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21.04.2017

Vor der Taufe müssen sich die Reben bewähren

Der Winzer Georg Bielig hat einen Hausweinberg mit einer Testrebsorte angelegt – Die Entscheidung dafür dauerte "genau ein Glas Wein"

Mit einer GPS-gesteuerten Pflanzmaschine wurden 420 Stöcke der Testsorte WE-94-26-37 vor etwa zwei Wochen am Weingut Bielig eingepflanzt. Foto: Dorn

Schriesheim. (fjm) WE-94-26-37 hat noch keinen Namen - obwohl sie schon 23 Jahre alt ist. 1994 sei die Rebsorte gezüchtet worden, sagt Winzer Georg Bielig, jetzt hat sie auch auf seinem neuen Hausweinberg direkt neben dem eigenen Anwesen ein neues Zuhause gefunden. 420 Rebstöcke der Testsorte hat Bielig gepflanzt, dazu noch 140 der seit einigen Jahren zugelassenen Sorte Piroso.

WE-94-26-37 kommt aus der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) in Weinsberg, an der Bielig selbst den Beruf des Technikers für Weinbau und Kellerwirtschaft erlernt hat. Die Rebsorte gehört zu den sogenannten "Piwis" (Pilzwiderstandsfähige Sorten), die weniger intensiv mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden müssen.

Nun soll sie sich in einem Gebiet bewähren, wo sich Pilzkrankheiten wie die Peronospora "wohlfühlen", wie Bielig es ausdrückt. Geschmacklich ist er von WE-94-26-37 jedenfalls schon vollkommen überzeugt: "Die Entscheidung für diese Sorte hat genau ein Glas Wein gedauert", sagt er. Vielfalt und neue Sorten seien ein Trend, der an vielen deutschen Winzern bisher vorbeigegangen sei: "Wir verschlafen diesen Markt."

Dabei achte ein guter Teil der Verbraucher inzwischen gar nicht mehr so sehr auf den Namen der Weine, ist Bielig überzeugt: "Wenn die Qualität stimmt, ist es den Verbrauchern egal, wie er heißt." In anderen Ländern könne man dies schon länger beobachten.

Ganz egal, wie WE-94-26-37 später einmal heißt, sei es aber nicht: "Ich stelle mir die Namenssuche und Taufe unglaublich schwierig vor", sagt Bielig. Er selbst hat darauf keinen Einfluss, was er aber auch nicht besonders schlimm findet. "Es gibt Namen von neuen Sorten, die sind ziemlich daneben gegangen", findet er. Beispiele seien "Phönix" oder "Saphira".

Das Gegenteil gelte für "Muscaris" oder "Sauvignier Gris". "Bei Muscaris kann ich mir zum Beispiel schon gut vorstellen, wie die Traube schmeckt", nennt Bielig ein Namenskriterium. Bei der sperrigen Bezeichnung für die Sorte auf seinem Hausweinberg wird es aber in jedem Fall nicht bleiben.

Während des Anbaus wird Bielig immer wieder Rückmeldung an die LVWO in Weinsberg geben: Wie wächst die neue Sorte? Wie verhält sie sich im Vergleich zum Piroso? Auch Öchslegrade und Säuregehalt sind wichtige Indikatoren. "Wenn es notwendig ist, werden am Ende auch Saft- oder Weinproben angefordert", so Bielig. Wenn alles gut geht, soll das schon im nächsten Jahr der Fall sein.

Bis dahin muss WE-94-26-37 allerdings mindestens den momentanen Kälteeinbruch überstehen und sich gegen Pilzkrankheiten und Kirschessigfliege behaupten. Ein großes Risiko? "Wer nix riskiert, der nix gewinnt", lautet Bieligs Credo in dieser Hinsicht: "Wenn sie mir am Ende, wie zum Beispiel der ,Regent’, nicht gefällt, fliegt sie halt wieder raus."

Eingesetzt wurden die Rebstöcke vor knapp zwei Wochen mit einer GPS-gesteuerten Pflanzmaschine, Anordnung und Abstände stimmen also schon einmal. Auch langfristig soll der Hausweinberg der Familie Bielig Freude bereiten: "Er soll auf jeden Fall noch 30 Jahre genutzt werden", sagt Bielig, "wir Winzer planen immer schon eine Generation voraus."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung