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28.03.2017

Schriesheim: Naturschützer kritisieren "Kahlschlag" im Gewann Mergel

Grüne Liste wanderte mit 60 Interessierten zum Gewann Mergel - Grundstücksbesitzer gegen "große" Planung der Rebflurneuordnung

Große Wingerte im oberen Teil des Gewanns Mergel hält Biologe Michael Wink (vorne) nicht für rentabel. Stattdessen müsse man die mosaikartige Landschaftsstruktur bewahren: "Dieses Gebiet ist etwas, auf das wir stolz sind." Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Von den Sträuchern und Büschen waren am Kuhberg nur noch Stumpfe übrig: "Das ist eine Form des Landschaftsmanagements, die wir nicht so clever finden", sagte Biologieprofessor Michael Wink. Unter seiner Anleitung wanderten Vertreter der Grünen Liste am Sonntagnachmittag durch die Weinberge zum Gewann Mergel. Dort plant das zuständige Landesamt momentan eine Rebflurneuordnung, die bei Naturschützern wie Winzern in ihrer jetzigen Form zunehmend auf Kritik stößt.

Etwa 60 Interessierte waren bei schönstem Wetter zur Strahlenburg gekommen, um mehr über die Natur in Kuhberg und Mergel zu erfahren - darunter einige Gemeinderäte. Auch Bürgermeister Hansjörg Höfer wanderte mit - und musste sich gleich zu Beginn Kritik an den Rodungen am Kuhberg anhören, die eigentlich der Landschaftspflege dienen sollten.

"Was da herausgekommen ist, ist totaler Kahlschlag", sagte Wolfgang Fischer von der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Schriesheim-Dossenheim. Das Gebüsch, das vorher auf den Ausgleichsflächen stand, sei für bedrohte Vogelarten wie den Neuntöter wichtig gewesen. Zur Nachsorge nach der Rebflurbereinigung soll dort nun eine Krautflur entstehen. "Das war gut gemeint, aber es ist nicht gut gelaufen", so Wink.

Höfer stimmte dem zu: "Das ist so." In Zukunft will sich die Stadt daher mit der AG Naturschutz zusammensetzen und die Aktionen zur Landschaftspflege am Kuhberg im Vorfeld besprechen.

Besser funktionieren soll die Landschaftspflege im weiter südlich gelegenen Gewann Mergel: Bei Eingriffen in Naturschutzgebiete wie das "Natura 2000"-Vogelschutzgebiet im Mergel gebe es ein Verschlechterungsverbot, so Wink. Wenn möglich, solle die Situation für die Natur bei einer Rebflurneuordnung sogar verbessert werden. "Die Gefahr, dass bei einer Neuordnung die gesamte Landschaft planiert wird, ist gebannt", so Wink. Doch wenn man neue Wege bauen wolle, bedeute das auch, dass viele Grundstücke umverteilt und neu strukturiert werden müssten.

Deshalb schlug er vor, bestehende Wege in der Ebene auszubauen, statt neue Wege am Hang anzulegen: "Trittsteinwege und ein Wendeplatz würden reichen." Man wolle ja keine "Rennbahnen" für Autofahrer. Wichtig sei vielmehr, das Feinmosaik des Gebiets zu erhalten - mit seinen Trockenmauern, Obst- und Mandelbäumen und seiner Artenvielfalt: Nicht nur bedrohte Vogelarten wie Zaun- und Zippammer sind hier heimisch, sondern auch Eidechsen und Nattern, deren Bestand in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen ist.

Um seine Bäume fürchtet zum Beispiel der Dossenheimer Gerhard Olbert: "Ich habe auf den Entwurf geschaut und gesehen, dass sie alle rot durchgestrichen worden sind." Dabei lohne sich das Anlegen von größeren Wingerten im oberen Teil des Mergels gar nicht: "Das rechnet sich nur fürs Premiumsegment, aber einen so bekannten Namen haben wir als Marke außerhalb der Region nicht." Aber das Amt für Flurneuordnung habe eine solche Wirtschaftlichkeitsberechnung gar nicht gemacht.

Mit Blick auf die Pflegearbeiten am Kuhberg sagte Wink abschließend: "Was passiert ist, ist passiert. Jetzt geht es um die Zukunft." Die Planung für den Mergel brauche größtmögliche Transparenz. Das wünschen sich auch die Grundstücksbesitzer. Am Ende wird dann der Gemeinderat entscheiden, ob eine Rebflurneuordnung angeordnet wird.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung