Schriesheim im Bild 2023

25.11.2003

Ein Besuch, der Spuren hinterlässt

Der afghanische Lehrer Ahmadschah Mahbub ist zurzeit in Schriesheim

Amadschah Mahbub aus Afghanistan besucht im Moment das Schriesheimer Gymnasium, neben ihm seine deutschen Kollegen Werner Rednel (r.) und Wilfried Rumpf (r.). Foto: Dorn

Schriesheim. (stek) Schon seit zwei Wochen findet im Kurpfalz Gymnasium ein Besuch der besonderen Art statt. Ahmadschah Mahbub, Lehrer aus Afghanistan, erfüllt sich einen seiner "sehnlichsten Wünsche2 und besucht eine deutsche Schule.

Erfüllt wurde ihm dieser Wunsch mitunter durch die Unterstützung des "Pädagogischen Austauschdienstes". Diese Organisation ermöglicht ausländischen Deutschlehrern einen mehrwöchigen Aufenthalt an einer deutschen Schule. Entscheidend ist jedoch die Mithilfe der Lehrerschaft vor Ort. Die Lehrer aus allen Herren Länder werden privat untergebracht und wie Werner Rendel, Schulleiter des Kurpfalz-Gymnasiums anmerkte, "ist es gar nicht immer so leicht, einen Kollegen zu finden, der sich den Besuchern annimmt". Wilfried Rumpf, Oberstudienrat, nahm sich dieser Herausforderung jedoch gerne an, wie er gegenüber der RNZ erwähnte. "Es kann für alle Beteiligten nur Vorteile haben, Menschen aus anderen Kulturen kennenzulernen. Gerade von dem Schrecken und der nun aufkeimenden Hoffnung in und für Afghanistan wird doch immer wieder geredet und hier erfahren wir alles aus erster Hand."

Mahbub berichtet davon, das "es so unendlich viel zu tun gibt, um den jungen Menschen in Afghanistan wieder Halt zu geben". Nach über 20 Jahren Krieg ist dies wahrlich eine Herkules-Aufgabe. So hat Mahbub in eigener Regie einen Lesesaal gebaut und mit selbst gesammelten Bücher ausgestattet. Auch ein deutscher Journalist, der vor kurzem in Kabul war, hat Mahbub und seinen Lesesaal unterstützt, indem er ihm mehrere Hundert Bücher schenkte.

Man merkt im Gespräch, wie dankbar Mahbub den Deutschen ist und wie er auch die Beendigung des Taliban-Regimes begrüßt. Seit der Intervention durch die Alliierten und der Vertreibung der Taliban konnte die Amani-Schule mit deutscher Hilfe wieder zu 90 Prozent aufgebaut werden. Die Schule, an der Mahbub seit 34 Jahren Deutsch, Erdkunde sowie die Sprache Dari unterrichtet, wurde 1924 gegründet. Erst durch die Kämpfe der Mudjahedin, nach dem Abzug der russischen Besatzer, wurde die Schule in Kabul vollständig zerstört. Unterrichtet wurde in der folgenden und schlimmen Zeit in immer neuen Verstecken. Auch während der Taliban-Zeit unterrichtete er weiter im Untergrund und ermöglichte seinen beiden Töchtern den Besuch einer Schule im Versteck.

Im Gespräch mit Mahbub kann man die Schicksalsschläge nur erahnen. Der Verlust einer Tochter, das Haus verloren und die fortwährende Angst, um nur einige wenige Details zu beschreiben. Dabei wirkt er ungebrochen und voller Tatendrang.

Besonders beeindruckend wirkt Mahbub auf die Schüler. Meist ist er in den Schulstunden ein Erzähler aus einer anderen Welt. Alles will gewusst werden. Wie leben die Jugendlichen in Afghanistan, müssen Mädchen einen Schleier tragen, was tun sie in ihrer Freizeit. Auch über sein eigenen Erfahrungen erzählt Mahbub viel. Und so erfahren die Schüler des Kurpfalz-Gymnasiums auf eine sehr persönliche Art von den Menschen und ihren Schicksalen in Afghanistan. Rumpf ist überzeugt davon, das dieser Besuch bei den Schülern tiefe Spuren hinterlassen wird. Dies gilt auch für Mahbub, denn er zeigt sich von der Höflichkeit und der Wissbegierigkeit deutscher Schülern begeistert.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung