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22.12.2015

Schriesheim: Die Altenbacher saßen auf dem Trockenen

Nach Riss in Hauptwasserleitung waren die Haushalte etwa 20 Stunden lang ohne Wasser - Feuerwehr richtete Notdienst ein

Von Carsten Blaue

Schriesheim-Altenbach. Die Situation in Altenbach ist merkwürdig gestern Vormittag. Es regnet unablässig, und doch sitzen die Bürger des Ortsteils auf dem Trockenen. Nach einem Riss der Hauptwasserleitung in einem abschüssigen Stichweg auf Höhe des Abtswegs 13 musste der Zweckverband "Gruppenwasserversorgung Eichelberggruppe" das Wasser bereits am Dienstagabend gegen 21.30 Uhr komplett abstellen. Nur die Haushalte und öffentlichen Einrichtungen in den tiefer gelegenen Straßen des Orts haben danach noch Wasser - zumindest so lange, bis auch hier nichts mehr in den Leitungen steht und der Druck nachlässt. Das gilt etwa für die Grundschule oder das Feuerwehrhaus.

Nach Angaben des Wassermeisters der Eichelberggruppe, Holm Pape, brach die Wasserleitung auf einer Länge von sechs Metern auf. Sie hat einen Durchmesser von 300 Millimetern und verbindet den 1500 Kubikmeter fassenden Hochbehälter bei der Ursenbacher Höhe mit dem Altenbacher Leitungsnetz. Das Wasser unterspülte zunächst 30 bis 40 Zentimeter tief die Fahrbahn des Abtswegs, der hier in einer steilen Kurve bergab führt. Nachdem der Belag des Stichwegs an der Stelle des Rohrbruchs nachgab, trug das Wasser kleine Asphaltbrocken, Steine und Erdreich noch einige Hundert Meter weit die Straße hinab. Jetzt ist der Abtsweg zwischen Forstweg und Zehntbergstraße gesperrt, weil nicht klar ist, ob die Straßendecke hält.

"Wir müssen die ganze Kurve aufmachen und wollen vor Weihnachten so viel wie möglich schaffen. Es geht ja um die Verkehrssicherung", sagt Erich Schulz. Der Ingenieur aus Hirschberg und sein Planungsbüro für Hoch-, Tief- und Straßenbau arbeiten schon lange für die Eichelberggruppe. Die muss gestern aber zunächst dafür sorgen, dass das Wasser wieder in die Haushalte kommt.

Noch am Dienstagabend verständigte der Zweckverband das Hirschberger Bauunternehmen Josef Schnell und die Fachfirma GA Energieanlagenbau Süd für die Lieferung eines neuen Wasserrohrs: "Ich stehe seit gestern Abend um halb elf hier", sagt Haki Ademaj von GA und schaut in die gut zwei Meter tiefe Baugrube. Der Bagger der Firma Schnell hat sich zum defekten Gussrohr vorgearbeitet: "Das ist 50 Jahre alt", sagt Erich Schulz. Es lag offenbar auf einer Gesteinsschicht, die aus ungeklärter Ursache unter der Leitung nachgab und diese so am Abend zuvor zum Bersten brachte. "Und da waren zehn Bar Druck drauf", so Pape zur Wucht des Schadens.

Während die Bauarbeiter oben im Abtsweg das kaputte Rohrstück ausgraben, hat sich die Feuerwehr unten am Ortsmittelpunkt auf die Versorgung der Bevölkerung vorbereitet. "Wir fahren durch den Ort und sagen durch, dass man bei uns Wasser holen kann. 20 Bürger waren schon da", sagt Feuerwehrmann Daniel Hermann. Kommt nichts mehr aus dem Wasserhahn, dann zapft er den Löschwassertank an: "Wir haben noch 2600 Liter in unseren Fahrzeugen. Aber weil wir auf den Brandfall vorbereitet sein müssen, holen wir wahrscheinlich noch ein Fahrzeug aus Schriesheim."

Die "Räuberhöhle" wird vom Bauhof versorgt: "Wir haben ein Fass hochgebracht, das wir normalerweise zur Blumenwässerung verwenden", sagt Bürgermeister Hansjörg Höfer, der sich am Mittag ebenso wie Ortsvorsteher Herbert Kraus vor Ort über die Lage informiert. Das Kinderhaus habe so wenigstens Wasser für die Spülkästen der Toiletten, so Höfer. "Wir haben schon die Eimer gesucht", lächelt "Räuberhöhlen"-Leiterin Annett Maaß. Sie und ihre Kleinen machen aus der Situation das Beste: "Das Geschirr kann warten." Und die "Weihnachtsbäckerei" im Kinderhaus wird eben einfach um einen Tag verschoben.

Schlimmer trifft es die Wäscherei Schmitt. Diese ist spezialisiert auf Gastronomie- und Hotelwäsche, reinigt pro Tag sieben bis zehn Tonnen und braucht dafür 45 000 Liter Wasser: "Für uns ist das gerade ganz hart. Unsere Kunden warten auf ihre Wäsche", sagt Geschäftsführerin Elvira Münch.

Am späten Nachmittag haben die Bauarbeiter das neue Rohrstück im Abtsweg eingesetzt. Der Hochbehälter wird wieder gefüllt und das Wasser mikrobiologisch beprobt. So will es das Gesetz. Die Feuerwehr entlüftet das Leitungssystem, und gegen 18 Uhr haben die Altenbacher wieder Wasser. Schriesheims Feuerwehrkommandant Oliver Scherer weist darauf hin, dass man es zum Trinken, Zähneputzen und zur Nahrungszubereitung abkochen sollte. Und zwar so lange, bis das Ergebnis der mikrobiologischen Probe vorliegt, also bis voraussichtlich am morgigen Freitag. Im Laufe des heutigen Donnerstags soll auch das Loch der Baustelle im Stichweg am Abtsweg soweit verfüllt sein, dass ihn die Anwohner wieder nutzen können.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung