Schriesheim im Bild 2023

08.02.2016

Weinwanderung Schriesheim: Die paar Tropfen Regen hielten niemand ab

Trotz Nieselwetters hatten die Winzer gestern viel zu tun - denn die Spaziergänger ließen es sich auf der Weinwanderung gut gehen

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Weinprinzessin Katrin beklagt ein "leider durchwachsenes Wetter", und wie auf Kommando gehen die Blicke der Besucher am Alten Rathaus zur Wolkendecke. Ab und zu fallen ein paar Tröpfchen, doch kalt ist es nicht, und so bleiben viele noch für ein Schwätzchen am Ausgangspunkt der gestrigen Rotweinwanderung.

Dafür sorgen auch die Jagdhornbläser, die Fanfaren aus Österreich und Frankreich wie "Fête au chateau" über den Platz schallen lassen. Die Klänge passen zum Wein aus der südfranzösischen Partnerstadt Uzès, der heuer zum ersten Mal ausgeschenkt wird. Claudia Ebert vom Partnerschaftsverein und ihr "Kollege" Gérard Bonneau vom "Comité de Jumelage" haben ihn im Glas; daneben gibt es am Ausschank - die Stadträte Rainer Dellbrügge und Frank Spingel bedienen hier die Gäste - auch Winzerglühwein oder alkoholfreien Punsch.

Für die Veranstalter vom Verkehrsverein wünscht Vorsitzende Irmgard Mohr trotz des Wetters einen schönen Tag, auch den beiden Landtagsabgeordneten Georg Wacker (CDU) und Gerhard Kleinböck (SPD), die nach aufmunternden Worten von Bürgermeister Hansjörg Höfer mit ihren Frauen aufbrechen.

Der Weg ist gut ausgeschildert und führt durch die Altstadt und den Kehlweg bis in die südlich gelegenen Weinberge, wo man an hübsch geschmückten Tischen die erste Rast einlegen kann. Das Weingut Rosenhof ist zum ersten Mal dabei und bietet eine 2012er Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot an. Ein paar Schritte weiter gibt es mit Jalapeños gewürztes Chili oder Kokos-Risotto von der Perseria Mashti. Wer will, kann hier auch die heiße Variante des Sommercocktails "Hugo" bekommen.

Danach geht es zum höchsten Punkt des Rundwegs. Am Horizont zeigt sich die Sonne, und so kann man am Stand des Weinguts Jäck einen Blick in die Ebene genießen. Zum Gucken hat Chef Maximilian Jäck wenig Zeit, er hat alle Hände voll zu tun, gut temperierte Weine oder Secco Rosé auszuschenken. Bereits um halb zwölf, sagt er, seien die Ersten gekommen: "Sie kamen aus Heidelberg direkt zu uns." Vielleicht, um vom polnischen Krauttopf mit Speck und Paprika-Salami zu kosten.

Das Kopfsteinpflaster ist noch ein wenig rutschig vom Nieselregen, doch bald führt der Weg direkt durch die Weinberge hinunter zum Weingut Wehweck. Kuchen vom Edinger Bäcker Peter Kapp, Käsespieße oder Fleischkäsebrötchen warten hier in großzügig bemessenen 1000 Portionen auf die Hungrigen: Jungwinzer Philipp Wehweck hat optimistisch kalkuliert, und die Resonanz gibt ihm Recht. "Es ist nicht weniger los als sonst um diese Zeit", sagt er - und freut sich, dass die Angst wegen des Wetters und parallel stattfindender Faschingsumzüge wohl unbegründet war.

Apropos Fasching: Als einziger macht der Verkehrsverein mit Glanzpapierhüten und Luftschlangendeko ein Zugeständnis an die närrische Zeit. Ansonsten sind im fastnachts-muffeligen Schriesheim immerhin ein paar verkleidete Gruppen unterwegs: die "Sieben Zwerge" mit lockigen Bärten, einige kleine Tiger und Prinzessinnen sowie eine Wandergruppe mit knallroten Flokati-Hüten. Etwa 700 Portionen Winzereintopf und 100 Teller Weinbergsbraten mit Rotwein-Schmorzwiebelchen hat die Winzergenossenschaft (WG) nebenan auf Lager. Spätburgunder und ein frischer Pinot Blanc de Noirs werden hier ausgeschenkt, letzterer ist trotz seiner hellen Farbe ebenfalls ein Rotwein, weil er aus roten Trauben gekeltert wurde. Einen Lemberger und einen im Holzfass ausgebauten Merlot serviert Winzer Georg Bielig an der vorletzten Station, und dazu bekommt man bei "Forschner’s im Schützenhaus" Wildschweinbratwurst und eine in Rotwein geschmorte Reh-Bolognese mit Spätzle. Nach dem schnurgeraden Rückweg wartet die letzte Einkehr: mit Gemüsequiche, Wildschweingulasch und überbackenen Schafskäsebaguettes wird man im Hof des Gasthauses "Zum Goldenen Hirsch" empfangen.

Wirt Jürgen Opfermann schenkt dazu Weine aller beteiligten Winzer aus, etwa eine Bielig’sche "Cuvée Etzel" oder die "Hirsch-Cuvée" von Jäck aus Spätburgunder und Cabernet Dorio. Als süßen Abschluss gibt es Hausmacher Rotweinkuchen, wahlweise mit Schoko- oder Zuckerguss.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung