Schriesheim im Bild 2023

22.12.2003

Müller erntet eine Beerenauslese

Spätburgunder mit 144 Grad Öchsle

Schriesheim. (ron) Der Sommer mit seiner großen und langen Hitze treibt jetzt noch bunte Blüten: seit langen Jahren wurden in Schriesheim mal wieder zuckersüße Träubchen für eine Beerenauslese geerntet. Und das kurz vor Weihnachten.

Dreimal darf man raten, es war wieder einmal Wilhelm Müller, der Weinbergstüftler, dem diese außergewöhnliche Ernte gelang. Erst vor wenigen Tagen hat der Winzerwirt seinen Nikolaus-Wein des letzten Jahres vorgestellt - schon das ist eine Rarität. Doch mit der Beerenauslese setzt Müller noch einen drauf. Dabei war der edelsüße Tropfen fast ein Zufallsprodukt. Durch die frühe Blüte in diesem Jahr, haben die Rebstöcke an manchen Trauben so genannte "Nachblütler" gebildet. Normalerweise schneidet der Winzer diese im Herbst noch unreifen Beeren auf den Boden. Doch Wilhelm Müller hat's mal wieder in den Fingern gejuckt. "Mal sehen, was daraus wird", so forderte er die Natur heraus.

Jetzt, beim winterlichen Rebenschneiden, erinnerte er sich wieder an die "Nachblütler", die vereinzelt, Rosinen gleich, an den Stöcken hängen. Er setzte die Öchslewaage an und wunderte sich: die Skala reichte gar nicht mehr aus. Also zogen die Müllers am 18. Dezember aus, um eine Spätburgunder-Beerenauslese zu ernten. Das hat es in Schriesheim noch nie gegeben.

50 Liter sind am Abend aus der Kelterpresse getropft, Schnitt 144 Grad Öchsle. Selbstverständlich wird Müller diesen außergewöhnlichen Wein nicht durchgären lassen, sondern als süßen Dessertwein ausbauen - ähnlich einem Portwein oder einem Marsala. Damit möglichst viele die Chance haben, davon zu probieren, wird die "2003er Spätburgunder Beerenauslese" in kleinen Fläschchen abgefüllt. Man weiß nicht, wann es so etwas wieder einmal gibt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung