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23.02.2015

Schriesheim: Jugendliche lernten, "stilvoll" zu trinken

Junge Union, SV Schriesheim und Winzergenossenschaft luden Jugendliche zu "informativer Weinprobe" ein

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Warum sie zur ersten "informativen Weinprobe" der Jungen Union (JU) ins Vereinsheim des SV Schriesheim gekommen waren, erklärte einer der Jugendlichen im Alter von 16 bis 21 Jahren so: "Wir wollen stilvoll trinken lernen." Eigentlich seien sie eher Biertrinker, gaben die Jungs offen zu. Aber Wein gehört nun mal zu Schriesheim wie der Mathaisemarkt - wo es Jahr für Jahr allerdings Probleme mit betrunkenen Jugendlichen gibt.

"Normalerweise muss man mit der Prävention früher anfangen. Wir wollen hier vermitteln, dass man Wein genießen, aber nicht missbrauchen darf. Wir wollen zeigen, was an Arbeit, an Liebe und an Wissen dahintersteckt, bis aus der Traube Wein wird und welchen kulturellen Hintergrund dieser hat", sagte Hermann Morast. Der Abend sei als Präventionsveranstaltung gedacht, die Spaß machen und informieren wolle, erklärte Morast, Mitglied in der Winzergenossenschaft und studierter Weinbau- und Getränketechniker.

Die von ihm belegten Präventionsmodule zum Bachelor zahlten sich jetzt aus: Im Vorfeld der Veranstaltung unter der Überschrift "Woifeschd, Weißherbschd, Wirkungen" hatte die JU mit der Polizei gesprochen und von dort Informationsmaterial erhalten. Außerdem hatten Gespräche mit den Schulsozialarbeitern stattgefunden.

Ob die Anwesenden als Zielgruppe zur Prävention taugten, schien allerdings fraglich, denn die 14 Jugendlichen und jungen Erwachsenen machten einen durchaus gefestigten Eindruck und hatten sich sogar Fahrer organisiert, die dann auch bei Mineralwasser blieben.

Schade sei, so eines der Mädchen, dass die Flasche Wein für 15,90 Euro im Festzelt eigentlich unerschwinglich sei: So sei es auch kein Wunder, dass sich viele junge Mathaisemarkt-Besucher ihre Getränke selbst mitbrächten oder auf Bier und Mischgetränke zurückgriffen, erklärte einer der Jungs.

Morast führte anschließend kundig durch die Weinprobe mit fünf WG-Weinen, wobei Schriesheims Traditionsrebsorte den Anfang machte: ein Silvaner halbtrocken. Die Jugendlichen erfuhren, wie man Aromen im Glas durch Schwenken zum Schweben bringt, dass man Wein durchaus geräuschvoll bei einer Probe "schlotzen" darf, was in Abendgesellschaften jedoch eher verpönt ist. Sie lernten, dass man nicht jeden Schluck trinken, sondern die Proben auch in eigens dafür bereitgestellte Karaffen spucken darf. Salzstangen und Brot dienten als Begleiter der Weinprobe, weil es besser sei, so Morast, beim Weintrinken etwas zu essen. Der Alkohol werde im Magen dann eher aufgesogen.

Über einen Riesling halbtrocken ging es zum trockenen Pinot Noir-Blanc de Noirs, zum Spätburgunder Weißherbst (lieblich) und schließlich zum halbtrockenen Spätburgunder. Wie aus roten Trauben lachsfarbener Pinot Noir wird und wie man Rotwein durch Maischegärung oder kurzes Erhitzen der Trauben herstellt, war Teil der Erläuterungen. Morast sprach über den Alkoholgehalt verschiedener Getränke und fragte, warum manche mehr vertragen als andere: "Weil sie Schriesheimer sind", kam es aus der Runde. Im Ernst: Es liegt eher daran, dass einige so sehr an Alkohol gewöhnt sind, dass man von einer Sucht sprechen kann. Pro Person werden bundesweit 20 Liter Wein jährlich konsumiert; beim Bier liegt die Zahl mit 110 Litern höher. Beim Wein liegt das Einstiegsalter bei 20 Jahren, Hauptkonsumenten sind 35- bis 55-Jährige.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung