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19.10.2017

Verein Weinbau Madonnenberg Schriesheim: Neuer Pate ist gelernter "Buttenträger"

Landes-Innenminister Thomas Strobl ist jetzt Ehrenpate des Vereins Weinbau Madonnenberg - Vorgänger Fischer hielt launige Laudatio

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. "Thomas Strobl ist einer der wichtigsten Politiker im Lande - so jemanden zum Ehrenpaten des Weinbau Madonnenberg e.V. zu machen, ist für Schriesheim sehr erfreulich", konstatierte gestern beim Konvent des Vereins der frühere evangelische Landesbischof Ulrich Fischer. Gemäß den Statuten des 1989 gegründeten Vereins mit seinen namhaften Mitgliedern und Paten, hielt Fischer eine durchaus launige Laudatio auf seinen Nachfolger im Amt des Ehrenpaten.

Und empfahl den stellvertretenden Ministerpräsidenten als einen Menschen, der gerade auch als Jurist für den Verein ein purer Gewinn sei: "Sollten juristische Probleme bei der Weinlese auftreten, die Trauben nicht der EU-Norm entsprechen, Mauern gebaut, Bänke errichtet oder Trinkmengen geregelt werden müssen, hat der Verein mit ihm besten Beistand."

Polizei-Schutz für den Berg?

Für den Madonnenberg, der von Werner Volk und seinen polnischen Erntehelfern übers Jahr hervorragend gepflegt werde, wie Bürgermeister Hansjörg Höfer unterstrich, sieht Fischer "beste Zeiten" heranbrechen. "Neben dem kirchlichen Segen bekommt er jetzt auch polizeilichen Schutz." Er habe läuten hören, dass das Polizeipräsidium von Mannheim nach Schriesheim verlegt und ein Sondereinsatzkommando "SEK Madonnenberg" gebildet werde, um die ohnehin schon sehr geringe Kriminalitätsrate dort unter null zu drücken.

Strobl, Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration sowie Stellvertreter von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, in Heilbronn geboren und aufgewachsen, empfahl sich selbst als Ehrenpaten: Als Student der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg sei er ab und an aufs "Land" nach Schriesheim geradelt, weil man dort als Student noch etwas gegolten habe. Und zu Wein habe er ganz bestimmt eine gewisse Affinität.

Den gestrigen Konvent, in dem auch die Weinhoheiten herzlich grüßten, empfinde er als "sinnstiftende Veranstaltung", die für einen Schwaben ja durchaus mit Vorteilen verbunden sei. "Und es gibt sogar ein Mittagessen", freute sich Strobl schon mal auf das vor, was später aus der Küche des Hotels "Kaiser" kommen sollte. Das Ehrenamt, das Fischer zwei Jahre lang innehatte, habe er nun einfach übernehmen müssen. "Schon, um meinem Glaubensbruder die schwere Last abzunehmen." Doch besitze er auch praktische Erfahrung, sei mit fünf, sechs Jahren schon im "Wengert" gewesen und habe ab dem Alter von zehn Jahren "Butten" auch in den Steillagen getragen. "Das war sehr auskömmlich. Es gab zehn Mark pro Stunde, brutto wie netto, dazu Wein und Essen."

So sei er nicht nur gelernter "Buttenträger", sondern könne auch Trauben schneiden, wofür man ein "feines Händchen" brauche, um die "Früchtchen" zu unterscheiden. Und nicht jede Flasche halte, was das Etikett verspreche, auch da kenne er sich aus. Das sei wie im Bundestag: "Da werden auch manche erkennen, dass sie einem blauen Etikettenschwindel aufgesessen sind." Obwohl er ja aus Heilbronn und somit dem größten Rotweingebiet des Landes entstamme, habe er durch seine Heirat mit einer Badenerin (Strobl ist mit Christine Strobl, der Tochter von Bundes-Finanzminister Wolfgang Schäuble verheiratet, Anm. d. Red.) Weißweine schätzen gelernt. Aber auch der badische Spätburgunder sei ein "wunderbarer Essensbegleiter" zu Wildbret und "Sau".

Die vom früheren Landrat und Vereinsmitbegründer Jürgen Schütz verliehene Ehrenurkunde sehe er als "gewisse Belohnung" für das am Mittwoch eingebrachte Gesetz, das unter anderem die Aufhebung des nächtlichen Alkoholverkaufsverbots in Baden-Württemberg beinhalte. Hier erntete Strobl eher skeptische Blicke aus den Reihen des Konvents, besetzt mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche, mit Bürgermeister Höfer als Vereinsvorsitzendem. Denn Schriesheim ist gerade beim jährlichen Mathaisemarkt froh über dieses Verkaufsverbot als eine von mehreren Präventionsmaßnahmen gegen Gewalt und Randale. Applaus gab’s aber für Strobls Ankündigung, im kommenden Jahr bei der Weinlese im Madonnenberg höchstpersönlich Hand anzulegen. Die letzte Lese fand am 23. September statt: Bei strahlendem Sonnenschein, mit einer neuen Bank und hervorragenden Weinen, wie sich Höfer erinnerte. Alle, die nicht dabei gewesen wären, hätten etwas verpasst.

1400 Kilogramm hatten die fleißigen Helfer geerntet, mit einem Mostgewicht von 88 Grad Oechsle. "Das meiste versekten wir ja seit Jahren", erklärte Schütz. Den jährlichen Konvent mit der Ernennung eines neuen Ehrenpaten aus den Reihen bekannter Persönlichkeiten hält der Weinbau Madonnenberg e.V. stets in der Zeit nach der Lese ab.

Strobl selbst schloss seine Rede mit einem Augenzwinkern und dem Zitat: "Der größte Feind des Menschen wohl, das ist und bleibt der Alkohol. Doch in der Bibel steht geschrieben: Du sollst auch deine Feinde lieben." In dieser Konsequenz folgte naturgemäß das "Prosit" mit Weinen Winzergenossenschaft Schriesheim.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung