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19.02.2017

Schriesheimer Informationsveranstaltung zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen gut besucht

Schriesheimer Informationsveranstaltung zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen gut besucht

Gut besuchte Informationsveranstaltung zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Er erwarte kritische Fragen, hatte Bürgermeister Hansjörg Höfer im Vorfeld der Bürgerinformation zur Anschlussunterbringung gesagt; andere rech-neten sogar mit Ärger aus den Reihen der AfD. Doch es ging gesittet zu an diesem Abend in der Mehrzweckhalle, beinahe "unspektakulär", wie es ein Schriesheimer ausdrückte.

Die Stadt rechnete mit einem größeren Andrang und ließ 600 Stühle aufstellen: 400 im vorderen Teil, 200 hinter einem Vorhang, der im Bedarfsfall hätte geöffnet werden können. Doch das war nicht nötig bei den etwa 300 Menschen, die schließlich kamen. Höfer gab eingangs einen kurzen Überblick zur Aufnahme von Flüchtlingen im Rahmen der Anschlussunterbringung, bevor er das Mikrofon an Isabel Herschel weitergab.

Herschel souverän

Die Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte erklärte in einer Bildschirmpräsentation sowohl ihre Aufgaben wie etwa die Beratung von Flüchtlingen und Helfern, die Zusammenarbeit mit Behörden und Organisationen sowie die Koordinierung von Aktionen, als auch die aktuelle und zukünftige Lage: 2016 musste Schriesheim 61 Menschen unterbringen, für dieses Jahr werden der Stadt nach einem festen Verteilungsschlüssel weitere 141 Personen zugewiesen, im kommenden Jahr kämen weitere "70 plus x": "Das kann man nicht konkret vorhersagen." Denn die große Unbekannte in dieser Gleichung heißt Familiennachzug. Immer wieder antwortete Herschel auf Fragen, souverän und unaufgeregt, und zwischendurch ergriff auch Volker Arras das Wort.

Nach einer Vorgabe des Gemeinderats suche die Stadt dezentralen Wohnraum, also kleinere Einheiten an verschiedenen Standorten, erklärte der Stadtkämmerer. In Altenbach gebe es Kapazitäten für 40 Personen: "Wir haben dort Leerstände, weil einige Flüchtlinge abgeschoben wurden." In der Kernstadt stellte er sieben bestehende oder geplante Objekte vor.

Im Fokus der anschließenden Fragerunde - 14 Bürger meldeten sich zu Wort, und SPD-Stadträtin Renate Hörisch-Helligrath dankte zum Schluss den Verantwortlichen - standen die beiden Bauprojekte im Gebiet "Fensenbäumen". Eine Frau monierte die "Verdichtung", wollte wissen, warum es keine Unterbringung im Baugebiet "Nord" gebe, und ein Mann fragte nach Alternativen, auch zum Ladenburger Fußweg: "Zumal wir dort schon die Pferdehaltung haben."

Im Publikum hörte man Kichern und empörtes Schnauben, Höfer sagte über die "Fensenbäume": "Die Gebäude wurden uns angeboten. Sie sind nur 150 Meter Luftlinie voneinander entfernt, das hat sich so ergeben und war keine Absicht." Zur "Reservefläche" im Ladenburger Fußweg erklärte der Rathauschef: Im Bedarfsfall solle dort ein Haus in Holzständerbauweise errichtet werden: "Doch es dürfte nicht stehen bleiben und müsste wieder zurückgebaut werden." Mehrere Fragen betrafen die Lebensverhältnisse der Menschen, die aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Gambia und Eritrea stammen.

Herschel erklärte: "Ein Großteil von ihnen ist als Flüchtling anerkannt." Ansonsten gebe es laufende Asylverfahren oder einen subsidiären Schutz, der ebenfalls als Aufenthaltstitel gelte. Nach einer Frist von drei Monaten dürften Flüchtlinge mittlerweile auch arbeiten. Bevorzugt würde die Stadt Familien mit Kindern aufnehmen. "Wir wollen auch, dass die Personen aus der vorläufigen Unterbringung hier bleiben", ergänzte Höfer.

Zusätzliche Raumkapazitäten

Zudem sollten nirgends nur Einzelpersonen untergebracht werden, allenfalls in der Carl-Benz-Straße und im Dossenheimer Weg. Was die Arsen-Belastung des Grundstücks in der Talstraße 155 anging, so vermutete Höfer, dass das Bauprojekt im vorgesehenen Kostenrahmen von zwei Millionen Euro bleiben würde; ein Leerstands-Kataster, so Arras, existiere nicht. Altstadtrat Oliver Schrade addierte die angegebenen Belegungszahlen der Unterkünfte und kam zum Ergebnis, dass sie deutlich über den Zugangszahlen liegen. Höfer sagte dazu: "Wir wollen Raumkapazitäten für 2017/18 schaffen. Wenn wir zusätzlichen Platz haben, können wir Personen hereinnehmen, die wir sonst 2018 übernehmen müssten." Auch die einheimische Bevölkerung könne dort wohnen - nachdem in den Neunzigern viel kommunales Eigentum verkauft worden sei, werde jetzt wieder mehr bezahlbarer, kommunaler Wohnraum gebraucht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung