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12.03.2015

Mathaisemarkt: "Behördentag" mit Rückblick auf den Festplatz-Bau

Bürgermeister Hansjörg Höfer lobte Mut der "Altvorderen"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. "Wir haben nur schönes Wetter, alle sind gut drauf": Bürgermeister Hansjörg Höfer weiß gestern Morgen beim "Empfang der Ehrengäste" noch nicht, dass es nachmittags regnen wird. Aber mit der Stimmung beim Mathaisemarkt liegt er richtig. Davon lassen sich auch die zahlreichen Behördenvertreter ein bisschen anstecken, die Höfer wie immer im Haus der Feuerwehr begrüßt.

Hier zeigt der Kulturkreis unter dem Titel "Inside Out" die von Künstlern überarbeiteten Fotoporträts von Jo Goertz. Dazu zählen auch Arbeiten der Kraichgauer Kunstwerkstatt, in der Künstler mit Handicap kreativ sind. Die Kuratorin, Gisela Delis-Ngom, führt nicht nur in die Werkschau ein, sondern überrascht auch gleich noch damit, dass das die vierte und letzte Mathaisemarkt-Kunstausstellung unter ihrer Regie sei. Diese haben bislang 700 Besucher gesehen. Auf Besucherzahlen geht auch Höfer in seiner Begrüßung ein.

Fast so viele Gäste wie beim Mathaisemarkt zum Stadtjubiläum im vergangenen Jahr seien bislang gekommen. Es sei eben ein Fest für die Region. Der Bürgermeister nutzt diese Stunde immer ganz gerne für Historisches und einen kleinen Rückblick auf die wichtigsten Schriesheimer Themen - schließlich sei der Mathaisemarkt ja für die Stadt so etwas wie der Jahreswechsel. So erwähnt er als erstes die Wiedereinweihung der evangelischen Johanneskirche in Altenbach, die durch eine Spende von Sabine Plattner, der Ehefrau von SAP-Mitbegründer Hasso Plattner, maßgeblich unterstützt worden sei: "Sie bekennt sich zu ihrer Verbindung zum Dorf", so Höfer. Wesentlich teurer kommt die Stadt die Sanierung des Schulzentrums, dessen Bau in den 1960ern in die Wege geleitet wurde: "40 bis 70 Millionen Euro sind für uns fast nicht zu stemmen", sagt der Bürgermeister. Er würdigt den Mut der "Altvorderen", die vor über 50 Jahren auch den Bau des Festplatzes ermöglichten: "Ich bin froh, dass hier damals keine Festhalle hingestellt wurde. So können wir hier heute feiern."

Herzen für Just und Bernhard

Der Festplatz werde umgestaltet und die Feuerwehr erweitert, verweist Höfer auf den Branichtunnel: "Ich hoffe, dass wir beim Mathaisemarkt 2016 kurz vor dessen Eröffnung stehen." Damit belässt es Höfer für den Moment. Er gibt den Gästen nur zehn Minuten Zeit, die Ausstellung anzuschauen. Vor dem Zehntkeller warten schließlich schon die Kinder der Strahlenberger Grundschule in ihrem langen Spalier. Und drinnen brühen bereits Karl Forschners Mathaisemarkt-Würste.

Dort geht Höfer auf die Sanierung des Eingangsbereichs ein. Gegen den Denkmalschutz kam dabei der Brandschutz etwas zu Hilfe: "Das neue Oberlicht gilt jetzt als Rauchabzug. Denn seit das Rauchen im Zehntkeller verboten ist, ist die Feuergefahr hier umso höher", scherzt der Bürgermeister. Daher muss dieses Jahr auch ein zweiter Fluchtweg für den großen Keller gebaut werden. So lange gilt Einlassbeschränkung, was an den Mathaisemarktabenden zu langen Schlangen vor dem Zehntkeller führe. Höfer spricht von 30 Minuten Wartezeit am Wochenende.

Im historischen Weingewölbe dann wie jedes Jahr das gleiche Ritual: Diejenigen, die erstmals dabei sind, stellen sich vor und dürfen die Weinhoheiten aus Schriesheim und der Region küssen - insgesamt genau ein Duzend Repräsentantinnen der Winzer und Weine sind dabei. Auch zwei Gäste, die schon oft dabei waren, erfahren eine besondere Würdigung: Die Schriesheimer Weinhoheiten schenken Weinheims OB Heiner Bernhard und Hirschbergs Bürgermeister Manuel Just "Mathaisemarkt"-Lebkuchenherzen - als Dank für ihren Einsatz beim Krönungsabend am vergangenen Freitag.

Leider vergisst Höfer in seinen Begrüßungen die Gemeinde- und Ortschaftsräte gestern komplett. So kommen die im vergangenen Jahr neu Gewählten nicht zu "Novizen"-Ehren im Zehntkeller. Manch einem oder einer dürfte es allerdings ganz recht so gewesen sein.

Mit dem Gang über den Rummel, dem Mittagessen in Majers Weinscheuer und dem "Absacker" am Welde-Stand im Gewerbezelt geht der "Behördentag" gestern Mittag in guter Tradition weiter - aber noch lange nicht zu Ende.
Schriesheim. (sk) "Abend der Schriesheimer Vereine" steht noch im Programm, das im Festzelt ausliegt. Die Verlosung der halben "Göckele" gab es aber letztes Jahr. An diesem Montag erleben die Besucher einen zwar hähnchenfreien Vereinsabend, dafür aber einen, der sich gewaschen hat. Veranstaltet wird er vom Baseballclub "Raubritter", die zur Feier ihres 25-jährigen Bestehens "Joe Whitney & the StreetLIVE Family" ins Festzelt geladen haben.

Eigentlich ist die Partyband eher im Raum Frankfurt bekannt, doch nach diesem Konzert dürfte sich das ändern. Wie viele Musiker da im Laufe des Abends auf der Bühne stehen, kann wohl niemand im Publikum so genau sagen; nach der schnellen Eröffnungsnummer von Bandleader Whitney wechseln sich Sängerinnen und Sänger in rascher Folge am Mikro ab: Alle musikalische Profis mit goldenen Stimmen und ebenso glänzender Laune, schaffen sie es spielerisch, ihr Publikum sofort in Party-Stimmung zu bringen. Schon beim ersten Titel, der direkt auf die Beamer-Präsentation mit Bildern aus der "Raubritter"-Geschichte folgt, stehen die ersten Fans auf den Tischen. Vielleicht ist es der tanzbare Rhythmus, vielleicht auch das Wahnsinns-Klaviersolo, jedenfalls ist der Abend ab jetzt ein Selbstläufer.

Vor, hinter und neben sich sieht man Menschen in Pullis mit dem Aufdruck "Wir geil", einem Spruch, der unter den Baseballern so sehr zum guten Ton gehört, dass er zum inoffiziellen Jubiläumsmotto wurde. Mitglieder der ersten Stunde sind da, Jüngere und viele, viele, die mit Baseball vielleicht weniger am Hut haben: Es ist ein altersgemischtes Publikum mit gleichwohl ähnlichem Musikgeschmack. Jedenfalls kommt der Wiedererkennungs-Jubel von überall, als die ersten Töne von Adeles "Rolling in the deep" erklingen. Ziemlich weit vorne steht eine Gruppe auf den Bänken, die noch die Kostümierung vom Mathaisemarkt-Umzug trägt: Dunkle Brillen und Anzüge kennzeichnen die jungen Männer unzweifelhaft als "Blues Brothers". Direkt an der Bühne findet man wie immer die, die am ausgelassensten tanzen, singen und die Arme hochreißen: Aus ihren Reihen pickt sich der nächste Sänger eine junge Frau, die zwanglos mit ihm auf der Bühne tanzt und feiert. Seine Ansagen, die er auf Englisch mehr nuschelt als ruft, versteht zwar niemand, aber das macht nichts. Man ruft zurück, johlt und klatscht, und weiter geht’s mit mächtigen Gitarrenriffs.

"Hammer", hört man kurz "Raubritter"-Vize Tobias Heising, und schon ist er wieder in der Menge verschwunden. Vorsitzender Armin Dremel geht mehr ins Detail: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Besuch." Er und Festzeltwirt Hans Peter Küffner schätzen, dass um die 900 Gäste gekommen sind. In der Setpause ist kurz Zeit, um einen Blick ins liebevoll gestaltete Jubiläumsheft zu werfen, doch die Band dreht immer mehr auf. "Wake me up" von Avicii und "Save tonight" von Eagle-Eye Cherry sind solche Stücke, zu denen man einfach tanzen muss. Und als schließlich der Klassiker "So lonely" von "The Police" erklingt, bebt tatsächlich der Festzeltboden. Ehrenwort.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung