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16.07.2015

Ausbau des Laubelt in Schriesheim: "Eine freiwillige Beschränkung wird nicht funktionieren"

Die IG Laubelt reagiert auf Aussagen von Isolde Nelles - Auch die NaturFreunde melden sich zu Wort

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am 22. Juli soll der Gemeinderat darüber entscheiden, ob der bislang nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegebene Laubelt zu einer Straße für alle Verkehrsteilnehmer ausgebaut wird. Das wäre dann die zweite Abfahrt für den Branich. Gestern positionierte sich die Vorsitzende der IG Branich, Isolde Nelles, in der RNZ erneut zur Sache. Die Reaktion der Gegner ließ nicht lange auf sich warten. In einer Presseerklärung äußert sich der Vorsitzende der IG Laubelt, Dr. Andreas Kreuter, zu Nelles’ Argumenten.

Die Sperrung der Talstraße durch den Taxi-Brand am vergangenen Donnerstag würden in keiner Weise die Notwendigkeit einer regulären zweiten Abfahrt für den Durchgangsverkehr begründen, sondern allenfalls die Möglichkeit einer Nutzung des Laubelts für Notfälle. Diese sei schon heute gegeben und werde von der IG Laubelt nicht in Frage gestellt, so Kreuter. Der Branichtunnel sei in Zukunft überdies eine "weitere Ausweichmöglichkeit", sollte es in der Talstraße wieder zu ähnlichen Situationen kommen.

Auch Nelles’ Vorschlag, den Laubelt nur eingeschränkt zu nutzen, stößt bei der IG Laubelt nicht auf Gegenliebe. Das sei, laut Kreuter, "keine gangbare Lösung": "Die Stadt müsste weiterhin die hohen Investitionskosten für den Ausbau der Straße sowie für den Unterhalt tragen."

Die von Nelles angeregte Schließung des Weges bei Eis und Schnee werfe praktische Fragen auf: "Wer soll zu welcher Zeit wie sperren", so Kreuter. Zudem blieben haftungsrechtliche Bedenken für die Stadt bei möglichen Unfällen. Eine freiwillige Beschränkung des Verkehrs auf die Anlieger werde auch nicht funktionieren, wie die "Ignorierung des Durchfahrverbots" in den vergangenen Jahren trotz aller Appelle gezeigt habe, schrieb der Vorsitzende, der sich anschließend dem prognostizierten Verkehrsaufkommen auf dem Laubelt widmete.

Unabhängige Verkehrszählungen, etwa durch die Stadt selbst, hätten mehrere Hundert Fahrzeugbewegungen am Tag registriert: "Wenn diese Zahl bereits bei einer illegalen Nutzung erreicht wird, ist die von Befürwortern der zweiten Abfahrt immer wieder in Zweifel gezogene Höhe von bis zu 1000 Fahrzeugbewegungen am Tag nach Ausbau des Laubelts realistisch und wurde durch unabhängige, qualifizierte Sachverständige bestätigt", unterstrich Kreuter. Er weist darauf hin, dass die zweite Abfahrt "weder im Interesse, noch im Nutzen" aller Bewohner des Branich wäre. Für Bürger nahe der Talstraße sei eine Abfahrt über den Laubelt unattraktiv. Und viele der Branich-Bewohner in der Nähe des Laubelt seien gegen dessen Ausbau, um Lärmbelästigung und Durchgangsverkehr in ihren Straßen zu vermeiden. Dies hätten sie durch ihre Unterstützung der Unterschriftenaktion der IG Laubelt bereits zum Ausdruck gebracht. Aus deren Sicht stünden Aufwand und Nachteile eines Ausbaus für den Durchgangsverkehr in keinem Verhältnis zum Zeitgewinn für einen begrenzten Teil der Bewohner des Bergs. Schließlich verweist Kreuter auf die "breite Unterstützung", die die IG Laubelt für ihr Anliegen erfahre. In die Online-Petition und die Unterschriftenlisten gegen die Öffnung des Laubelt hätten sich bereits über 1000 Unterstützer eingetragen, so Kreuter. Dazu gehören auch die Schriesheimer NaturFreunde.

Bei ihrem jüngsten Monatstreffen sorgte der Laubelt für eine angeregte Diskussion. Gegenüber der RNZ fasste der Referatsleiter Wandern und Umwelt der NaturFreunde, Johannes Hüsing, die Argumente des Vereins zusammen. Der Laubelt sei ein beliebter Spazier-, und Wanderweg sowie auf kompletter Länge ein Teil des "Schriesheimer Hüttenwegs", der Einblicke "in eine kleinteilige Gartenlandschaft" gewähre. Beidseits entlang des Weges seien Biotope, die durch eine Straße noch getrennter von einander wären. Zudem seien Trockenmauern, Feldhecken und Steinriegel durch den Ausbau zur Straße gefährdet. Ferner würden Heckenbeschnitt und Winterdienst Kosten verursachen. Das Streuen bei Glätte würde überdies den Salzeintrag in die Landschaft vermehren.

Hüsing betonte abschließend für die NaturFreunde, dass die Interessenabwägung beim Laubelt nicht auf eine "emotionale, von Territorialgedanken geprägte Ebene" gebracht werden dürfe.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung