Schriesheim im Bild 2023

06.10.2017

Anschluss-Unterbringung in Schriesheim - Die Quote ist noch nicht erfüllt

Die Flüchtlingsbeauftragte informierte den Gemeinderat über den aktuellen Stand – Knackpunkt ist Umbau eines Anwesens in der Carl-Benz-Straße

Schriesheim. (nip) Eine "begrenzte Bereitschaft" zum Erwerb des bisher als Gemeinschaftsunterkunft des Rhein-Neckar-Kreises genutzten Gebäudes in der Carl-Benz-Straße 23 registrierte Bürgermeister Hansjörg Höfer in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Die Stadt würde das seit einem Brand im Januar nicht mehr bewohnte Haus gerne vom privaten Eigentümer zur kommunalen Anschlussunterbringung von Flüchtlingen kaufen - und ist deswegen in Verhandlungen mit dem Besitzer. Der Kreis selbst sieht wegen sinkender Flüchtlingszahlen von einem weiteren Betrieb ab.

Laut Zuteilungsquote des Landratsamts muss Schriesheim in diesem Jahr insgesamt 141 Menschen in die kommunale Anschlussunterbringung übernehmen. In diesem Zusammenhang hat die Stadt bislang verschiedene Wohnungen und Unterkünfte im Stadtgebiet angemietet oder erworben. Aktuell sind 55 Menschen untergebracht, für weitere 50 sei bei "Idealbelegung", so die Integrationsbeauftragte Isabell Herschel in ihrem Vortrag, noch Wohnkapazität vorhanden. "Somit bleibt aus derzeitiger Sicht ein Differenzbetrag von 35 bis 40 Personen, für die im Jahr 2017 keine Unterkünfte vorhanden sind", sagte die Beauftragte.

Durch den Kauf des Gebäudes in der Carl-Benz-Straße könnten maximal 40 weitere Menschen eine Unterkunft finden, womit die diesjährige Quote erfüllt wäre. Wie die Zuteilung im kommenden Jahr aussieht, konnte die Integrationsbeauftragte nicht sagen, denn das Landratsamt gebe hier keine Prognose ab. Möglicherweise könnten es 70 bis 80 Geflüchtete werden, für die im Moment aber keine Optionen zur Anschlussunterbringung zur Verfügung stehen. "Wir müssen uns beizeiten Gedanken machen", betonte Herschel. Ein Problem sei auch, dass man die Obdachlosenunterbringung noch nicht habe berücksichtigen können. "Wenn zum Beispiel die Wohnung einer Familie zwangsgeräumt wird, sieht es schlecht aus", erklärte sie weiter.

In der Carl-Benz-Straße könnten laut Vorschlag der Verwaltung kleine Appartements für jeweils zwei Personen entstehen. Seitens der Grünen Liste begrüßte Fadime Tuncer zwar den Erwerb und den Umbau per se, beklagte aber, ihrer Fraktion sei "das Ausmaß des geplanten Umbaus nicht klar genug". Sie merkte zudem an, dass die Lage im Gewerbegebiet lediglich eine befristete Nutzung erlaube: "Eine weitere Nutzung als bezahlbarer Wohnraum ist hier nicht möglich", sagte Tuncer.

Tatsächlich müsste die Stadt nach Auslaufen der befristeten Genehmigung diese entweder verlängern lassen, oder - falls die Verlängerung nicht erteilt wird - sich eine andere Nutzungsmöglichkeit überlegen. Während die Grüne Liste den Erwerb erst einmal ablehnte, sagte Daniel Schneegaß von der CDU, man stehe dem "positiv gegenüber", falls sich das Ganze "wirtschaftlich darstellen" lasse. "Eine Wohnung für Obdachlose wäre uns aber wichtig", betonte er.

Grünes Licht kam von den Freien Wählern. Bernd Hegmann sprach von einer "geeigneten und sinnvollen" Unterbringung nach entsprechendem Umbau. Marco Ginal (SPD) lobte die Findungskommission: Es gebe interessante Ideen, nun müssten Konzepte für eine Nachnutzung her, "vielleicht als Bürgerzentrum". Grundsätzlich stimme man dem Erwerb zu, nicht jedoch "um jeden Preis". In nicht öffentlicher Sitzung beriet der Gemeinderat dann die Details und Kosten für Erwerb und Umbau. Wann die Stadt diese Pläne öffentlich macht, war nicht zu erfahren.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung