Schriesheim im Bild 2023

30.12.2003

Schriesheimer Jahresrückblick: die Themen 2003

Von Roland Kern (Texte), Peter Dorn und Bernhard Kreutzer (Fotos), morgen Folge zwei "Jahresrückblick: die Bilder des Jahres 2003"

Die Menschen des Jahres 2003: oben Monika Stärker-Weineck, Dr. Joachim Maier (r.).

Das Ereignis des Jahres 2003: Im Mai besuchen die einst aus Schriesheim vertriebenen Juden Lore Tobias, Martin Wimpfheimer (hier im Bild auf der Leinwand) und Erwin Maier zum ersten Mal ihre alte Heimat. Der Besuch, an dem die ganze Stadt großen Anteil nimmt, wird zu einer Begegung, die die Herzen öffnet.

Es ist das Ereignis des Jahres und für Schriesheim von geradezu epochaler Bedeutung: Lore Tobias, Erwin Maier und Martin Wimpfheimer, drei einst als Kinder aus Schriesheim vertriebene Juden, kehren Anfang Mai auf Einladung der Stadt zum ersten Mal in ihre alte Heimat zurück. Es werden Tage der Versöhnung und der großen Gefühle. Das Interesse in der Bevölkerung ist enorm, viele Initiativen der Kirchen und Schulen bilden sich rund um den Besuch. Am letzten Tag singt Lore Tobias, die als siebenjähriges Mädchen Schriesheim verlassen musste, beim Begegnungsnachmittag mit Gleichaltrigen und alten Kindheitsfreunden "Brüderchen komm tanz' mit mir, meine Hände reich' ich Dir". Ein Wiedersehen, das die Herzen öffnet.

Kurz vor der Abreise der Juden, findet auch Bürgermeister Peter Riehl, dessen Haltung lange umstritten war, die passenden Worte: er entschuldigt sich von Herzen für die Untaten, die zur Nazizeit auch in Schriesheim geschehen sind. Zu Weihnachten schreibt Lore Tobias ihren "Freunden in Schriesheim" einen herzergreifenden Brief zurück, in dem sie erklärt: "Ich werde gerne wiederkommen." Für Februar hat sich der nächste Besuch aus der jüdischen Vergangenheit angekündigt: Margot Fuld kehrt ebenfalls zum ersten Mal seit 1938 nach Schriesheim zurück. Eine ganze Gruppe von geschichtsbewussten Schriesheimern hat den Besuch der Juden mit großem persönlichen Einsatz, aber auch mit historischer Sorgfalt vorbereitet und begleitet. Aber stellvertretend für all jene, kann man sicherlich drei Menschen herausgreifen, ohne die der Besuch nicht diese einschneidende Wirkung für die Vergangenheitsbewältigung gehabt hätte: Dr. Joachim Maier, Monika Stärker-Weineck und Grünen-Stadtrat Hansjörg Höfer.

Wegen ihrer Verdienste um die Geschichtsaufarbeitung ihrer Heimatstadt, sind diese drei für die RNZ-Redaktion die "Menschen des Jahres 2003".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung