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09.03.2015

Mathaisemarkt: Festzug lockte 40.000 Zuschauer

Mathaisemarkt: Festzug lockte 40.000 Zuschauer

Unter dem Motto "Vielfalt in der Einheit" wurde in Schriesheim mit viel Kreativität und Witz auf Deutschland geschaut
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Der Mathaisemarkt-Festzug am gestrigen Sonntag war der erwartete Publikumsmagnet für Gäste aus der ganzen Region. Zwar war es etwas frisch, doch die Sonne schien mit den Schriesheimer Weinhoheiten um die Wette - durchaus ideale Bedingungen also. 40.000 Zuschauer standen am Wegesrand, um 62 angekündigte Fußgruppen und Mottowagen der Vereine und Organisationen zu bestaunen, die das Thema "Vielfalt in der Einheit" in Anlehnung an die deutsche Wiedervereinigung vor 25 Jahren mit viel Liebe zum Detail und großer Kreativität umsetzten. Jedes Bundesland wurde treffend und nicht selten mit einem Augenzwinkern charakterisiert. Eine heitere, deutsche Nabelschau. So versetzte etwa die Landjugend ganz zum Schluss den "Ballermann" nach Schriese, um Mallorca, Deutschlands "17. Bundesland", zu feiern.
Anfangs geriet der gedehnte Zug öfter mal ins Stocken und entsprach in der Aufstellung nicht ganz der ansonsten informativen Broschüre, die die Stadt zum Festzug aufgelegt hatte. Doch bald kam alles richtig ins Rollen und bot knapp zwei Stunden Kurzweil. Auffällig war, dass die Zugteilnehmer an die Zuschauer längst nicht nur Wein ausschenkten. Die Fußballer feierten auf ihrer Rolle ein bayerisches Oktoberfest, also gab es dazu das passende Bier. Der OWK schwelgte in der Schönheit der brandenburgischen Spree, also gab es Gurken. Birnen reichte gleich danach der Obst-, Wein- und Gartenbauverein - aber ob die wirklich aus Herrn Ribbecks Garten stammten? "Wir sind ein Volk, die Mauer muss weg", erinnerte der Tennisclub an den Wandel vor 25 Jahren und ließ sogar Bananen in die Menge fliegen - in Erinnerung an Lebensmittelengpässe in der ehemaligen DDR. Auch lecker: Der Partnerschaftsverein verteilte Süßes aus dem Haribo-Werk in Uzès.

Mit den Jumelage-Freunden und den Gästen aus der französischen Partnerstadt wurde die Einheit Europas beschworen - ebenso wie vom Push-Verein und dem Jugendgemeinderat. Auf eine freundschaftliche Zukunft verwies die Feuerwehr, die mit ihren Kameraden aus dem österreichischen St. Margarethen bereits verbunden ist und eine Partnerschaft auch mit der Feuerwehr von Uzès anstrebt. Für Vielfalt steht auch die Metropolregion, wie sie der Reit- und Fahrverein darstellte. Und selbst die Einheit Schriesheims und seiner Ortsteile wurde von Seiten der Stadtverwaltung gefeiert - mit einer Strahlenburg, an der sich (Altenbacher) Kochlöffel drehten.

Zwischen den Motivwagen grüßten immer wieder viele Hoheiten des Weines und anderer Genüsse. Zudem sorgten gleich 14 Musikgruppen für mitreißende Rhythmen und Szenenapplaus an der Zugstrecke, auf der sich der KSV zielsicher gab. Thüringen war sein Thema und ein selbstgebauter Biathlon-Schießstand aus Oberhof ein Volltreffer. Gleich einen ganzen Rügener Kreidefelsen hatte die IEWS gebaut, der Verkehrsverein fuhr mit einer Reichstagskuppel durch Schriesheims Straßen.

Was fürs Auge waren auch die vielen historischen, bestens gepflegten Traktoren, die den Zug ebenso bereicherten wie eine kleine Kolonne Trabis, die die Hundefreunde mitfahren ließ. Überdies war wieder ein historischer Bus dabei, in dem Alt-Stadträte saßen, die allerdings sicher nicht alle bereits im Wiedervereinigungsjahr 1990 im Amt gewesen sind - Johannes Scharr etwa. Die bewährten Moderatoren des Festzugs hatten also jede Menge zu kommentieren - und zu würdigen. Auch die kleinen "Bremer Stadtmusikanten" der Strahlenberger Grundschule, die "Rattenfänger von Hameln" des Kindergartens "Wolkenschloss" oder die Fische um "Vater Rhein" des Pfadfinder-Stamms "Bärengrund". Dieser präsentierte Baden. Die Lyra widmete sich Württemberg und verstand nur Bahnhof mit Blick auf "Stuttgart 21" und die "Wutbürger".

Aber immerhin läuft’s beim Branichtunnel, wie an ihrem Wagen zu lesen war. Nach dem großen Jubiläumsfestzug im vergangenen Jahr hatten alle Beteiligten also kein bisschen von ihrer Fantasie und Hingabe für ein gelungenes Mathaisemarkt-Highlight verloren, das der Festzug gestern war.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung