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25.11.2003

Eine Ära ist zu Ende: Helga Reh in Rente

Schulleiterin der Strahlenberger Schule hört nach 17 Jahren aus gesundheitlichen Gründen auf - Unregelmäßigkeiten bei den Schülerzahlen

Von Roland Kern

Schriesheim. Still und heimlich ist in der Schriesheimer Schullandschaft eine Ära zu zu Ende gegangen. Wie das Schulamt erst gestern auf RNZ-Anfrage bekannt gab, ist Helga Reh, die langjährige Rektorin der Strahlenberger Grundschule, in Rente. Aus einem anderen Grund herrscht in der Schule aber momentan Unruhe.

Aus gesundheitlichen Gründen hat die Schulleiterin gebeten, ohne offizielle Feier aus dem Amt zu scheiden, das sie nun 17 Jahre ausgefüllt hat. Vielen Eltern ist der Schlusstrich unter einer engagierten Pädagogen-Laufbahn kaum aufgefallen, denn die 59-jährige Rektorin war bereits seit dem Frühjahr krank geschrieben. Die junge Konrektorin Tanja Link-Westmeyer führt die Schule seither kommissarisch. Nach Angaben der für die Bergstraße zuständigen Heidelberger Schulrätin Helga Buhmann, gilt Rehs Pensionierung schon seit Schuljahresbeginn. Die angeschlagene Gesundheit der 59-Jährigen wird als Grund genannt.

Offenbar gab es aber ein Missverständnis in der Kommunikation, wodurch die Stadt Schriesheim als Schulträger erst Ende letzter Woche über die Pensionierung informiert worden ist. Aber auch in der Schule ist vielen Eltern der Wechsel im Chefzimmer noch nicht ganz klar. Die Elternvertreter erfuhren am 16. Oktober, also vier Wochen nach Schuljahresbeginn, vom Ausscheiden Helga Rehs. "Eine etwas merkürdige Informationspolitik", so eine Elternsprecherin gegenüber der RNZ.

Schulrätin Buhmann erklärte, dass die Stelle jetzt ausgeschrieben ist und möglichst schnell wieder besetzt wird. Nach aller Erfahrung dauert eine solche Personalangelegenheit im Schulwesen aber wohl bis zum nächsten Schuljahr. Tanja Link-Westmeyer käme für die Nachfolge in Frage, wollte auf RNZ-Anfrage gestern aber nicht verraten, ob sie sich bewirbt.

Die junge Pädagogin hat die altehrwürdige Schriesheimer Grundschule in einem kritischen Moment übernehmen müssen. Nach RNZ-Informationen hat es in den letzten Jahren nämlich Unregelmäßigkeiten bei der Anmeldung der Schülerzahlen gegeben. Wie es heißt, prüft das Schriesheimer Rathaus im Moment, ob es bei der Dreizügigkeit der Schule (also drei Klassen pro Jahrgang) in der Vergangenheit immer mit rechten Dingen zugegangen ist. Schriesheims Hauptamtsleiter Edwin Schmitt wollte gestern dazu jedoch keine Stellung nehmen.

Der Schulalltag in der Strahlenberger Grundschule sieht derzeit so aus, dass die dreizügigen zweiten und die vierten Klassen in den Nebenfächern zu zwei Klassen zusammengelegt werden. Das sagt aus, dass die tatsächliche Anzahl der Schüler nicht mit der angemeldeten Zahl übereinstimmt. Klartext: bei einer ersten Anmeldung im Frühjahr lag die Zahl der Schüler knapp über dem Klassenteiler von 62 Schülern. De facto liegt die Zahl aber tiefer. Schulrätin Buhmann sieht darin zwar "ganz normale Gründe", wie den Wegzug von Schülern.

Dennoch reagierte die Behörde prompt, als sie jetzt von den neuen und jetzt auch richtigen Zahlen der Strahlenberger Schule hörte. Sie strich Deputatsstunden, eine Teilzeitlehrerin musste gehen. Wie es heißt, sollten die drei Klassen ursprünglich ganz zusammengelegt werden. Erst die als sehr engagiert geltende Tanja Link-Westmeyer habe erreicht, dass die Klassenstärken zumindest in den Hauptfächern erhalten bleiben.

In Schriesheim, auch in Lehrerkreisen, geht man aber davon aus, dass bei der Anmeldung ganz bewusst getrickst worden sein könnte.Schulpolitisch war ja die Strahlenberger Grundschule in den letzten Jahren immer mal wieder in Bedrängnis geraten, weil bei einer dauerhaften Zweizügigkeit der Pavillon im Hof nicht mehr nötig wäre. Die Schulraumplanung der Stadt richtete sich also stets auch an der Schülerzahl der Strahlenberger Grundschule. Nach Angaben aus dem Schriesheimer Rathaus, prüft die Verwaltung die Schülerzahlen, die von der Schule gemeldet werden, nicht nach. "Darauf müssen wir uns verlassen können", erklärte Hauptamtschef Schmitt. Auch Schulrätin Buhmann räumte ein, dass sich das Schulamt im Allgemeinen auf die Angaben der Schule stützt. "Kontrollen sind nur üblich, wenn der Verdacht auf Unregelmäßigkeiten besteht."

Und den Eltern waren die kleinen Klassen von manchmal nur 22 Kindern natürlich recht, so dass mancher nicht so genau nachfragte, ob es bei der Anmeldung mit rechten Dingen zugegangen ist. Bleibt abzuwarten, ob die Behörden nun Anlass sehen, der Sache auf den Grund zu gehen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung