Schriesheim im Bild 2023

10.12.2003

Wie aus "blutrot" plötzlich "altrosa" wurde

Kurz vor der Fertigstellung des "Quartier Rosengasse" hinter dem Alten Rathaus gab es doch noch Ärger wegen einer gewagten Farbe

Mit einer kräftigen roten Farbe (links) ließ Altstadt-Investor Klaus Urban im Frühjahr die Giebelwand eines Hauses im "Quartier Rosengasse" streichen. Weil der einflussreiche Altstadt-Professor Lothar Götz und Stadtbaumeister Volker Rehberger die Farbe nicht altstadtgerecht fanden, mussten die Maler nochmal anrücken und die Fläche in ein blasses Rosa umändern. Fotos: Dorn

Schriesheim. (ron) Unbestritten ist das "Quartier Rosengasse" hinter dem Alten Rathaus eine große Zierde für die Schriesheimer Altstadt. Auch wenn es jetzt ein kleines Gerangel um die richtige Farbe an einem Wohnhaus gegeben hat.

Karl Baumert, der Architekt des Schriesheimer Metzgermeisters und Altstadt-Investors Klaus Urban, war im Frühjahr noch ganz begeistert. "Das wertet das ganze Quartier auf", so war er begeistert von einer tiefroten Farbe an der Giebelwand eines Einfamilienhauses, das auf den Mauern eines alten Stalls entstanden ist. Überhaupt wurde die Farbe in der Nachbarschaft auch als sehr attraktiv empfunden.

Doch Baumert und die Nachbarn hatten jetzt nichts zu sagen, und Bauherr Urban musste auch klein beigeben. Ein halbes Jahr nach dem ersten Anstrich musste er jetzt erneut die Malerfirma anfordern. Die Kosten für die Arbeiten und das Gerüst musste er natürlich selbst tragen.

Durchgesetzt hatte sich, wieder einmal, der einflussreiche Altstadtprofessor Lothar Götz, der "Vater der Schriesheimer Altstadtsanierung". Ihm fiel die Farbwahl schon vor Monaten auf. "Sie passt sich nicht in das Altstadtbild ein", so hatte Götz entschieden. Der Heidelberger Architekturprofessor begutachtet in der Altstadt jede Baumaßnahme, und entscheidet unter anderem auch, welcher Bauherr über welchen Landeszuschuss verfügen kann. Und deshalb hatte Götz auch jene Argumente auf seiner Seite, die man durch Aneinanderreiben von Daumen und Zeigefinger erklärt. Klartext: Wenn Urban seine Giebelwand nicht farblich "entschärft" hätte, wäre ihm der Zuschuss gestrichen worden, der noch in diesem Jahr ausbezahlt werden soll. Dieses Vorgehen hat Professor Götz gestern auf Anfrage der RNZ bestätigt. Der Planer: "Es gibt einen ganz klaren Vertrag zwischen dem Bauherrn und der Stadt und dort steht, dass er sich an die Altstadt-Satzung halten muss, wenn die eine Seite den Vertrag nicht einhält, muss es die andere auch nicht tun." Ähnlich argumentierte gestern auch Stadtbaumeister Volker Rehberger: die Altstadtsatzung biete eine Farbpalette, und das dunkle Rot gehöre nicht dazu.

Franz Scheffczyz, Kreisbaumeister für Denkmalschutz im Heidelberger Landratsamt bestätigte für die untere Denkmalschutz-Behörde. Danach ist die rote Farbe benutzt worden, ohne dem Denkmalamt ein Muster vorzulegen, wie es bei so wichtigen Maßnahmen eigentlich üblich ist. "Bei einer Bemusterung wäre die Farbe von Anfang an nicht genehmigt worden", so Scheffczyk. Allerdings wäre seine Behörde ohne das energische Einhaken von Prof. Götz wohl nicht tätig geworden. Bauherr Urban sieht die Angelegenheit nach mehr als zwei Jahren Bauzeit und ständigen Debatten mit den Behörden ohnehin gelassen: "Wir sind bald fertig, es wird wunderschön und ich bin zufrieden."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung