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22.06.2015

Schriesheimer Grüne wollen Bestattungswald als Ergänzung zum Friedhof

Antrag gestellt: Grüne sind weiterhin für einen Bestattungswald - Erst im Herbst Thema im Gemeinderat

Schriesheim. (cab) Seit der Info-Veranstaltung im März hat man über die Sache zwar nichts mehr gehört. Die Grüne Liste (GL) verfolgt ihre Idee eines Waldes für Urnenbestattungen im Schriesheimer Forst aber weiter: "Es gab nie ein Thema, auf das wir so oft angesprochen wurden, und die Bürger fragen uns, warum nichts passiert", sagte Fraktionssprecher Christian Wolf. Also sahen die Grünen die Notwendigkeit, gestern über den Stand der Dinge aufzuklären.

Schon im Mai haben sie bei der Stadt den Antrag an den Gemeinderat eingereicht, im Gewann "Wäldchen" einen "Bestattungswald" einzurichten. Die Verwaltung möge das veranlassen und alle dazu notwendigen Schritte in die Wege leiten, heißt es im Antragstext. Die Grünen haben daraufhin einen Brief aus dem Rathaus bekommen, in dem steht, dass ihr Anliegen erst im Herbst behandelt werden könne: "Da hätten wir uns eine etwas zügigere Bearbeitung gewünscht, denn es geht zunächst ja nur um den Grundsatzbeschluss", sagte Wolf. Und würde dieser gefasst, so könnte man anschließend prüfen, ob man mit einem privaten Anbieter kooperiert, so Stadtrat Heinz Waegner.

Im März hatte er sich für den gut besuchten Infoabend die Griesheimer FriedWald GmbH an die Seite geholt. Doch es gibt auch noch die Hilchenbacher RuheForst GmbH. Also sprechen die Grünen jetzt von "Bestattungswald", um zu signalisieren, dass sie sich selbst auf keinen Partner festgelegt und inzwischen auch andere Modelle geprüft haben.

Viel wichtiger war Wolf aber eine grundsätzliche Feststellung: "Ein Bestattungswald bringt mehr Einnahmen als die Waldbewirtschaftung." Wolf informierte, dass ein Bestattungswald für 99 Jahre genehmigt werde. Die letzte Beisetzung sei 20 Jahre vorher möglich. Zwar seien alle Grabstellen in diesem Forst irgendwann mal belegt, doch dann würden auch weniger Arbeiten anfallen, die für Ausgaben sorgen: "Pro Jahr kann für die Stadt ein sechsstelliger Betrag übrig bleiben." Nach Abzug der Lohnkosten für die nötigen Förster oder der Sachausgaben für Forst- und Wegepflege. Das zeige schon das Beispiel Bad Dürkheim. Zwar haben sich die Grünen auch den "Ruhehain" bei Reichartshausen angeschaut. Doch der Naturfriedhof im Bad Dürkheimer Ortsteil Hardenburg scheint inzwischen ein Musterbeispiel für sie zu sein - zumal bezüglich der Nachfrage: "Dort wird man überrannt", sagte Waegner. 450 Bestattungen im Jahr sprechen für sich.

Geht es nach der GL, dann bekommen die Pfälzer an der Bergstraße Konkurrenz. Für Schriesheim prognostizieren die Grünen jährlich etwa 200 Urnenbeisetzungen an Bäumen (oder auch Findlingen, wenn es welche gibt). Das Waldgebiet, das sie dafür ins Auge gefasst haben, ist 25 Hektar groß. Es bedürfe lediglich einer Umweltverträglichkeitsprüfung, so Waegner, und Parkplätze gebe es auch schon.

Überhaupt, so Wolf, würde dieser Teil des Waldes all’ seine Funktionen auch dann behalten, wenn er zum Friedhof würde: "Nur die Barrierefreiheit schafft man hier nicht", lächelte Waegner, der dem RNZ-Kommentar vom März widersprach: "Der Bestattungswald ist durchaus ein Thema der Grünen Liste und nicht nur von mir. Und es ist kein ,Orchideenthema‘." Es gebe für die Stadt Aufgaben wie das Schulzentrum oder die Feuerwehr: "Aber deshalb muss man ja nicht in Angststarre verharren." Sondern könne auch für andere Ideen tätig werden.

Für die Grünen jedenfalls ist ein Bestattungswald naheliegend. Immer mehr Menschen würden sich ein Begräbnis in natürlicher Umgebung wünschen, auch weil Angehörige die traditionelle Grabpflege nicht übernehmen könnten. Etwa, wenn sie weit entfernt wohnen. Zudem sei ein Bestattungswald eine "wünschenswerte Ergänzung" zu den bestehenden Bestattungsmöglichkeiten auf dem Friedhof, wie es in der Antragsbegründung heißt. An eine Konkurrenz zu den Friedhöfen sei nicht gedacht, betonte Waegner.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung