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12.11.2017

IHK Rhein-Neckar in Schriesheim: Wie Unternehmensnachfolge erfolgreich gestaltet wird

Christian Schwöbel von der Industrie- und Handelskammer erläuterte, wie sich eine Unternehmensnachfolge erfolgreich regeln lässt

Christian Schwöbel ist bei der IHK Bereichsleiter für Unternehmensförderung und Unternehmensrecht. Foto: Dorn

Schriesheim. (kaz) Wenn der "Seniorchef" seinen Sessel einfach nicht räumen will, muss das keine böse Absicht sein. Möglicherweise kann er einfach nicht loslassen, weil er ohne Arbeit keine Zukunftsperspektive sieht. Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar zeichnet sich seit 2012 jedenfalls eine fatale Entwicklung ab. Für mittelständische Unternehmen werden mehr Nachfolger gesucht, als gefunden. "Unternehmensnachfolge erfolgreich gestalten" ist der Titel eines Moderatoren-Programm, das die IHK aus diesem Grund anbietet und mit konkreten Leistungen verbunden ist. Dieses stellte Christian Schwöbel, Bereichsleiter für Unternehmensförderung und Unternehmensrecht, jetzt auf Einladung der Schriesheimer Wirtschaftsförderung vor. Er hat selbst schön öfter erlebt, das 75-Jährige, ja sogar 85-Jährige seinen Rat suchten, weil sie ihre Firma in jüngere Hände legen wollten oder sollten, sagte Schwöbel. Er kann wiederum nur dazu raten, schon ab Mitte 50 über den eigenen Ruhestand nachzudenken.

Klar, früher war das einfacher. Da übernahm der Sohn die Firma, die der Vater aufgebaut hatte. Ob er wollte oder nicht. Nach der Schilderung von Schwöbel hat sich das in den vergangenen Jahren jedoch wesentlich geändert. Firmeninhaber erwarten nicht mehr, dass das Unternehmen in der Familie bleiben muss. Sie lassen den Kindern die Wahl. Umso wichtiger sind klare Vorstellungen davon, was machbar ist und was nicht. Laut Schwöbel haben viele Firmeninhaber eine zu hohe Kaufpreiserwartung, auch weil sie ihr Unternehmen als Altersversorgung sehen. Über 70 Prozent versäumten es außerdem, sich um eine Notfallplanung zu kümmern. Das heißt, sie bedenken einfach nicht, dass sie einen Unfall erleiden, krank werden oder auch überraschend sterben könnten. "In solchen Fällen steht ein Unternehmen oft von heute auf morgen ohne Denker, ohne Lenker, ohne Vollmachten da", so Schwöbel.

Daher sein dringender Appell, die wirtschaftliche und juristische Handlungsfähigkeit rechtzeitig zu sichern. Bei der Unternehmensnachfolge geht es indessen darum, alles für eine Übergabe vorbereitet und auch das Finanzielle geregelt zu haben. "Gerade bei einer GmbH ist das Herauslösen von Pensionsverpflichtungen aus der Bilanz wichtig", so der Fachmann. Das geschehe oft nicht rechtzeitig und sei deshalb "ein ganz heißes Thema".

Die IHK bietet viele Dienstleistungen zum Nulltarif oder zu moderaten Preisen und weiß, wo Zuschüsse beantragt werden können. Wer schätzen lassen will, was seine Firma wert ist, ist dort an der richtigen Adresse. Außerdem ist die IHK ein "Netzwerker" mit guten Kontakten zu Anwaltsvereinen, der Steuerberaterkammer, Förder- und Bürgschaftsbanken. "In bestehende Geschäftsbeziehungen greifen wir aber nicht ein", so der Referent.

Was ist bei einer Firmenübergabe besonders wichtig? Der einwandfreie Lebenslauf des Nachfolgers, ein Kapitalnachweis und seine Bereitschaft, eine Vertraulichkeitserklärung zu unterzeichnen. Die IHK empfiehlt schon wegen der Neutralität ein "Erstgespräch" in ihren Räumen.

"Die Braut schmücken" nennt Schwöbel die drei bis zehn Jahren vor der geplanten Firmenübergabe, weil sich in dieser Zeit der Wert des Unternehmens möglichst auf eine feste Größe einpendeln sollte. Derweil sollte die Suche nach einem Nachfolger möglichst drei Jahre vor einer geplanten Übergabe beginnen und genügend Einarbeitungszeit einkalkuliert werden.

Info: Christian Schwöbel ist unter Telefon 06221/9017679 oder per E-Mail an christian.schwoebel@rhein-neckar.ihk24.de erreichbar.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung