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25.04.2017

Viele junge Triebe erfroren an den Bergstraße-Rebstöcken

Vor allem im Raum Bad Dürkheim, aber auch an der Bergstraße gibt es große Schäden - Frostschutzberegnung bei Kartoffeln und Obst

Von Frederick Mersi, Annette Steininger und Rolf Sperber

Bergstraße/Pfalz. Nach den warmen Osterfeiertagen ließ das Wetter in den vergangenen Nächten viele Winzer von der Pfalz bis zur Bergstraße um ihre Reben zittern: Temperaturen von bis zu sechs Grad unter Null ließen in einigen Weinbergen die jungen Triebe an den Rebstöcken erfrieren - vor allem im Raum Bad Dürkheim sind erhebliche Schäden bei den frühen Traubensorten Muskateller und Dornfelder zu beklagen.

Auch an der Bergstraße mussten die meisten Winzer erste Ertragsausfälle hinnehmen: "Bei manchen Weinbergen sind es 20 Prozent, bei anderen bis zu 80 oder 90 Prozent", sagte Peter Haas, Rebschutzwart der Schriesheimer Winzergenossenschaft am Donnerstag. Umso größer war die Erleichterung, dass zumindest die Nacht auf Freitag keine Minustemperaturen mit sich brachte. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", so Haas.

Schwieriger ist die Lage in der nördlichen Pfalz: "Es wird in einigen Lagen wohl Totalausfälle geben," prognostiziert Jürgen Oberhofer, Weinbauexperte des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt. Die Winzer im Osten von Bad Dürkheim um die Gemeinden Wachenheim, Niederkirchen, Ungstein und Ellerstadt waren besonders betroffen. "Man kann gegen den starken Frost normalerweise nicht allzu viel unternehmen," relativierten DLR-Experten die Bemühungen, durch den Einsatz von Hubschraubern zur Luftverwirbelung oder sogenannte "Wingertfackeln" die gefährlichen Niedrigtemperaturen anzuheben. Wie sehr die Weinberge vom Kälteeinbruch mitgenommen wurden, wird sich aber erst nach den nächsten kalten Nächten zeigen.

Während die spätaustreibenden Sorten wie Riesling und Spätburgunder derzeit noch keine größeren Sorgen bereiten, fürchten viele Winzer um ihre frühen Rebsorten: "Mir ist ein ganzer Wingert westlich von Edesheim mit Muskateller ausgefallen," sagte Winzer Werner Koch vom Weingut Kastanienberg im südpfälzischen Hainfeld. Der Kälteeinbruch war aber nicht flächendeckend, sondern traf die Winzer punktuell. Während im Raum Bad Dürkheim mit Bangen den nächsten Kaltnächten entgegensehen wird, blieben die Südpfälzer weitgehend gelassen: "Wir haben keine extremen Probleme - wenn es so weitergeht, kommen wir mit einem blauen Auge davon," sagte Koch. Weiter nördlich sehe das anders aus, so Oberhofer: "Da haben sich einige nicht nur eins, sondern gleich zwei blaue Augen geholt."

Mit dem Schrecken kamen die meisten pfälzischen und rheinhessischen Frühkartoffelbauern davon - sofern sie dem Beregnungsverband angeschlossen sind oder durch Brunnen Wasser beziehen können: Frostschutzberegnung und schützende Folien boten nach Angaben von Verbandsgeschäftsführer Peter Schmitt (Neustadt) ausreichende Sicherheit gegen die Nachtfröste. "Wenn auf den Äckern tatsächlich was kaputt gegangen ist, treiben die Kartoffeln ein zweites Mal aus", so Schmitt. Allerdings fällt dann im Mai und Juni die Frühkartoffel-Ernte deutlich geringer aus.

Auf Frostschutzberegnung setzt auch Landwirt Werner Volk in Leutershausen an der Bergstraße. Durch diese entsteht eine Eisschicht, die die empfindlichen Blüten quasi eingepackt. Im Inneren entsteht Wärme, durch die dann das meiste Obst erhalten bleibt. Volk war mit dieser Technik bei seinen Äpfeln, Birnen, Aprikosen und Erdbeeren erfolgreich. Letztere hat er teilweise auch mit Flies abgedeckt. "Bei denjenigen, die das nicht gemacht haben, dürften die Erdbeeren jetzt schwarz sein", sagt er. Abgesehen von Wein und Johannisbeeren hat er aber keine Ausfälle.

Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU) schloss unterdessen nicht aus, dass die Landesregierung Landwirte für Ernteausfälle wegen des Nachtfrosts mit Ausgleichszahlungen entschädigt. "Ich bin dafür offen und bereit", sagte er. Jedoch könne sein Ministerium das nicht bezahlen. "Wir brauchen dafür eine Zustimmung in der Koalition, und wir brauchen die nötigen Haushaltsmittel." Sein Haus habe dafür keine Reserven.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung