Schriesheim im Bild 2023

02.02.2015

Schriesheim: Bürger informieren sich zum Thema Einbruchsschutz

Schriesheim. (sk) Die Besucher sitzen dicht gedrängt im Saal des Gasthauses Frank, ständig werden neue Stühle gebracht. "Schutz vor Einbrüchen" heißt der Vortrag, zu dem der CDU-Stadtverband eingeladen hat und der so großes Interesse geweckt hat.

orsitzender Daniel Schneegaß übernimmt die Begrüßung, Georg Wacker liefert einige Zahlen zum Thema: 7844 Einbrüche wurden 2010 in Baden-Württemberg erfasst, im vorvergangenen Jahr waren es 11 295. "Eine Zunahme um 31,8 Prozent", so der Landtagsabgeordnete. Im gleichen Zeitraum sanken die Aufklärungsquoten von 16 auf knapp elf Prozent. Christian Würz vom CDU-Landesvorstand geht auf die Polizeireform ein: Aus landesweit 35 Polizeidirektionen wurden 12.

Im Präsidium Mannheim befassen sich 40 Beamte in einer Besonderen Aufbau-Organisation mit den Einbrüchen im Rhein-Neckar-Kreis sowie den Stadtkreisen Heidelberg und Mannheim, erklärt Polizeikommissar Jochen Weber. Der Blick über den Tellerrand bietet die Chance, überregional agierenden Tätern und Banden besser auf die Schliche zu kommen. Die kommen vermehrt aus Südosteuropa, sind straff organisiert und gehen hoch professionell vor, wie auch eine Bande aus Georgien, auf deren Konto mehr als 60 Einbrüche gehen.

Weber räumt auf mit gängigen Vorurteilen: "Eingebrochen wird nicht nur in die Villa, es kann jeden treffen." Für Armutszuwanderer aus Rumänien oder Bulgarien sei schon die Hochhauswohnung ein Luxus, sie stehlen dort Dinge, die man hier für selbstverständlich hält wie Markenturnschuhe oder Schulranzen. Ein weiterer Irrglaube ist der vom nächtlichen Einbruch: Oft wird auch in der Zeit zwischen sechs und 21 Uhr eingebrochen.

In Schriesheim zählten 2010 acht von 18 Taten zu den "Tageseinbrüchen", 2011 sieben von 16 und 2013 fünf von 24. In der Weinstadt seien oftmals "Fensterbohrer" aktiv, also Täter, die Fensterrahmen mit Handbohrern beschädigen, Drähte durch die Löcher ziehen und von außen die Verschlussriegel öffnen.

Webers Kollegin Patricia Wickert spricht ein anderes Vorurteil an, das vom Täter mit dem Werkzeugkasten voller Elektronik: "Oft genügt aber schon ein großer Schraubenzieher." Der lässt sich leicht verstecken, die Täter fallen so in der Nachbarschaft nicht weiter auf. Wickert mahnt deshalb Aufmerksamkeit an: "Sprechen Sie Fremde im Hausflur oder auf der Straße an, schaffen Sie Öffentlichkeit." Alarmanlagen hält die Kommissarin nicht immer für sinnvoll: "Denn wenn die losgehen, ist der Täter ja schon im Haus." Vergitterte Kellerfenster, mit Riegeln geschützte Schächte, einbruchhemmende Verriegelungen und Verglasungen für Fenster lassen sich nachrüsten ebenso wie Sicherungen für Rollläden. "Ein Rollladen an sich ist noch kein Einbruchsschutz."

Es sind solche Sätze, die manchen im Raum stutzen lassen. Ein anderer: "Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster." Mancher grinst verschämt, als die Sprache auf gängige Verstecke kommt: "Die Täter kennen sie alle." Deshalb sollte man Hausschlüssel niemals unter Fußmatten oder in Blumenkübeln verstecken. Ein Bild zeigt weitere Schwachstellen, die sich vermeiden lassen: Bäume am Haus, Gartenmöbel und Mülltonnen können als Aufstiegshilfen genutzt werden, schlecht gesicherte Neben-Eingangstüren, Zwischentüren von der Garage ins Haus und Fensterschächte machen es den Tätern leicht. Und wenn doch einmal der Alptraum passiert, dass man nachts einen Einbrecher im Haus hört, rät sie: "Machen Sie Licht, machen Sie Lärm, rufen Sie sofort den Notruf an." Weshalb man auch nachts am besten das Telefon am Bett haben sollte.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung