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26.07.2017

Mit Emma Brüssau geht’s bergauf

Die Schriesheimer Reiterin holt Team-Gold und Einzelbronze

Erfolgreich im Sattel: Emma Brüssau räumt bei der EM kräftig ab. Foto: Doris Matthaes

Von Roland Kern

Schriesheim/Millstreet. Das Training fand großteils im vorderen Odenwald statt. Dort gibt es einen Waldweg, der sich vom Schriesheimer Rückhaltebecken weit hinauf zieht, fast bis nach Wilhelmsfeld. Dort tanken Emma Brüssaus Pferde Kondition. Es geht bergauf, wie ganz generell in der Reiterkarriere der jungen Schriesheimer Vielseitigkeitsreiterin. Am Sonntag krönte die hübsche Abiturientin ihre bisherige Laufbahn mit zwei weiteren Medaillen, diesmal bei den Europameisterschaften im irischen Millstreet im Sattel ihrer Stute mit dem gar nicht alltäglichen Namen Donnerstag. In der Einzelwertung der Junioren (U19) gewann sie Bronze, mit der deutschen Mannschaft sogar Gold.

Das ist nach dem Sieg im "Preis der Besten" und den Deutschen Meisterschaften der dritte große Triumph für die Nachwuchsreiterin in diesem Jahr. Sie ist in ihrer Altersklasse die Nummer eins der Republik.

Emma Brüssau reitet "eigentlich schon immer" - so beschreibt sie selbst lachend. Mutter Simone ist selbst Turniere geritten, nahm das Mädchen täglich mit zu den Pferden. Die Begeisterung der Tochter wuchs, Rambo hieß das erste Pony, Ramazotti das nächste. Dass der Weg in den "Busch" gehen sollte, war ebenfalls vorgezeichnet. Die Vielseitigkeit ist auch die Leidenschaft von Mutter Simone. Auf Rambo und Ramazotti folgte die Ponystute Shakira, die schon beim Bundeschampionat der Vielseitigkeitsponys eingesetzt war - und damit stellten sich auch Emmas erste Erfolge im "Busch" ein. Schon immer sind die Brüssau-Pferde auf dem Schriesheimer Reiterhof Urban eingestellt.

Der Durchbruch kam dann mit Ponywallach Rocky, obwohl der Kämpfer zuvor Springpony war. Emma Brüssau erkannte das große Herz des kleinen Pferdemannes und trainierte ihn fürs Gelände. Sie wurden zum Traumteam: Goldene Schärpe, vordere Plätze bei Deutschen Meisterschaften, Preis der Besten, Bundeskader - schließlich 2014 die ersten Europameisterschaften; das war auch schon in Millstreet.

Emma Brüssau beeindruckte ihre Trainer und die Funktionäre schon früh mit hoher Konzentrationsfähigkeit und einem "Tunnelblick" im Gelände; so kennt man es von den besten Vielseitigkeitsreitern. Zufälle gibt es da nicht. Reiter-Popstar Michael Jung zum Beispiel ist bekannt dafür, alles andere um sich herum ausblenden zu können, wenn er im Sattel sitzt. Dieses Talent hatte Emma Brüssau schon als Kind. Sie selbst nennt sich übrigens "ehrgeizig", und ihre Mutter ergänzt bei diesem Thema augenrollend: "Und wie!"

Seit Jahren verbringen Mutter und Tochter übrigens pro Monat eine mehrtägige Trainingszeit in der Reiterzentrale Watendorf. Sie sind begeistert von Trainern und Bedingungen und nehmen die Autofahrerei ins Münsterland dafür in Kauf. Eine zeitlang sattelte Emma Brüssau bei Andreas Ostholt, seit dem letzten Jahr bei Julia Krajewski; die Olympiareiterin ist auch ihr Vorbild. In Millstreet fungierte Julia Krajewski als Bundestrainerin und Equipechefin. Emma Brüssau will im nächsten Jahr und nach einem längeren Auslandsaufenthalt am Stall der Bundestrainerin ein Trainingsjahr beginnen. An eine eigene Berufsreiterlaufbahn denkt sie nicht. Sie will Psychologie studieren. Aber in Warendorf haben sich schon einige Reiter anders entschieden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung