Schriesheim im Bild 2023

27.12.2003

Steinbeile und Pfeilspitzen waren die ersten Funde

Tobias Städtler beschreibt im Schriesheimer Jahrbuch die Urgeschichte
Schriesheim. (sw) Das Schriesheimer Jahrbuch behandelt auch in diesem Jahr wieder ausführlich viele interessante Geschichten rund um die Stadt. Tobias Städtler holt in seinem Beitrag etwas weiter aus: Er befasste sich mit der Urgeschichte Schriesheims, über die nur wenig bekannt ist.

Die ersten Funde auf Schriesheimer Gemarkung machte der Schriesheimer Bierbrauer und Altertumsforscher Ferdinand Spieß, ein Vorfahr der heutigen Familie Heinrich Spieß. Die vier steinernen Beilklingen und eine Pfeilspitze aus Feuerstein, gefunden in den Bergen des Odenwaldes, gingen in den Besitz des Mannheimer Altertumsvereins über. Zwei der Steinbeile wurden von Spieß beim Bau des Weges unterhalb der Schanze zwischen der Strahlenburg und dem Ölberggipfel entdeckt. Das heutige Waldwegenetz hat seinen Ursprung Ende des 19. Jahrhunderts.

1881 bestanden die Funde aus drei keltischen Silbermünzen, bis 1911 kamen die von Spieß entdeckten Objekte sowie eine Nadel aus Bronze dazu. 55 Jahre lang wurden keine Funde gemeldet, erst wieder 1966 bei einer systematischen Geländebegehung und 1993 im Rahmen einer archäologischen Ausgrabung. Zufallsfunde bleiben dabei unberücksichtigt, obwohl davon auszugehen ist, dass bei Baumaßnahmen des öfteren urgeschichtliche Funde angeschnitten wurden.

Alle vor 1911 entdeckten Altfunde kamen ins Mannheimer Museum (die heutige archäologische Sammlung der Reiß-Engelhorn-Museen), gingen dann aber im zweiten Weltkrieg verloren.

Im Jahrbuch liefert Städtler eine chronologische Beschreibung der Funde. Aus dem "Neolithikum", der Jungsteinzeit (5700-2200 v.Chr.), stammt ein durchbohrtes Steinbeil, das Spieß im Weiten Tal entdeckte. Die genaue Form ist allerdings unbekannt, es könnte eine Axt, ein Hammer oder ein Keil zum Spalten von Baumstämmen gewesen sein. In einem von Ernst Wagner 1911 zusammengestellten Buch über Fundstätten und Funde in Baden wird ein solches Steinbeil mit einer Länge von 13,3 Zentimeter erwähnt.

Beim Bau eines Weges unterhalb der Schanze am Ölberg barg Spieß zwei Steinbeile. Bei Wagner wurden zwei zungenförmige, rund abschließende Klingen aus hellem Stein, 10 und 9,5 cm lang, beschrieben.

In der Leimengrube, 0,7 Kilometer nördlich von Schriesheim rechts von der Bergstraße, machte Spieß einen weiteren Fund: ein abgebrochenes Steinbeil. Hierbei handelte es sich um wohl um einen kleinen Steinmeißel aus Serpentin.

Ein Gerät aus grauem Feuerstein wurde 1966 bei Geländebegehungen im Gewann Bollengrube gefunden. Es wird heute im Lobdengaumuseum Ladenburg aufbewahrt. Aus der Bronzezeit (2300-800 v. Chr.) stammt ein weiterer Fund, eine Nadel aus Bronze von 14,4 cm Länge. In der Weinheimer Straße soll in der Eisenzeit (800 bis Christi Geburt) eine Siedlung gestanden haben. 1993 wurde das Gebiet der nördlichen Stadtmauer untersucht und dabei Siedlungsgruben sowie die Randscherbe einer Schale gefunden. Im Jahr 1881 wurden bei einer Befragung über archäologische Funde drei keltische Silbermünzen gemeldet, die in Schriesheim gefunden worden waren. Diese verschwanden bereits 1889.

Aus dem Bereich der Ruine Hirschburg in Leutershausen stammt ein neolithisches Rechteckbeil, und von der Ruine Schauenburg bei Dossenheim konnten verschiedene vorrömische Funde geborgen werden.

Eine mögliche urgeschichtliche Befestigungsanlage wurde wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Gipfel des Ölbergs entdeckt. Landgerichtspräsident a.D. Gustav Christ aus Heidelberg untersuchte das Gebiet vor dem Abbau des Quarzporphyrs und machte einige interessante Entdeckungen. Diese werden im Jahrbuch ausführlich beschrieben.

Weitere Siedlungsfunde wurden am Hartenbühl, am Weißen Stein und am Dossenheimer Kopf gemacht. An verschiedenen Stellen des Odenwaldes wurde so genannte "Wohnpodien" beobachtet, an Hängen gelegene kleinere Einebnungen von ovaler Form. Eine Gruppe dieser Wohnpodien ist auch heute noch am Dossenheimer Kopf zu erkennen. Am Osthang des Hartenbühls fielen sie wohl dem Steinbruch zum Opfer. Auch bei Heppenheim und am Heiligenberg gibt es noch Spuren von früheren Siedlungen.

Mehr zur Urgeschichte Schriesheims und der Umgebung im Jahrbuch 2003.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung