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04.08.2015

BDS-Chef Edelmann im RNZ-Interview: "Ich lebe in dieser Aufgabe"

BDS-Chef Edelmann im RNZ-Interview: "Ich lebe in dieser Aufgabe"

Rolf W. Edelmann über sein Amt, die Heidelberger Straße, Götz’ Ideen und Schriesheims Wirtschaftsförderer

"Wir merken, dass unsere Arbeit Früchte trägt", sagt Rolf W. Edelmann. Foto: Dorn
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Rolf W. Edelmann aus Ursenbach ist im fünften Jahr Vorsitzender des Schriesheimer Bundes der Selbstständigen (BDS). Am Montag wurde der 59-Jährige in der Jahreshauptversammlung für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt. Im RNZ-Gespräch blickt Edelmann auf das vergangene Jahr zurück, äußert sich zu aktuellen Herausforderungen und freut sich ganz besonders darüber, dass ein wichtiges Vorstandsamt wieder besetzt werden konnte.

Herr Edelmann, die Wahlen in der Jahreshauptversammlung müssen Sie, ganz abgesehen von Ihrer Wiederwahl, gefreut haben.

Richtig, denn wir haben in Rechtsanwalt Martin Gehrig endlich wieder einen Zweiten Vorsitzenden. Bislang war er unser Beirat für die freien Berufe. Zwei Jahre lang haben wir gesucht. Für viele, die wir gefragt haben, passte es einfach vom Zeitaufwand her nicht, obwohl das Interesse da war. Mit Martin Gehrig habe ich jemanden an meiner Seite, der mich auch bei der Leistungsschau des Mathaisemarkts unterstützen kann.

Alle anderen Vorstandsmitglieder sind an Bord geblieben?

Ja. Christa von Schachtmeyer ist weiterhin unsere Geschäftsführerin, Jörg Dalmolin unser Medienbeauftragter und Schriftführer, und Stefan Heiß führt bewährt unsere Kasse.

Wie fällt Ihre Bilanz des Jahres 2014 aus?

Das Jubiläumsjahr der Stadt war für den BDS ein sehr aktives Jahr. "1250 Jahre Schriesheim" bedeutete für uns mehr Aufwand - vom Engagement her und auch finanziell. Das begann schon mit der Auftaktveranstaltung "Mit Pauken und Trompeten", die wir gemeinsam mit dem Verkehrsverein organisiert haben und ging mit dem Mathaisemarkt nahtlos weiter, an dessen Festzug wir zudem teilgenommen haben. Das kam noch zur Organisation der Leistungsschau und der Mittelstandskundgebung dazu. Wir haben unsere Fußgruppe übrigens auf eigene Kosten eingekleidet, und auch beim Abschlussfeuerwerk tief in die Kasse gegriffen, damit wir im Jubiläumsjahr etwas Besonderes bieten können.

Welches Thema ragt für Sie in diesem Jahr heraus?

Natürlich die Baustellen in der Heidelberger Straße und später in der Kirchstraße. Wir können sehr zufrieden sein, wie die Kanalsanierung in der Heidelberger Straße läuft. Anfangs hat man sich da etwas gekabbelt, aber inzwischen ziehen die Baufirma Heberger und die betroffenen Geschäftsleute an einem Strang. Heberger geht auch auf deren Wünsche ein.

Aber es gibt Zeitverzug. Zudem wundern sich die Ladenbesitzer, warum auf der Baustelle manchmal schon um 15 Uhr Schluss ist oder das gleiche Loch gleich zehn Mal geöffnet wird.

Der momentane Zeitverzug fällt nicht ins Gewicht. Das wird sich ausgleichen. Und wenn die Arbeiten mal früher unterbrochen werden, dann hat das sicher nicht damit zu tun, dass die Bauleute keine Lust mehr haben. Die Baustelle ist nicht unkompliziert. Da gibt es Überraschungen in der Erde. Und am Ende geht die Sicherheit noch immer vor.

Kommen wir zur künftigen Gestaltung der Heidelberger Straße. Was halten Sie von der Aussage von Professor Götz, der Autoverkehr in der Innenstadt sei "nicht schutzbedürftig"?

Verkehr in der Heidelberger Straße bedeutet Kundschaft, und die brauchen wir. Nichts wäre hier schlimmer als eine tote Fußgängerzone.

Lothar Götz will am Modegeschäft "Impuls" eine Granitsäule aufstellen, die Fußgänger und Fachwerk vor Autos schützen soll. Das rechte Abbiegen von der Tal- in die Heidelberger Straße wird dadurch aber erschwert. Eine gute Idee?

Nein, so etwas können wir hier nicht gebrauchen. Wir brauchen eine problemlose Zufahrt zur Heidelberger Straße, und zwar von jeder Seite. Götz’ Vorschlag ist da nicht zeitgemäß. Denken Sie außerdem an den Zulieferverkehr. Der kommt hier ja gar nicht um die Kurve.

Und die Idee, im heutigen Baustellenbereich später ganz auf fest eingerichtete Parkplätze zu verzichten?

Ausgewiesene Parkplätze brauchen wir hier nicht zwingend, wohl aber Abstellmöglichkeiten für Kurzzeitparker, die dann auch kontrolliert werden sollten. Heute ist es doch so, dass auf den Parkplätzen Ladenbesitzer oder deren Personal stehen, und zwar den ganzen Tag. Sie schaden damit sich selbst, und, was noch schlimmer ist, sie schaden auch den anderen Geschäften. Parkplätze sollten für die Kunden da sein, nur so erfüllen sie in der Innenstadt ihren Zweck.

Wie Parken und Einkauf zusammenhängen, kann man beim Wochenmarkt beobachten, der wegen der Baustelle vor das Neue Rathaus verlegt wurde.

Richtig. Das ist ein interessantes Phänomen. Wir haben mehr Kunden als in der Kirchstraße, weil jetzt noch diejenigen dazukommen, die es nicht weit haben wollen vom Auto zu den Marktständen. Ich sehe bei den Händlern jedenfalls nur strahlende Gesichter.

Warum wollen Sie dann nicht mit dem Wochenmarkt an diesem Platz bleiben?

Weil der Wochenmarkt mitten in der Innenstadt gebraucht wird - als Magnet für die Geschäfte. Wir werden am Ersten Advent in die Kirchstraße zurückkehren, verbunden mit mehr Attraktion und einem kleinen Fest. Ich möchte das Marktgeschehen zudem noch um ein paar Sortimente erweitern, etwa Fisch, Blumen, Gewürze oder ein asiatisches Angebot. Da suche ich noch.

Kritiker sagen, der Wochenmarkt verfüge teilweise über das gleiche Sortiment wie die Geschäfte im Umfeld und nehme diesen Kunden weg.

Mein Eindruck ist das nicht. Im Gegenteil. Wir sorgen mit dem Wochenmarkt für Vielfalt und Angebotsergänzung, etwa durch den Stand, der ausschließlich Putenprodukte anbietet, oder durch den Odenwälder Metzger. Übrigens standen die Jäcks mit Obst und Gemüse schon lange in der Innenstadt, als es das Geschäft in der Heidelberger Straße mit ähnlichem Angebot noch gar nicht gab.

Wie bewerten Sie das Ergebnis der IHK-Umfrage unter Schriesheimer Firmen?

Das ist schwer zu beurteilen. Eine Umfrage bleibt immer eine Momentaufnahme. Mir ist jedenfalls kein Betrieb oder Handwerker bekannt, der in Not ist. Das Umfeld fürs Geschäft stimmt in Schriesheim.

Positiv bewertet wurde der Einfluss der städtischen Wirtschaftsförderung. Torsten Filsinger wird es freuen. Was sagen Sie zu seiner Arbeit?

Der städtische Wirtschaftsförderer ist ein sehr aktiver Mann. Wir können froh sein, einen wie ihn zu haben. Er macht etwas aus dieser Stelle und ist kompetent. Von ihm wird viel gefordert. Arbeitsplätze halten, das Umfeld schaffen für neue und den Handel beleben. Aber er kann nur die Rahmenbedingungen in dem Maße schaffen, wie es einer Verwaltung möglich ist. Auch er kann das Gewerbegebiet nicht einfach erweitern. Jüngstes Beispiel für sein Engagement ist der "Baustellenstrahler" für die Heidelberger Straße. Hier ist auch Sebastian Cuny zu erwähnen. Er verdient nichts am "Strahler" und macht das alles ehrenamtlich.

Was erwarten Sie von der künftigen Gestaltung der Heidelberger und der Kirchstraße?

Dass wir attraktiv bleiben. Auch mit Blick auf den Branichtunnel, der für mich kein Damoklesschwert ist. Das so zu sehen, wäre total daneben. Denn das Gegenteil ist richtig. Die Talstraße wird vom Schwerlastverkehr und den Pendlern in Richtung Autobahn entlastet. Der städtische Autoverkehr, den die Geschäfte brauchen, bleibt aber erhalten.

Sie haben sich für zwei weitere Jahre an der BDS-Spitze zur Verfügung gestellt. Was treibt Sie an?

Ich lebe in dieser Aufgabe! Sie macht enthusiastisch, weil wir merken, dass unsere Arbeit Früchte trägt. Ich bin sehr zufrieden.

Bleibt nur noch die Frage, wen Sie sich als Festredner der BDS-Mittelstandskundgebung 2016 wünschen.

Es gibt ihn schon! Der Festredner steht so früh fest, wie nie. Es ist ein Bundesminister. Mehr darf ich heute noch nicht verraten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung