Schriesheim im Bild 2023

01.12.2014

Brände in Schriesheim und Walldorf hielten Feuerwehren in Atem

Von Stephanie Kuntermann und Alexander Albrecht

Schriesheim/Walldorf. Zwei Brände, ein Toter und enormer Sachschaden, das ist die traurige Bilanz von zwei Bränden am Wochenende im Rhein-Neckar-Kreis.

Um 18.26 Uhr ging am Samstag bei der Rettungsleitstelle der Alarm ein, Minuten später rasten die ersten Feuerwehrfahrzeuge die Schriesheimer Talstraße hoch. "Es hat geknallt, da habe ich rausgeguckt und gesehen, dass es nebenan brennt", berichtete die Nachbarin, deren Mann sofort die Feuerwehr anrief. Der Knall kam von einem berstenden Dachfenster, das unter der Hitze des Feuers nachgab. "Das Dachgeschoss stand im Vollbrand, als wir kamen", sagte Kommandant Oliver Scherer, als die Wehren aus Schriesheim, Dossenheim und Ladenburg mit 92 Mann und 20 Einsatzfahrzeugen eintrafen. Die Familie aus der Erdgeschosswohnung war nicht da, doch wo der 64-jährige Bewohner des obersten Stockwerks war, blieb zunächst unklar. Über die lichterloh brennende Treppe war kein Durchkommen möglich, also wurde von der unbewohnten Nachbar-Haushälfte ein Wanddurchbruch geschaffen.

Auch von außen verschafften sich die Kameraden Zugang: Sie lehnten eine Leiter an die Hauswand, schlugen das Fenster im ersten Stock mit einer Axt ein und drückten den Rollladen hoch. Zwei Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten kletterten ins Haus. "Wir wissen noch immer nicht, ob jemand im Haus ist", sagte Scherer gegen 19 Uhr. Während von der Drehleiter aus das Feuer im Dach gelöscht wurde, versuchten zwei Mann, eine Spritze von der anderen Straßenseite auf das Giebelfenster zu richten. Mehrere Versuche schlugen fehl, immer wieder loderten rötliche Flammen auf, beißender Qualm füllte die gesamte Straße.

Wenig später waren die Ersten am Brandherd. Derweil machten Spekulationen über den vermissten Bewohner die Runde: War er daheim oder auf einer Adventsfeier? Kinder und Frau des Mannes wurden informiert. Sanitäter und Notärzte waren mit zwei Wagen vor Ort, auch zur Sicherheit für die Feuerwehrleute, die den Brand unter Kontrolle brachten und das Übergreifen auf die Nachbarhäuser verhindern konnten. An der Gaulsbrücke sperrte die Polizei die Straße in beide Richtungen, Weinheims Revierleiter Holger Behrendt ließ auch das obere Ende der Talstraße sperren, bereits am Rückhaltebecken wurde der Verkehr umgeleitet.

Viele Autofahrer zeigten sich uneinsichtig. "Die Leute fangen hier das Diskutieren an, teilweise in unverschämtem Ton", beschrieb eine Schriesheimerin die Situation. Eine Frau musste fast ein Dutzend Mal aufgefordert werden, die Kreuzung zu räumen, zeitweise kam der Verkehr zum Erliegen, Fahrzeuge stauten sich ab der B3. Über die Tragödie, die sich wenige Meter weiter oben abspielte, drang bis dort wenig durch. Nach wie vor keine Nachricht von dem Vermissten. Eine erste Suche verlief negativ, nass vom Löschwasser und mit Asche bedeckt kamen die Kameraden aus dem Gebäude: "Das sieht schlimm aus", sagte einer.

Anscheinend hatte der Mann in seiner Wohnung ein umfangreiches Lager brennbaren Materials, das dem Feuer immer wieder Nahrung gab. Gegen halb neun wurde die Leiche des 64-Jährigen gefunden. Notfall-Seelsorger kümmerten sich um seine Familie, die vor dem Brandhaus wartete. Vom Einreißen des Dachstuhls werde man absehen, sagte Scherer. Allerdings müsse man das Haus leer räumen, weil überall noch Glutnester vermutet wurden. Ein Hund wurde aus dem Erdgeschoss gerettet, später schaltete ein EnBW-Mitarbeiter den Strom in der Nachbarschaft wieder an. Eine Brandwache blieb über Nacht vor Ort. Für die Polizei begann die Ermittlungsarbeit: Über die Ursache des Feuers konnten noch keine Angaben gemacht werden, der Sachschaden lag bei etwa 250.000 Euro.

In Walldorf soll er nach ersten Erkenntnissen der Polizei sogar noch etwas höher liegen. Die dortige Feuerwehr war gegen 17.09 Uhr alarmiert worden und traf sechs Minuten an der Einsatzstelle in einem Wohngebiet in der Schwetzinger Straße nahe des Stadtzentrums ein. Im oberen Stock des Zweifamilienhauses brannte es bereits lichterloh. Der einzige Bewohner, ein 68-jähriger Mann, habe unverletzt vor dem Gebäude gestanden, berichtete der Walldorfer Feuerwehrkommandant Frank Eck. Nach Angaben der Polizei hatte der Senior vermutlich Pommes in einer Fritteuse oder Pfanne zubereitet und dann die Küche im Obergeschoss verlassen.

"Wir haben uns zunächst daran gemacht, ein Übergreifen der Flammen auf andere Häuser zu verhindern", sagte Eck. Durch die Hitzeeinwirkung seien Plastikrollladen angrenzender Gebäude gewellt gewesen. Das Haus, in dem das Feuer ausbrach, ist laut Eck nicht mehr eckbar. "Der Dachstuhl ist komplett ausgebrannt, und auch das Erdgeschoss wurde in Mitleidenschaft gezogen", so der Kommandant. Während der Löscharbeiten wurde die Schwetzinger Straße komplett gesperrt. Die Feuerwehr Walldorf war mit 45 Mann vor Ort. Der Rettungsdienst und ein Notfallseelsorger kümmerten sich um den Bewohner.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung