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26.10.2017

Branich IG Schriesheim: 70 Jahre Engagement in Reimform

Branich IG feierte ihr Jubiläum im Heinrich-Sigmund-Gymnasium – Die Straßensanierung und neue Beleuchtung als nächste Ziele

Vorsitzende Isolde Nelles (l.) verpackte ihre Rede in Versform und erinnerte an die beschwerliche Anfangszeit auf dem Branich. Die Laudatoren Bürgermeister Hansjörg Höfer und Landtagsabgeordneter Georg Wacker zeigten sich vom Wirken der IG beeindruckt. Foto: Dorn

Von Marco Partner

Schriesheim. Steil und kurvig ist der Weg auf den Branich, einen Berg voller Herausforderungen mussten auch einst seine Bewohner bei dessen Besiedlung bezwingen. Von einer Wochenendhaussiedlung entwickelte sich das Viertel zu einem festen Stadtteil Schriesheims. Einen großen Anteil daran hatte die Interessengemeinschaft Branich, die 1947 gegründet wurde. Am Samstag lud der gemeinnützige Verein zur Feier des 70-jährigen Bestehens ins Heinrich-Sigmund-Gymnasium ein. Neben Musikbeiträgen von Birgit Becher und Wilfried Althammer, Danksagungen und Gedichten würdigten bei der Feststunde auch die Jubiläumsgäste Bürgermeister Hansjörg Höfer und Landtagsabgeordneter Georg Wacker die besonderen Leistungen der IG.

Der Berg scheint nicht nur zum Engagement, sondern auch zum Reimen zu verleiten. Zunächst ist es Michael Ott, der ein von Ernst Landwehr bereits im Jahr 1957 verfasstes Branich-Gedicht rezitiert: "Als das Paradies entstand, Gott es auf dem Branich fand." Doch bald sollte der Berg seine Bewohner auf die Probe stellen. Das Verlegen von Wasserleitungen zum Beispiel konnte nur gemeinsam, Hand in Hand bewältigt werden. Humorvoll wird auch die schon damals laute Branich-Klage, die bis ins Rathaus hinunterschallt, in Lyrik gepackt.

Lange habe sie gegrübelt, wie sie das 70-jährige Währen resümieren soll, so die IG-Vorsitzende Isolde Nelles. Dann greift auch sie zur Versform. "Zusammen in einem Verein, der an Handwerkszeug kommt, ganz fein", umschreibt sie die Anfangsjahre, als einige Mannheimer und Heidelberger in ihren Wochenendhütten auf dem Branich den Neuanfang wagten. Darunter auch ihr Vater und IG-Gründer Heinrich Wachter.

Wie die Gärten und Häuser wuchsen auch die Aufgaben, um die tägliche Versorgung sicherzustellen. "Das Hubertuslädl war bereit, dort konnte man kaufen, was einen grad freut. Die Milch auf den Berg brachte Frau Vögele, mit ihrem kleinen Wägele", erinnert Nelles an die schweren Bedingungen und arbeitet auch den Konsum-Laden, das Engagement der Metzger-Familie im Gymnasium und den Einsatz ihres Vorgängers Frieder Schoenel in das Gedicht mit ein. Wichtige Errungenschaften wie die Kanalisierung, der Wiederaufbau des Blütenweg-Brunnens, die Sanierung der Straßen und Treppen, die Erfüllung des Tunneltraums bis hin zur Internetverbindung und der Wiederbelebung des Ruftaxis werden ebenso in Reimform gebracht.

"Die IG hat an der Entwicklung des Berges großen Anteil gehabt", betont im Anschluss Bürgermeister Hansjörg Höfer. Gerade bei Goldenen Hochzeiten sei er stets in den Genuss gekommen, mit den Pionieren des Branichs intensive Gespräche zu führen. Jetzt freue er sich, dass es wieder viele junge Menschen auf den Berg zieht und die Geburtenrate steigt. "Das hält den Berg jung", so Höfer, der nicht umhinkommt, auch ein paar Worte über die immer größer werdenden Behausungen zu verlieren: "Wer wissen will, was moderne Architektur ist, der muss auf den Branich gehen", witzelt er - und wünscht dem Verein, dass die Zukunftsaussicht mindestens so gut ist wie der Ausblick über die Rheinebene.

Tief beeindruckt vom Wirken der IG zeigt sich auch Georg Wacker. "Sie gibt ihre Interessen nicht nur gegenüber der Stadt kund, sondern strahlt auch eine soziale Wärme aus, schafft Zusammenhalt auf dem Branich, um sich wohlzufühlen", so der CDU-Politiker. Heute zählt der Branich 584 Bewohner, 135 gehören der IG an. "Ich würde mir wünschen, dass die geflickten Straßen saniert werden und wir eine neue Straßenbeleuchtung bekommen", benennt Nelles aktuelle Ziele.

Und während die Festbesucher zum Büffet schreiten, erinnert sich Isa Bognar an die frühen Jahre. "Damals hat noch die Feuerwehr das Wasser geliefert. Zehn Liter für jeden Haushalt. Und auch der Strom ist häufig mal ausgefallen, weil die Leitungen einfach von Baum zu Baum gelegt waren." Das scheint heute kaum mehr vorstellbar, doch zwischen gefestigter Infrastruktur und der Anfangszeit liegen 70 Jahre. "Es war nur möglich durch den Zusammenhalt, durch die gegenseitige Unterstützung", sagt Bognar.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung