "Ich komme aus Leutershausen, hätte ich das gewusst, wäre ich anders gefahren."

Die Seniorin hat sich im Bus mit ihrer Freundin verabredet. "Uns ist das egal, wo lang unsere Rundfahrt führt", meinen beide gleichmütig. Die Frage nach dem Waldschwimmbad geht nun an den Busfahrer: "Da kommen Sie nicht hin", ist seine erste Reaktion. Er hat was von Bedarfstaxis gehört, weiß aber nichts Genaueres.

Um 11.04 Uhr fährt der Bus mit vier Minuten Verspätung auf die B 3 Richtung Hirschberg. Erst in Großsachsen biegt er in die Breitgasse und schlägt den Weg nach Rippenweier ein. Einige Minuten später erstreckt sich das Odenwaldpanorama vor den Augen der Fahrgäste. "Eine schöne Fahrt, wie im Urlaub", sagt die Seniorin zu ihrer Freundin. "Wenn man keinen Termin hat, ist die Umleitung kein Problem", meint eine weitere Rentnerin im Bus. Von der Talstraßensperrung hat sie zwar "theoretisch gewusst, aber nicht mehr dran gedacht".

Derweil springt die Haltestellen-Anzeige im Bus immer weiter, ohne dass bislang eine Haltestelle angefahren wurde. Als "Wilhemsfeld" erscheint, steht die Leutershausenerin auf, doch die beiden Seniorinnen halten sie zurück: "Da sind wir noch nicht, wir sagen Ihnen Bescheid."

Dann kommt erst mal Altenbach, Rathaus. Laut Online-Auskunft der Rhein-Neckar-Verkehr (rnv) kommt der 11-Uhr-Bus hier um 11.14 Uhr an, einen Hinweis auf die Umleitung und die geänderten Fahrtzeiten gibt es nicht. Auf der Anzeige am Bankgebäude nebenan ist es 11.27 Uhr.

Über dem Busfahrplan hängt eine Information der Stadt Schriesheim, mit der Telefonnummer des Bedarftaxis: ab hier unter anderem zum Waldschwimmbad. Die Nummer ist schnell ins Handy eingetippt, Taxiunternehmer Georg Grams hebt ebenso zügig ab. Jetzt am Wochenende brauche er 20 Minuten, um von Schönau nach Altenbach zu kommen; unter der Woche habe er einen Fahrer in Wilhemsfeld, dann gehe es schneller. Dennoch solle man spätestens eine halbe Stunde, bevor man fahren möchte, anrufen.

Die Anzeige an der Bank springt um und zeigt 15 Grad an - ohnehin kein Freibadwetter. Also zurück nach Schriesheim. Um 11.37 soll der 628er auf der anderen Straßenseite wieder runter fahren, um 11.41 Uhr ist er da. Eine junge Frau und ihr Sohn steigen mit ein. Sie sind schon am Samstag die Umleitung gefahren und fanden es "ein bisschen ärgerlich", dass die RNV-Linie 5 gerade den Schriesheimer Bahnhof verließ, als der Bus dort ankam. Darauf weist auch ein weiterer Fahrgast im Gespräch mit der RNZ-Mitarbeiterin hin. Und fügt hinzu: "Heute sehe ich das entspannt, aber wer zur Arbeit muss, hat ein Problem." Er fühlte sich im Vorfeld nicht genug einbezogen und informiert. Es sei ja nicht das erste Mal, dass die Talstraße gesperrt sei, und dennoch wirke Vieles auf ihn nicht richtig durchdacht. "Warum gibt es zum Beispiel keine Baustellenfahrpläne?", fragt er sich.

Kurz bevor der Bus zum Bahnhof abbiegt, fährt die OEG Richtung Weinheim vorbei, und auch die Straßenbahn nach Heidelberg setzt sich gerade in Bewegung - keine Chance mehr, sie zu erwischen. Es ist vier Minuten nach der eigentlich Abfahrtszeit um 12 Uhr.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung