Schriesheim im Bild 2023

12.11.2003

Mit weniger Moos doch was los

Mathaisemarkt-Ausschuss billigt Riehls "schwarze Null" - Das Riesenrad kommt wieder - "High Energy" wird die neue "Kotzmühle"

Diese "Kotzmühle" soll neben dem Riesenrad die Attraktion des nächsten Mathaisemarkts sein: "High Energy" wird 2004 die Besucher ordentlich durch die Lüfte wirbeln. Gestern gab die Stadt dem Münchner Angebot den Zuschlag. Repro: Dorn

Schriesheim. (hö) Bürgermeister Peter Riehl muss beim Mathaisemarkt sparen. Zwar nicht so viel, wie es die Kämmerei gewünscht hätte, aber ein Defizit soll es 2004 nicht geben. Immerhin: An den Schaustellergeschäften soll es keine Abstriche geben. Das Riesenrad kommt endlich wieder, und als neue Attraktion wird die "Kotzmühle" "High Energy" locken.

Bürgermeister Peter Riehl redete nicht lang um den heißen Brei herum: Die Zeiten sind schlecht, Schriesheim muss sparen, bis es kracht (in Abwandlung seines Diktums über die Investitionen 2003) - das bekommt auch der Mathaisemarkt zu spüren: Die richtig fetten Zeiten sind vorbei. Kämmerer Volker Arras hat den Mathaisemarkt-Etat sogar schon so zusammengestrichen, dass die jahrelangen Defizite sich in ein Plus verkehren sollen (die RNZ berichtete gestern bereits). Aber das wäre mit Riehl nicht zu machen gewesen: "Wenn wir alles zusammenstreichen, können wir damit keinen Mathaisemarkt machen." Dabei sind die rohen Finanzzahlen von Schriesheims Riesensause schon seit letztem Jahr deutlich auf dem Weg der Besserung: Lag das Defizit 2002 noch bei 27000 Euro, waren es in diesem Jahr nur noch 12000 - und das, obwohl das Boxen der Kubaner deutlich teurer war als das Boxen früherer Jahre. Apropos Boxen: So wie es zur Zeit aussieht, werden sich im nächsten Jahr die Engländer die Ehre geben. Die sind zwar eine ziemlich wilde Bande, dafür aber billiger als die Mulatten aus Castros Reich.

An einigen Posten im Mathaisemarkt-Etat wird kaum zu rütteln sein. Soll man an den Repräsentationskosten, immerhin 23000 Euro, sparen? Bekommen die Leute vom Festzug auf einmal nur noch eine Bratwurst statt des Schnitzels? Oder sollen die Gebühren erhöht werden? An allzu viel wollte sich Riehl nicht rantrauen. Er versprach aber, dass, wie gestern gemeldet, der "Mathaisemarkt 2004 Null auf Null rauskommt". Ein voraussichtliches Defizit von 11000 Euro könne man "noch rausquetschen". Da bieten sich einzelne Kürzungen beim Repräsentieren an, schließlich kommen auch die Boxer nicht ganz so teuer.

Riehls eindringliche Worte verfehlten ihre Wirkung nicht: Die Mitglieder des Marktausschusses waren angesichts der ernüchternden Zahlen zahm wie Lämmer. Auch Frieder Menges (SPD) konnte "mit Null auf Null leben", mahnte aber, nicht weiter kommerzielle Veranstaltungen wie den Radio-Regenbogen-Abend zu unterstützen. Allerdings, das gab Riehl zu bedenken, sei man heilfroh, dass Mannheims Radiomacher überhaupt noch da sind. Andere Kommunen würden Schlange stehen und gern zugreifen, wenn die Schriesheimer dem Sender die Tür vor der Nase zuknallen würden.

Friedrich Ewald (Freie Wähler) nahm es gelassen und fand, der Mathaisemarkt sei "Teil des Stadtmarketings", der ruhig "etwas kosten kann". Entsprechend wichtig sind die tollen Tage auch für die Schriesheimer Geschäftswelt. Auch Hansjörg Höfer (Grüne) konnte mit der schwarzen Null leben, hob aber mahnend seinen Zeigefinger: "Wenn alle Ausgaben auf den Prüfstand gehören, dürfen wir auch den Mathaisemarkt nicht auslassen." Wolle man einen Mathaisemarkt mit Gewinn, müsse sich auch einiges an der Strategie ändern. Und das werde man dann sehen, wenn es den Markt Riehlscher Prägung in ein paar Jahren wohl nicht mehr geben wird.

Hellere Mienen dann, als es an die Programmgestaltung ging: Kulturkreis-Chefin Romy Schilling kündigte eine Joe-Hackbarth-Ausstellung an. Der Ausnahme-Jazzer und surrealistische Maler starb vor drei Jahren, und doch wollen seine Musikerfreunde in Schriesheim bei der Ausstellungseröffnung aufspielen. Und weil die Stadt gerade so klamm ist, versprach Schilling, auch eine Spendenbüchse aufzustellen. Riehl hingegen meinte gönnerhaft, der Kulturkreis könne den Büchseninhalt für sich selbst verwenden. BdS-Chef Horst Kolb hoffte indessen auf eine gut besuchte Leistungsschau, konnte aber noch keinen Redner für die Mittelstandskundgebung nennen. Menges hat es wohl nicht gepackt, den Kanzler einzuladen. Riehl süffisant: "Ein Glück, die SPD will ja auch die Kommunalwahl gewinnen."

Und dann gibt es auch noch den Rummel: 1200 Bewerbungen liegen laut Marktmeister Fritz Haas vor, die gut 40000 Euro Einnahmen aus dem Vergnügungspark sind wie immer fix. Das Beste: Nach einem Jahr Pause kommt wieder das Riesenrad. Als Attraktion wird es wieder einen Vielwirbler, den Münchner "High Energy", geben. Eben nach Menges Worten eine richtige "Kotzmühle".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung