Schriesheim im Bild 2023

09.05.2017

Gelungene Premiere für Max I.

Gelungene Premiere für Max I.

Premiere für den Kerweschlump: In den Armen von Kerwepfarrerin Ann-Christin Kress schwang Max I. das Tanzbein (oben links). Ortsvorsteher Herbert Kraus hatte Selina Leibinger als Tanzpartnerin vorgezogen (unten links). Das Publikum betrachtete staunend dieses Treiben. Besonderen Applaus bekam Feuerakrobat Jeremy (rechts). Fotos: Dorn

Von Carolina Paul

Schriesheim-Altenbach. Bei ihrem traditionellen Kerweumzug hatten die Altenbacher richtiges Glück mit dem Wetter. Die Sonne strahlte am Samstag vom Himmel, und bei angenehmen Temperaturen ließen sich die Gäste noch vor Beginn bereits die ersten Gläschen Wein schmecken. Um 14.30 Uhr stand dann eine Premiere auf dem Programm: Der nagelneue Kerweschlump wurde am Buswendeplatz abgeholt. Max I. heißt der Oberlippenbart tragende Zeitgenosse, der mit lässiger Jeans und Lederweste äußerst modisch daher kam. Und fürs Auge wurde noch viel mehr geboten - so konnte dank des im vergangenen Jahr gegründeten Kerwevereins der Umzug mit zehn Wagen aufwarten.
Kerweumzug in Schriesheim-Altenbach - Fotogalerie

Angefangen hatte das große Ereignis mit einem dreifachen Knall des Sportschützenvereins. Kurz darauf begann der Fanfarenzug Schriesheimer Löwen zu trommeln und zu trompeten und schon schwang die Volkstanzgruppe des MGV Eintracht Schriesheim das Tanzbein.

Natürlich hatten es sich die Schriesheimer Weinhoheit Lisa Menges und ihre Prinzessinnen Annalena Spieß und Sophie Koch nicht nehmen lassen, dem Umzug beizuwohnen. Sehr zur Freude ihrer adligen Kolleginnen, Kochlöffelkönigin Sophia Kunkel und ihrer Prinzessin Anna Hölmer. "Leicht nervös", wie sie umumwunden zugab, war Kerwe-Pfarrerin Ann-Christin Kress. Zur Vorbereitung auf die Predigt hatte sie sich intensiv im Dorf umgehört. Mit der "Kerwe-Borschtin" Selina Leibinger und dem "Kerwe-Borscht" Kevin Zeberer wären im Notfall aber souveräne Unterstützer hinter ihr gestanden.

Schon am Freitag hatten die beiden den Kerweauftakt mit Bürgermeister Hansjörg Höfer gefeiert. Höfer hatte schon da "den Löffel abgegeben" (die RNZ berichtete) und präsentierte nun seinen hölzernen Ersatz mit eingestanzten Herzchen.

In der Ansprache von Kochlöffelkönigin Sophia und ihrer Prinzessin wurde es dann "politisch": " Wir sind froh, dass ihr habt den Weg gefunden, denn Altenbach scheint auf der Karte wie verschwunden." Dies war natürlich darauf gemünzt, dass bei der Tunnelbeschilderung jeglicher Hinweis auf Altenbach fehlt. Dann setzte sich der prachtvolle Lindwurm in Bewegung. Ortsvorsteher Herbert Kraus freute sich gleich mal über die mit Witz gewürzte Zugmoderation von Hans-Peter Pröll. Die Zuschauer wurden dazu aufgefordert, den Straßenrand zu säumen oder sich an das Ende des Zuges anzugliedern. Die Trompeten und Trommeln der "Löwen" schallten durch die lange Straße, und kurz darauf erblickte man den Kopf des Zuges. Vor der Gaststätte "Sonus" wurde zuerst haltgemacht, hier stand der Tanz mit "Schlump" Max I. an.

Doch Ortsvorsteher Kraus legte lieber mit Tanzpartnerin Selina Leibinger einen langsamen Walzer auf den Asphalt. Kerwe-Pfarrerin Kress wirbelte anschließend mit Max über die Fläche und wurde dann von der Borschtin abgelöst. Nicht nur diese Darbietung war herzallerbliebst, auch die kleinen Gärtner der Krabbelgruppe entzückten das Publikum entlang der Straße mit ihren Kostümen. Mit geblümten grünen Schürzchen, passenden Hüten und der Gießkanne in der Hand, marschierten sie tapfer in Richtung evangelische Kirche. Am Ende der Treppenstufen zum Gotteshaus wartete nämlich schon die nächste Sensation: ein professioneller Feuerakrobat.

Mit Leichtigkeit balancierte Jeremy einen brennenden Stuhl über dem Kopf und ließ die Flammen einer lodernden Fackel über seine Haut tanzen. Damit beeindruckte der muskulöse Feuersschlucker nicht nur das weibliche Publikum. Nach einer kurzen Verschnaufpause fanden sich die Gäste dann im Schulhof ein, wo die unverzichtbare Kerwepredigt auf dem Programm stand. Traditionell im Dialekt verfasst, schallten die knackigen Reime der Pfarrerin über den Platz. Die mangelhaften "Fluchttüren und Trebbe" vom Zehntkeller, der nicht vorhandene Sparkassen-Geldautomat und stinkende Hundehaufen waren ein Teil der Rede. Von Ann-Christin Kress’ anfänglicher Nervosität war nichts mehr zu spüren.

Mit leeren Händen gingen auch die Zuschauer nicht nach Hause: Kress warf Ohrenstöpsel ins Publikum. Einfallsreich waren auch die ehemaligen Kochlöffelköniginnen der vergangenen Jahre. Extra für das Fest hatten sie eine Choreografie einstudiert.

Rund um den überdimensionalen Kochlöffel, den die Königin hielt, schwangen die Ehemaligen ihre Zepter. Nach einer lauthals eingeforderten Zugabe endete der Kerweumzug im Schulhof. Die Feier hingegen ging jetzt erst richtig los.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung