Schriesheim im Bild 2023

16.08.2017

Kurpfalz-Grundschule Schriesheim: Überarbeitetes Konzept mit neuer Leitung

Kurpfalz-Grundschule Schriesheim: Überarbeitetes Konzept mit neuer Leitung

Sabine Grimm leitet seit einem Jahr die Kurpfalz-Grundschule - Im RNZ-Interview erklärt sie Neuerungen im kommenden Schuljahr

"Das Familienleben soll trotz Ganztagsbetreuung am Wochenende stattfinden können - ohne Hausaufgaben", sagt Schulleiterin Sabine Grimm, die bisher kommissarisch tätig war. Nach den Ferien wird ihre offizielle Ernennung gefeiert. Foto: Dorn

Von Maren Schenk

Schriesheim. Seit einem Jahr leitet Sabine Grimm die Kurpfalz-Grundschule, bisher kommissarisch, vor Kurzem ist sie zur Schulleiterin ernannt worden. 16 Jahre war sie zuvor in der Dalberg-Grundschule in Ladenburg tätig, davon fünf Jahre in der Schulleitung. Im Gespräch mit der RNZ erklärt sie das überarbeitete Konzept der "Halbtagsschule mit Ganztagsbetrieb in freier Wahlform" sowie die neue "Aktivzeit" für Schüler und äußert sich zum Thema Gebäudesanierung.

Frau Grimm, auf der Homepage der Kurpfalz-Grundschule steht neben Ihrem Namen der sperrige Titel "stellvertretende Schulleitung in kommissarischer Leitung". Ist das noch aktuell?

Nein, mittlerweile bin ich zur Schulleiterin ernannt worden. Ich freue mich sehr darüber, denn ich bin gerne an der Schule, habe ein sehr nettes Lehrerkollegium und erfahre große Solidarität durch die Eltern. Die Arbeit hier macht mir Spaß. Die Homepage wird übrigens demnächst aktualisiert und auch neugestaltet.

Wie war Ihr erstes Jahr an der Schule?

Das war sehr geprägt durch die Überarbeitung des Konzepts für die Ganztagsschule. Wir haben gemerkt, dass die Stundenplanung mit Halbtags- und Ganztagsschülern schwierig ist. Außerdem haben sich Eltern beschwert, dass ihre Kinder noch viele Hausaufgaben machen mussten, wenn sie um 16 Uhr aus der Schule kamen. Im Februar hatten wir dazu einen pädagogischen Nachmittag. Zusammen mit Lehrern und Eltern haben wir das Konzept überarbeitet, das ab dem kommenden Schuljahr gilt.

Wie unterscheidet sich das neue Konzept vom alten?

Es gibt drei wichtige Neuerungen: Zum einen beginnt der Unterricht für alle um 8 Uhr. Bisher konnten die Schüler flexibel kommen, zwischen 8 und 9 Uhr. Dieser einheitliche, frühe Beginn ist auch wichtig für berufstätige Eltern. Neu ist auch eine erweiterte Hausaufgabenbetreuung: Künftig sollen die Schüler bis Donnerstag 16 Uhr ihre schriftlichen Hausaufgaben erledigt haben. Das Einmaleins beispielsweise muss aber trotzdem weiterhin zuhause geübt werden. Das Familienleben soll trotz Ganztagsbetreuung am Wochenende stattfinden können - ohne Hausaufgaben.

> Und die dritte Neuerung?

Das ist die Aktivzeit. Sie schließt sich zukünftig an die erweiterte Hausaufgabenzeit an und wird im Ganztag zum Tragen kommen. Sie wird vier Bereiche umfassen: Sport, Musik, Kunst und Soziales. Dafür werden die Schüler in vier Gruppen eingeteilt. Sie wechseln im Lauf des Schuljahres zwischen den einzelnen Bereichen, bleiben aber in fest eingeteilten Gruppen. So wird das soziale Miteinander gestärkt, dennoch durchlaufen alle Schüler alle Bereiche. Unser Leitbild soll "Gemeinsam wachsen und lernen - miteinander - füreinander" lauten, und getreu diesem Leitbild wollen wir gemeinsam Themen für diese Bereiche erarbeiten und im kommenden Schuljahr umsetzen.

Sind die Halb- und Ganztagsschüler in verschiedenen Klassen?

Wie bisher gibt es gemischte Klassen mit Halbtags- und Ganztagsschülern, aber keine "Klappklassen" mehr: Wir wollen nämlich keine Klassen mehr zusammenlegen, da dies sehr viel Unruhe in den Schulvormittag gebracht hat. Außerdem steht das Klassenlehrerprinzip wieder im Vordergrund - wie im neuen Bildungsplan gefordert. So gibt es auch keine getrennten Elternabende mehr für Halbtags- und Ganztagsschüler, sondern wieder klassenweise Elternabende und gemeinsame Infoabende.

Ist die Grundschule nun vor allem eine Ganztags- oder Halbtagsschule?

Wir sind eine Halbtagsschule - die steht im Vordergrund - mit Ganztagsbetrieb in freier Wahlform. So wurde das Modell vor zwei Jahren vom Schulamt genehmigt, daran sind wir fünf Jahre gebunden. Auch mit der "inneren Konzeptänderung" setzen wir dieses Modell um. Logistisch ist es eine Herausforderung, diese beiden Schularten unter einem Dach zusammenzufügen. Ich bin sehr dankbar für die Kollegen: Sie bringen sich gut ein und hinterfragen auch kritisch, engagieren sich super. Das war auch ausschlaggebend für meine Bewerbung als Schulleiterin.

Wie lange haben die Kinder künftig Schule?

Die Halbtagsschüler haben um 12.45 Uhr Unterrichtsende, für die Ganztagsschüler beginnt da die einstündige Mittagspause. Sie haben bis 16 Uhr Schule. Freitags endet die Schule für alle um 12.45 Uhr.

Was machen die Ganztagsschüler nach der Mittagspause?

Montags und mittwochs können die Kinder Arbeitsgemeinschaften besuchen, dienstags und donnerstags haben sie je eine Unterrichtsstunde und erweiterte Hausaufgabenzeit. Am Nachmittag wird je eine Stunde Technik beziehungsweise Musik unterrichtet. Und die bereits erwähnte Aktivzeit steht ebenfalls noch im Stundenplan.

Welche Arbeitsgemeinschaften bieten Sie an? Sind die nur für die Ganztagsschüler?

In der sechsten Stunde für Halbtagskinder, nachmittags für Ganztagskinder. Jeder darf sich für eine AG im Schuljahr entscheiden. Das sind externe Angebote von Vereinen, der Musikschule, der Stadtbibliothek oder von Privatpersonen. So gibt es zum Beispiel "Kreativ sein" mit dem ASS (Arbeitskreis Schriesheimer Senioren, Anm. d. Red.), Schach, Kinder-Yoga, eine Vorlese-AG oder Progressive Muskelentspannung. Sehr dankbar bin ich auch für das Angebot der Musikschule und Bürgermeister Hansjörg Höfer: Wir können das Musikschulangebot im Ganztag noch einmal kostenlos anbieten. Im nächsten Schuljahr werden wir darüber neu verhandeln, ob das eventuell etwas kosten wird.

Wo wünschen Sie sich weitere Zusammenarbeit?

Mit den Vereinen; da habe ich mich vergangenes Schuljahr noch nicht intensiv kümmern können. Allerdings ist unsere gewünschte Zeit 14.45 bis 16.00 Uhr für viele ehrenamtliche Betreuer in den Vereinen nicht machbar, sie sind ja oft berufstätig.

Wie viele neue Erstklässler kommen nach den Schulferien?

Wir erwarten 72 Erstklässler. Nächstes Schuljahr sind alle Klassenstufen dreizügig.

Haben Sie mehr Halbtags- oder mehr Ganztagsschüler?

In den ersten und zweiten Klassen überwiegen die Ganztagsschüler, in den dritten Klassen ist es ausgewogen, in den vierten Klassen sind mehr Halbtagsschüler. Die Eltern können immer zum Schuljahresende entscheiden, ob ihr Kind nächstes Schuljahr die Halbtags- oder Ganztagsschule besucht. Das bedeutet Flexibilität für die Eltern, aber auch Planungssicherheit für uns.

Wie funktioniert die Integration der Flüchtlingskinder?

Wir haben 16 Flüchtlinge in verschiedenen Klassen. Sie sind gut integriert, bis auf zwei Jungs, die sich schwer einbinden lassen und auch wenig Schulmotivation haben. Nach wie vor gibt es Vorbereitungsunterricht und stundenweise intensiven Deutschunterricht statt Regelunterricht. Demnächst kommen auch Kinder ohne Deutschkenntnisse.

Und nun zum Dauerthema Sanierung: Was tut sich in der Grundschule?

Das ist ein großes Kapitel. Leider ist kein Geld da für Abriss und Neubau. Karina Mayer von der Stadtverwaltung ist aber sehr bemüht, die Sanierungsarbeit voranzutreiben. So werden in den Sommerferien beispielsweise die Wände im Erdgeschoss und Treppenhaus gestrichen. In diesem Zusammenhang werden wir die Schulregeln im Treppenaufgang an die Wand bringen.

Wo sehen Sie dringenden Sanierungsbedarf?

Bei der Heizung, die zum Teil nicht regulierbar ist: Die Stadt hat dadurch enorm hohe Heizkosten. Außerdem fordert die Grundschule schon lange im Sinne des Brandschutzes eine Notrutsche oder Feuerleiter im ersten Obergeschoss Richtung Westen.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung