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04.08.2015

Eine Zäsur in der Schriesheimer Gärtnerei Kimmel

Eine Zäsur in der Schriesheimer Gärtnerei Kimmel

Heinz Kimmel legt die Verantwortung in die Hände seiner Kinder Daniela und Florian

Am vergangenen Sonntag feierte Gärtnermeister Heinz Kimmel (r.) seinen 65. Geburtstag. Morgen übergeben er und Ehefrau Liselotte (2.v.r.) das Geschäft an ihre Kinder Florian Kimmel (l.) und Daniela Schmidt. Foto: Dorn

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Schon vor etwa drei Jahren spielte Heinz Kimmel erstmals mit dem Gedanken, seinen Betrieb in jüngere Hände zu legen, wenn er mal 65 Jahre alt ist. Vergangenen Sonntag feierte der Gärtnermeister aus der Schanz diesen nicht ganz unbedeutenden Geburtstag. Und nicht mal eine Woche später wird auch aus seinem Gedanken von früher Wirklichkeit: Ab diesem Samstag, dem 1. August, übernehmen Daniela Schmidt und Florian Kimmel, die Kinder von Heinz und Liselotte Kimmel, die Verantwortung in der bekannten Gärtnerei und dem beliebten Blumengeschäft. Das Kapitel der vierten Generation in der Geschichte eines echten Schriesheimer Familienunternehmens beginnt.

"Die Verantwortung ist dann weg. Das kann ich akzeptieren und muss es ja auch. Aber etwas Wehmut kommt schon auf", gesteht Heinz Kimmel. Nicht, weil er den Betrieb, den er gemeinsam mit seiner Frau zu dem gemacht hat, was er heute ist, bei seinen Kindern nicht in den besten Händen wüsste. Im Gegenteil! Schließlich haben Daniela Schmidt und Florian Kimmel ihre Handwerke von der Pike auf gelernt. Es ist daher vielmehr so, dass Heinz Kimmel einfach mit Leib und Seele Gärtnermeister war - und ist.

"Er bleibt dabei", lächelt seine Tochter: "Dass er uns weiterhin mit Rat und Tat zur Seite steht, ist schon wichtig." Es werde eine Zeit des Übergangs geben, nickt auch Florian Kimmel: "Schließlich werden ja auch noch viele Fragen aufkommen." Zudem wird der Vater auch weiterhin für die Gärtnerei unterwegs sein. "Denn ganz aufhören, das kann ich nicht", gesteht Heinz Kimmel. "Einen Gang zurückschalten" will er dabei aber schon. Und die unternehmerischen Entscheidungen liegen ab Samstag sowieso in den Händen der beiden Geschwister, die die Verantwortung teilen. Daniela Schmidt ist als Floristmeisterin für alles rund um das Blumengeschäft zuständig, Florian Kimmel, der Gärtnermeister, für die Gärtnerei. Dadurch, dass sie der Vater früh in seine Gedanken eingeweiht hat, konnten sie sich auf die neue Situation einstellen. Und auch die Kunden werden das merken: "Wir werden das Geschäft etwas anders gestalten. Man wird die Veränderung sehen", sagt Daniela Schmidt. Beständigkeit liegt eben nur im Wandel. So war es auch in der bisherigen Firmengeschichte der Familie.

Christoph Kimmel gründete im Jahr 1900 in der Landstraße 9 eine Blumen- und Handelsgärtnerei. Sein Sohn Heinrich, der bis 1945 in Gefangenschaft gewesen war, übernahm diese nach dem Krieg. Im Jahr 1968 folgte der bis heute so bedeutende Schritt: Die Gärtnerei siedelte aus in die Schanz, die damals noch ein freies Feld war: "Mein Vater begann mit 1300 Quadratmetern in zwei Gewächshäusern", erinnert sich Heinz Kimmel. Der Betrieb wurde als Blumen-, Pflanzen- und Zierpflanzengärtnerei geführt. Heinz Kimmel, der 1972 seinen Meisterbrief erhielt, wurde 1974 Gesellschafter, 1980 übernahm er in dritter Generation eigenverantwortlich. Zur Zierpflanzengärtnerei für den Markt und den Handel wurde die Verkaufsgärtnerei für den täglichen Kundenverkehr als zweites Standbein geöffnet. Heute hat die Gärtnerei Kimmel eine Gewächshausfläche von 4000 Quadratmetern. Der Weg dorthin war nicht immer leicht: "Gerade unsere Anfangszeiten waren sehr hart. Aber ich kann unseren Kindern heute einen gesunden Betrieb übergeben", sagt Heinz Kimmel.

Für den Enkel des Firmengründers war immer klar gewesen, dass auch er in dieses Handwerk drängt: "Schon als Kind habe ich meiner Mutter geholfen", sagt er. Bis heute ist er erfüllt davon, "wenn alles schön wächst". Bei seinen Kindern war es eher der Traumberuf auf den zweiten Blick. Daniela Schmidt versuchte es erst in der Altenpflege und in einer Apotheke. Florian Kimmel liebäugelte unter anderem mit dem Elektro- und Schreinerhandwerk. Doch dann schwenkten sie um. "Freiwillig": Darauf legt Heinz Kimmel wert. Daniela Schmidt lernte bei Blumen Henn in Ilvesheim, arbeitete danach bei Blumen Adrian in Birkenau und besuchte schließlich die Meisterschule in Köln-Auweiler, die die 39-Jährige im Jahr 2000 abschloss. Seit 1998 ist sie im elterlichen Betrieb dabei.

Florian Kimmel ging in der Heidelberger Gärtnerei Lüll in die Lehre und unterbrach seine Mitarbeit im Unternehmen der Eltern danach nur für die Bundeswehrzeit und die Meisterschule in Veitshöchheim. Seinen Meisterbrief hielt der 33-Jährige im Jahr 2006 in den Händen. Beide Geschwister sind also schon lange Stützen der Gärtnerei Kimmel, die sie ab Samstag führen. Aus Anlass der Geschäftsübergabe laden Daniela Schmidt und Florian Kimmel die Kunden zum Umtrunk ein - am 1. August zu den regulären Öffnungszeiten der Gärtnerei von 8 bis 13 Uhr.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung