Schriesheim im Bild 2023

07.11.2003

Die Liberalen wagten sich oft auf neues Terrain

Schriesheimer FDP-Ortsverband feierte heute Abend 20-jähriges Bestehen - Ex-Außenminister Klaus Kinkel als Ehrengast

Schriesheim. Am 19. Juli 1983 wurde das liberale Kind vom damaligen Kreisvorsitzenden Karl-Heinz Herzberger im Hotel Adler aus der Taufe gehoben. Am heutigen Freitag feiert der FDP-Ortsverband Schriesheim mit Ehrengast Dr. Klaus Kinkel im Neuen Ludwigstal seinen 20. Geburtstag.

Erster Vorsitzender wurde gleich der Gründer, Dr. Bernhard Scharf. Er rief die Veranstaltungen ins Leben, die auch heute noch auf dem Terminkalender des Ortverbandes stehen - das alljährliche Mathaisemarkt-Treffen mit der Landes- und Bundesprominenz, das Herbstfest im Zehntkeller, der Maisverkauf in der Liberalen Klause beim Straßenfest und die Liberalen Runden. Diese monatlichen Treffen dienen dem politischen Meinungsaustausch, der Erörterung kommunalpolitischer Probleme, aber auch der Information über aktuelle gesellschaftspolitische Themen.

So ist es den FDP-Ortsvorsitzenden immer wieder gelungen, unter den Augen der staunenden Öffentlichkeit hochkarätig besetzte und sehr gut besuchte Veranstaltungen zu organisieren. Dabei waren sie thematisch immer auf der Höhe der Zeit mit Diskussionsrunden zur Zukunft der Bundeswehr, der Steuerreform, der Drogenpolitik und Aidsproblemen, der Gentechnologie oder der Rentenreform. Den Besucherrekord mit über 60 Gästen schaffte die Liberale Runde im Oktober 1997 über den Euro mit Ex-Wirtschaftsminister Dr. Helmut Haussmann, dem Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar Dr. Wolfgang Niopek und dem Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Friedrich Ewald.

Die kleine Truppe mit der großen Aktivität - die Mitgliederzahl erhöhte sich von anfangs sechs auf 19 im Jahr 2001 - kann vor allem in zwei Bereichen politische Erfolge aufweisen. Unter seiner Vorsitzenden Dr. Birgit Arnold hatte der Ortsverband wesentlichen Anteil an dem Bau der neuen Schulturnhalle. Eine gut besuchte Gesprächsrunde im Dezember 1994 mit Vertretern der Schulen, der Vereine und der Eltern, Leserbriefe, Anträge zum Haushalt von Dr. Scharf und nicht zuletzt das persönliche Engagement von Arnold in den "Nachsitzungen" des Gemeinderates hielten das Thema auf der Tagesordnung, bis der Gemeinderat schließlich den Neubau beschloss.

Im Einsatz für ein Jugendzentrum in Schriesheim wagte sich Arnold auf ein ganz neues Terrain. Gemeinsam mit Claudia Loff organisierte sie vier Jugenddiscos. Der Erfolg gab den Liberalen Recht.
Ambivalentes Verhältnis zu Riehl

Jeweils rund 100 Jugendliche nahmen teil und unterstrichen damit mit allem Nachdruck den Bedarf eines Jugendtreffs. Nägel mit Köpfen wurden in einer Diskussionrunde der FDP zum Jugendzentrum im Oktober 1995 gemacht: Am Ende dieses Abends versprach Bürgermeister Riehl den Jugendlichen, ihnen einen Raum zur Verfügung zu stellen. Das Verhältnis des FDP-Ortsverbandes zum Bürgermeister war immer ambivalent. In den ersten Jahren war Riehl ein gern gesehener Gast in der Liberalen Runde. Das änderte sich nach einer heftigen Kontroverse zwischen dem Bügermeister und Stadtrat Dr. Scharf über Sinn und Machbarkeit des Branichtunnels und der Ablehnung des Ortsverbandes, Riehl in seinem letzten Wahlkampf zu unterstützen.

Persönliches mag die Auseinandersetzungen zwischen Riehl und Scharf verschärft haben - beide haben am selben Tag Geburtstag, kennen sich seit Kindertagen und zumindest Scharf hatte den Mut, zuzugeben, dass es ihm manchmal an der nötigen Gelassenheit im politischen Geschäft fehle.Doch auch Dr. Arnold, der anfangs ein politischer "Schmusekurs" gegenüber dem Bürgermeister nachgesagt wurde, entwickelte als Stadträtin schnell eine kritische Haltung.Das weist auf den Kern all dieser Auseinandersetzungen hin. Arnold: "Es ging stets um die Frage, was ein Bürgermeister kann und darf und wann man ihm Einhalt gebieten muss."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung