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09.01.2017

Schriesheimer Flüchtlingshelfer: "Bleiben Sie uns auch in diesem Jahr erhalten"

Stadt sagte Flüchtlingshelfern mit Neujahrscafé Danke - Suche nach Wohnraum und neue Sozialarbeiter-Stelle

Schriesheim. (sk) "Wir wollen Dankeschön sagen. Sie opfern Ihre Freizeit, und zwar nicht zu wenig; ich weiß, was Sie leisten", sagt Isabel Herschel. Seit März ist sie Schriesheims "Flüchtlingsbeauftragte" und arbeitet eng zusammen mit den vielen ehrenamtlichen Helfern, die sich um die Betreuung der Geflüchteten kümmern.

Das gemütliche Beisammensein bei Kaffee und Kuchen ist gedacht als Anerkennung für alles, was die Unterstützer und die von Fadime Tuncer organisierte Flüchtlingshilfe im vergangenen Jahr auf die Beine gestellt haben. Herschel nennt Deutsch- und Alphabetisierungskurse, gemeinsames Kochen oder Fußballspielen und Hilfe bei "dem vielen Papierkram": "Sie nehmen die Leute da an die Hand, wo es erforderlich ist."

Bürgermeister Hansjörg Höfer hofft, "dass Sie uns auch in diesem Jahr erhalten bleiben". Dann werden der Stadt weitere 130 bis 140 Personen zugewiesen, von denen einige vorläufig in einem Gebäude im Dossenheimer Weg untergebracht werden sollen, ansonsten ist geplant, Wohnungen anzumieten oder zu kaufen; nachdem vor 20 Jahren viel städtischer Wohnraum veräußert wurde, geht die Stadt nun den umgekehrten Weg.

Ein zusätzlicher Hausmeister soll sich um die Liegenschaften kümmern, zudem soll "im Laufe des Jahres" ein weiterer Sozialarbeiter eingestellt werden. Bei einer Tasse Kaffee geht Herschel auf die Einzelheiten zum Thema ein: Schriesheim hat etwa 130 Menschen aufgenommen, die hauptsächlich aus Syrien, Iran, Irak und Afghanistan stammen. Für die vorläufige Unterbringung von Personen, deren Asylverfahren noch laufen, ist der Rhein-Neckar-Kreis zuständig; er betreibt die Unterkünfte im Kleinen Mönch und der Carl-Benz-Straße, in denen etwa 70 Personen leben. Die Anschlussunterbringung anerkannter Asylbewerber ist eine Pflichtaufgabe der Stadt: Sie unterhält Häuser und Wohnungen in Altenbach sowie in der Kernstadt.

"Wir wollen nicht, dass irgendwo große Containersiedlungen entstehen", sagt Herschel. Deshalb versuche die Stadt gerade, ein Haus zu kaufen und ein weiteres zu bauen; jeweils um die 30 Personen sollen dort beherbergt werden.

Soweit Wohnraum angemietet werde, gebe es immer wieder Angebote. Doch nicht alle seien akzeptabel: Manchmal seien die Objekte in einem schlechten Zustand, manchmal seien die geforderten Mieten überhöht.

Was die Arbeit der Helfer angeht, hat sie bemerkt: "Die große Anfangseuphorie ist nicht mehr da." Nun herrsche keine Notfall-Situation mehr, der Alltag sei eingekehrt. Und mit ihm auch oft der Frust über schleppende Verfahren und Behördengänge; sie sieht ihre Arbeit deshalb als "Schnittstelle" in einem "Netzwerk".

Tuncer berichtet, dass die Flüchtlingshilfe mittlerweile einen "harten Kern" von 30 Helfern habe, alles in allem um die 50 Menschen umfasse. Manche leisten Nachbarschaftshilfe, übernehmen Hausaufgabenbetreuungen, vermitteln Wohnungen oder reparieren Fahrräder. Mit Spenden werden Vereinsbeiträge gezahlt, zinslose Darlehen für eine Wohnungseinrichtung gewährt oder auch mal eine Sportausrüstung für ein Kind gekauft. Auch aus Altenbach gibt es Neuigkeiten: Dort existiert seit September ebenfalls eine Helfer-Gruppe.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung